Irgendwo dazwischen (komplett)
ist, mit ihm zu schlafen. Wenn jemand so sehr behauptet,
dass alles so toll ist, dann stimmt da etwas nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihr
glauben soll. Aber sie scheint glücklich. Wir haben mal wieder Biologie. Kim
versucht, zu lauschen und Ella sitzt am Fenster und ist beleidigt, weil Emma
Ella seit Neuestem meidet. Mir geht während dessen durch den Kopf, wie vernarrt
Elias in Giselle war.
„Emma... Ich habe ganz vergessen, dass ich heute erst noch heim
muss. Meine Mama und ich gehen noch zum Friseur. Ich brauch ne Veränderung,
weißt du... Passt es dir auch, wenn ich erst am späten Nachmittag komme?“ Als
sie mich verdutzt anschaut, füge ich hinzu, „Wenn ich mich nicht irre, hat
Clemens heute sowieso abends Training und dann könntest du ihn davor noch
sehen.“
„Das ist wirklich süß von dir, dass du dir solche Kleinigkeiten
merkst... Klar... Ab halb sechs bei mir? Was willst du denn machen beim
Friseur? Und seit wann machst du wieder was mit deiner Mama?“ fragt Emma
verblüfft.
„Der Kieferbruch hat viel verändert “, sage ich kurz, „und ja,
halb sechs passt prima...“
Emma
Ich fühle mich wie immer. Und das ist scheiße. Ich spiele allen
etwas vor. Und insgeheim wünschte ich, jemand würde diese Maskerade
durchschauen. Doch keiner tut es. Alle beneiden mich um mein Glück mit Clemens.
Wenn Lili heute kommt, werde ich es ihr sagen. Vielleicht. Ach was... ich werde
sicher nichts sagen. Ich habe ihr wehgetan. Ich kann doch jetzt unmöglich
zugeben, dass alles zwischen Clemens und mir der absolute Witz ist. Außerdem
war ich nicht ganz unehrlich. Der Sex ist das Beste an der Sache. Vielleicht
auch, weil es das Einzige ist, was zwischen uns ist. Doch in letzter Zeit bin
ich in Gedanken bei Stefan, und Clemens scheint auch nicht mehr so sehr daran
interessiert, mich auszuziehen. Manchmal wünschte ich, ich wäre wieder klein.
Was hatte man da schon für Sorgen? Blöd nur, dass einem diese, aus heutiger
Sicht winzigen Sorgen damals riesig erschienen. Und wer will den ganzen Mist
schon zwei Mal machen? Nein, klein sein wäre doch scheiße. Aber älter sein ist
auch nicht besser.
Vielleicht ist mein größtes Problem, dass ich weiß, was ich will,
aber mal wieder zu feige bin, den entscheidenden Schritt zu machen. Aber wenn
ich Stefan schreibe, was dann? Es ist schon lange aus. Er hat wahrscheinlich
inzwischen eine schnuckelige Kanadierin gefunden, die nicht so blöd ist wie
ich. Und dann kommt aus heiterem Himmel, und noch dazu viel zu spät, ein Brief
von der bekloppten Emma, die doch noch darauf gekommen ist, dass sie nicht
will, dass es vorbei ist. Das ist so erbärmlich. Ich meine, ich habe Lili ewig
vorgehalten, dass sie nicht über Elias hinweg kommt. Und ich? Ich bin keinen
Deut besser. Na ja, vielleicht ein wenig. Immerhin waren Stefan und ich über
ein Jahr zusammen. Elias hat in Lili doch nie mehr gesehen als eine zusätzliche
kleine Schwester. Mir war nie klar, wie schwer das für sie gewesen sein muss...
Marie
Irgendwie ist sie manchmal seltsam. Sie erzählt nichts von sich.
Alles muss man ihr aus der Nase ziehen. Ja, sie schläft gerne mit mir. Und wir
haben einen ähnlichen Geschmack. Und wir können über ähnliche Dinge lachen.
Doch ich weiß nicht, wer sie wirklich ist. Da scheint etwas in ihr zu sein, das
sie mir nicht zeigen will. Es könnte auch sein, dass ich mir das einbilde. Ich
meine, wir kennen uns noch nicht lange. Vielleicht gehe ich zu sehr von Lili
aus. Sie ist ein offenes Buch für mich. Sie vertraut sich mir an. Mona ist ein
Rätsel. In ihrem Zimmer stehen Fotos von einem Kerl. Und wenn ich sie dann
frage, wer er ist, antwortet sie nur kurz und desinteressiert. Ich weiß auch
nicht, ob ich sie wirklich liebe. Wenn ich meine Gefühle für Mona mit meinen
Empfindungen für Lili vergleiche, dann sicherlich nicht. Aber vielleicht war
Lili eben die große Liebe, und Mona ist nur die kleine. Es ist so wie bei einem
Surfer. Sicher will er eine große Welle, aber er freut sich nach einer langen
Flaute auch über eine mittlere. Und Mona ist so eine mittlere Welle nach einer
langen Flaute. Das klingt furchtbar, aber ich will eben auch nicht immer die
sein, die niemanden hat. Und wenn es bloß zum Streiten ist. Alle können über
dramatische Ausbrüche ihrer Beziehung erzählen, und ich bin immer die, die
nickt und Verständnis zeigt. Und meistens kommt dann so ein Blick. So ein was weißt du denn schon Blick. Ich habe das satt. Und
deswegen nehme ich eine
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