Intelligenz aus dem Nichts
sie verwirrt.
»Aber dieser Zustand kann doch korrigiert werden«, versicherte er ihr. »Wir müssen lediglich weniger und die richtige Nahrung essen. Wir ernährten uns ja fast nur von Kohlehydraten und Zucker.«
»Muß ich mir das bieten lassen? Du beschimpfst mich, nennst mich fett! Ich war immer angenehm gerundet, genau wie viele Männer es mögen.«
»Wirklich?« fragte Adam interessiert. »Ich persönlich finde Fettleibigkeit abstoßend.«
Louella heulte auf, stemmte sich aus dem Stuhl und rannte ins Nebenzimmer. Die Tür schlug sie hinter sich zu. Adam betrachtete das Regal, auf dem Louella ihren kleinen Vorrat aufbewahrte. Er bestand aus verschiedenen Nudelsorten, Kräckers, Keksen und Erdnußbutter.
»Gemüse«, murmelte er. »Weizenkeim, Vollkornbrot, Joghurt …«
Er öffnete die Dose, in der Louella gewöhnlich ihr Geld aufbewahrte. Sie war leer. Er drückte die Klinke zum anderen Zimmer, aber die Tür war verriegelt. »Schwester Louella«, rief er. »Ich brauche Geld, um die neuen Lebensmittel kaufen zu können.«
»Ich will dich nicht mehr sehen! Geh fort!« schluchzte sie.
Adam dachte darüber nach. »Gut«, sagte er. »Leben Sie wohl.«
Er war schon fast an der Treppe, als Louella ihm nachgelaufen kam. »Adam! Wohin gehst du denn?«
»Ich habe noch kein bestimmtes Ziel im Auge. Ich wollte nur fort, um Ihnen nicht weiteren Kummer zu verursachen.«
»Aber das darfst du nicht! Du kannst mich doch nicht einfach hier allein unter diesen Gelben lassen!«
»Ich wüßte nicht, weshalb ich das nicht können sollte«, erwiderte Adam ernst.
»Hör mir zu, Adam. Ich koch’ dir, was du willst, du brauchst es nur sagen. Tut mir leid, daß ich mich so aufgeführt hab’. Ich weiß ja, du wolltest mich mit meinem Gewicht bloß aufziehen.«
»O nein, ich meinte es durchaus ernst. Die neue Ernährung wird helfen. Sie werden es schon sehen.«
»Also gut, Adam: Ich werde das Richtige kochen. Warte hier, ich kauf schnell alles ein.«
»Ich halte es für angebracht, sofort mit einem Fitneß-Programm zu beginnen.« Er folgte ihr auf die Straße, blieb jedoch zurück, da er sich die Krawatte aufband und das Jackett über den Arm hing. Dann atmete er ein dutzendmal tief ein und langsam aus, ehe er mit genauer Atemkontrolle den belebten Bürgersteig entlanglief.
Er hatte den zweiten Häuserblock erreicht, als ein Streifenwagen mit quietschenden Bremsen neben ihm anhielt und zwei Polizisten heraussprangen. Adam achtete nicht auf ihre Rufe. Er kam gar nicht auf die Idee, daß ihr Erscheinen mit ihm zusammenhängen könnte, bis einer sich auf ihn stürzte und ihn zu Boden warf.
Adam erwachte. Sein Schädel schmerzte, sein Gesicht ebenfalls. Er berührte es. Seine Oberlippe war geschwollen, seine Nase aufgeschürft. Er lag in einer Zelle. Ein übergewichtiger Polizist in Hemdsärmeln beugte sich über ihn. Neben ihm stand Mr. Lin.
»… übernehme die volle Verantwortung«, sagte Mr. Lin. »Ich bin sicher, es gibt eine einfache Erklärung.«
»Man kann nie wissen«, brummte der Polizist. »Er rannte, als hätte er etwas gestohlen, und blieb nicht stehen, als wir ihn dazu aufforderten.«
Adam setzte sich auf und preßte die Hände an den Kopf. »Ich bin gelaufen, weil ich mit meinem Fitneß-Programm angefangen habe.«
Der Polizist runzelte die Stirn. »Ich hab’ ja gehört, daß manche in den Vororten und außerhalb der Stadt Dauerläufe machen, aber doch nicht durch Chinatown!«
»Mr. Adam schon«, sagte Mr. Lin fest.
»Es wäre trotzdem besser, wenn er es das nächstemal woanders macht«, brummte der Polizist und komplimentierte Mr. Lin und Adam aus dem Revier.
Auf Mr. Lins Rat suchte Adam eines der Fitneß-Zentren auf, bezahlte achtunddreißig Dollar Aufnahmegebühr und kaufte sich ein Sweatshirt und eine Trainings- und Turnhose. Der ihm zugeteilte Trainer führte ihn zu einem Trimmrad und sagte ihm, er solle treten. Nach einer halben Stunde wurde Adam es müde. Er suchte seinen Trainer, fand ihn jedoch schlafend auf einer Bank außerhalb der Sauna. Zuerst wollte er ihn wecken, doch da fiel ihm der Air Force Major ein, und er beschloß, sich die Anweisungen lieber von ihm zu holen. Er benutzte die angegebenen Geräte und machte alle Übungen, die der Major ihm vorschlug.
Nach eineinhalb Stunden war sein Trainingsanzug von Schweiß völlig durchnäßt und ihm selbst entsetzlich übel. Aber nach der Dusche fühlte er sich besser und genoß den Infrarot-, den Kampfer- und den Trockenhitzeraum,
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