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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gestalten war, die jetzt auf dem Boden lagen; es musste ein Dutzend sein, wenn nicht mehr.
    Rasch ging ich zu Adler und fuhr abermals sichtbar zusammen, als ich die Gestalt erkannte, neben der der Captain kniete. Es war der Mann aus der Straßenbahn. Wenigstens schloss ich das aus seiner Kleidung.
    Ob es wirklich der Mann mit dem Leberfleck war, vermochte ich nicht zu sagen, denn der Leberfleck war genauso verschwunden wie der Rest seines Gesichts, und wenn man es genau nahm, sogar der größte Teil seines Kopfes. Wo sein Gesicht sein sollte, klaffte ein mehr als faustgroßer blutiger Krater, durch den man einen Blick auf den blutbesudelten Boden darunter werfen konnte. Ein widerlicher Geruch nach verbranntem Fleisch und schmorenden Knochen stieg mir in die Nase, und die dunkelrote Lache wurde größer.
    »Aber wie … wie kann das sein?«, stammelte Adler. »Das ist doch gar nicht …« Er sprach nicht weiter, sondern drehte mit einem Ruck den Kopf und starrte aus aufgerissenen Augen dorthin, wo der unheimliche Doppelgänger gestanden hatte. Er erbleichte, und es war ein durch und durch unheimlicher Anblick, denn es geschah langsam und vom Scheitel abwärts entlang einer geraden Linie, genau wie die Grenze der Vernichtung, die den Doppelgänger aufgezehrt hatte.
    »Aber wie kann das sein?«, hauchte Adler. »Ich habe doch nicht …«
    »Staunen Sie später, Captain«, fiel ihm Nikola ins Wort. »Ich brauche Ihre Hilfe. Und die Ihrer Männer! Schnell!«
    Adler war sichtlich froh, dem entsetzlichen Anblick entfliehen zu können, denn er rannte regelrecht zu Nikola, während es mich fast meine gesamte Willenskraft kostete, mich von dem morbiden Anblick loszureißen. Selbst in meiner Zeit als Polizist hatte ich selten etwas Schlimmeres zu Gesicht bekommen.
    Ich stand rasch auf und ging zu Allison zurück. Sie hatte sich einigermaßen gefangen und zitterte zumindest nicht mehr wie Espenlaub, aber ihr Blick war nach wie vor leer, und sie reagierte auch nur mit einem schwachen Nicken, als ich sie ansprach.
    Auch wenn mir die Erkenntnis schier das Herz brach, so sah ich doch ein, dass ich im Moment nichts für sie tun konnte, also ging ich zu Jacobs, der jedoch das Bewusstsein verloren hatte, wenn er nicht gar tot war, sodass ich mich den anderen Überlebenden dieser grässlichen Menschenfalle zuwandte. Es waren schrecklich viele, eindeutig mehr als das Dutzend, das ich ohnehin befürchtet hatte. Mindestens die Hälfte von ihnen war tot oder bewusstlos. Ich war nicht wirklich überrascht, als ich einen Jungen von vielleicht zwölf oder vierzehn Jahren fand, der noch am Leben und sogar bei Bewusstsein war, mich aber nur aus leeren Augen anstarrte und mir schrecklich abgemagert vorkam; zwischen dem Chip, an den ich mich erinnerte, und diesem ausgezehrten Jungen lagen mindestens dreißig Pfund, wenn nicht mehr.
    Von den anderen Opfern des Spinnenungeheuers kannte ich keines, auch wenn mich der Anblick eines weiteren Mannes zutiefst erschreckte, denn er trug eine Polizeiuniform.
    »Fragen Sie nicht, Quinn!«, schalt mich Nikola. »Helfen Sie lieber! Hier, nehmen Sie diesen Draht!«
    Ich riss mich auch von diesem Anblick los, ging zu Nikola und nahm gehorsam einen dünnen Kupferdraht entgegen, den er mir reichte. »Befestigen Sie ihn an der Kette dort, gleich neben der Tür«, befahl er. »Achten Sie darauf, dass das Metall sicheren Kontakt hat.«
    Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, was ich da eigentlich machte, aber ich tat mein Bestes, genau wie Adlers Constabler, die kein Problem damit zu haben schienen, dass Nikola kurzerhand das Kommando übernommen hatte.
    »Was zum Teufel tun wir hier eigentlich?«, polterte der Captain, dem es anscheinend erst jetzt auffiel, dass er nicht mehr das Sagen hatte.
    »Ich versuche Ihnen und allen anderen hier das Leben zu retten, Captain«, antwortete Nikola. »Ach ja, und mir auch … falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Was soll der Unsinn? Wir müssen hier raus! Diese Menschen müssen zu einem Arzt!«
    »Sie kommt zurück, verstehen Sie das denn nicht?«
    »Nein«, antwortete Adler. »So wenig wie Sie! Woher wollen Sie wissen, wie dieses Ungeheuer denkt?«
    »Weil es gar nicht denkt«, antwortete Nikola. »Es ist eine Maschine, und ich weiß, wie Maschinen funktionieren. Und jetzt machen Sie sich nützlich. Wir haben nicht viel Zeit. Sie wird bald zurück sein. Wenn sie auch nur halbwegs so konstruiert ist, wie ich annehme, dann hat sie sich schon fast wieder repariert.«
    »Sie hat sich

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