Inspektor Jury lichtet den Nebel
allzu lange dauern. Da dürften Streiche kaum nötig werden.
«Hallo. Ich bin Molly Singer», sagte die Frau.
Mrs. Mulchop gab ihrem Bedauern Ausdruck, daß Mr. Ashcroft noch nicht da sei, und bot ihr eine Tasse Tee an.
«Wenn sie für eine Illustrierte arbeitet», sagte Jessie, «hat sie sicher eine Menge zu tun. Bestimmt hat sie keine Zeit für –»
«Still, Kind.» Mrs. Mulchop warf Jessie einen bitterbösen Blick zu und fragte Molly Singer: «Oder möchten Sie lieber Kaffee?»
«Sehr lieb von Ihnen. Aber es ist wohl besser, wenn ich mich sofort an die Arbeit mache. Vorausgesetzt, daß Mr. Ashcroft nichts dagegen hätte, natürlich.»
«Nein, er hat überhaupt nichts dagegen», sagte Jessie. «Ich zeige Ihnen gleich die Autos. Sie sind draußen.»
Mrs. Mulchop brummelte: «Miss Singer würde sie wohl kaum im Salon vermuten.»
Molly lachte. Sie hatte nicht nur eine nette, sanfte Stimme, sondern auch ein nettes Lachen. Netter als Saras. Und Sara hatte bloß einen alten Morris Minor … Jess wurde nun doch ein bißchen nervös. «Los, kommen Sie.»
«Wie heißt du?» fragte Molly. Sie hatten den langen Marmorkorridor durchschritten und waren durch das Frühstückszimmer, das Speisezimmer und den Anrichteraum des Butlers (wo Mulchop sich sein Gläschen Sherry genehmigte) gegangen. Nun standen sie in der Küche.
«Jessica Allan-Ashcroft. Das Bild von meiner Mutter hängt im Speisezimmer. Ihr Leben ist sehr tragisch verlaufen.»
«Ach. Wie furchtbar.»
«Ja, wirklich furchtbar.» Jessie nahm ihren Overall vom Haken. «Den ziehe ich immer an, wenn ich an den Autos arbeite.» Sie musterte Molly von Kopf bis Fuß. «Mit den Klamotten können Sie aber nicht drunterkriechen.»
«Das hatte ich eigentlich auch nicht vor», sagte Molly. Sie traten in den Hof.
«Sie brauchen sicherlich nicht lange. Ich zeige Ihnen die Autos, Sie machen Ihre Fotos, und dann können Sie gleich wieder gehen. Mein Onkel ist übrigens schon lange hinter einem Lamborghini her. Der fährt hundertachtzig Meilen die Stunde.»
«Mit Autos kennst du dich ja gut aus.» Molly holte ihre 35-Millimeter-Kamera aus der Fototasche.
«Ja. Wenn Sie ein paar Schritte zurückgehen, bekommen Sie sie gleich alle aufs Bild. Das würde Film sparen.»
«Keine Bange. Ich habe genug mit.»
Das hatte Jessie befürchtet.
«Ich möchte sie mir erst einmal ansehen –»
«Das da ist ein Ferrari. Und das ist ein Jaguar XJ-S – der ist so leise wie ein Rolls und kommt in sieben Sekunden von null auf sechzig. Das da ist ein Aston Martin – Sie wissen schon, das James-Bond-Auto. Da steht der Porsche. Hier haben wir den Lotus, und da ist mein Mini Cooper –»
«Deiner? Soll das heißen, du fährst ihn?»
«Nein», antwortete Jess knapp. Sie wollte mit ihrer Präsentation möglichst schnell fertig werden. «Das da ist ein Mercedes 280 SL Kabriolett. Das ist ein –»
Molly lachte. «Halt! Du bist viel zu schnell, das kann ich mir ja gar nicht alles merken.»
Aber Jess machte weiter: «Das ist ein Silver Ghost.»
«Junge, Junge, ein Silver Ghost. Der muß deinen Onkel eine ganz schöne Summe gekostet haben.»
Wenn sie sich bloß ihre Bemerkungen sparen würde, dachte Jessie, damit ich weitermachen kann. «Ist nicht seiner. Gehört unserem Besuch. Würde Ihnen gut gefallen. Er ist Graf, gutaussehend, reich und unheimlich nett.»
«Hmm.»
Jessie fand, ihre Beschreibung hätte eine enthusiastische Reaktion verdient. Aber manchen Menschen konnte man es offenbar einfach nicht recht machen. «Wie dem auch sei, Sie müssen die Namen von den Autos ja auch nicht behalten, wenn Sie bloß Fotos machen wollen.»
Molly justierte die Kameralinse. «Leider doch. Was hätten unsere Leser von Autos, zu denen keine korrekten Angaben gemacht werden?»
Jessie ärgerte sich, verschränkte die Arme und kratzte sich beide Ellbogen, während sie der Fotografin bei der Arbeit zuschaute. Sie ging sehr sorgsam mit ihrer Ausrüstung um, bei diesem Schneckentempo würden sie hier den ganzen Nachmittag zubringen. «Wie spät ist es?»
Molly sah auf ihre Uhr. «Halb zwei. Wenn du etwas zu tun hast, laß dich nicht abhalten.»
«Nein, das geht schon in Ordnung. Was macht Ihr Mann? Fotografiert der auch?»
«Ich habe keinen.»
Beunruhigt musterte Jessie sie noch einmal von Kopf bis Fuß. Kein Zweifel, eine so gutaussehende Frau war noch nie auf Ashcroft gewesen: glänzendes, schwarzes Haar und hellbraune Augen. «Das tut mir aber leid.»
«Daß ich nicht verheiratet bin? Glaubst
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