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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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in die Hände fällt, die nach Franziskas Tod deren Post noch entgegennimmt. All dies erfolgte in dem Willen, dass nach außen bekannt wird, dass sich für Dominique erst jetzt die ihr scheinbar verborgen gebliebene Affäre ihres Mannes offenbart. Ihren Mann hat sie in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang in den Archivraum des neuen Verwaltungsgebäudes der Quovoria-Versicherung gelockt. Die Mediziner sind sich sicher, dass er über einen Zeitraum, der etwa mit dem 23. Oktober begonnen haben könnte, keine Nahrung mehr aufgenommen hat. Wir werten auch noch die Urin- und Kotfunde in seinem Gefängnis aus, aber ich bin mir sicher, dass dieser Befund bestätigt werden wird. Dominique hat getan, was zu tun war: Sie ist ihrem vermeintlich untreuen Mann auf die Schliche gekommen, hat von der Tragik seiner vorgeblichen Beziehung erfahren, die Person, die M als eine von Pierre Brossard verschiedene Person identifizieren könnte, beseitigen lassen und den Tod ihres Mannes eingeleitet, indem sie ihn dem Verhungern ausgesetzt hat. Hier werden wir noch zu klären haben, wie Dominique an dieser Stelle weiter verfahren wollte. Wir gehen davon aus, dass sie Pierre entweder später würde töten lassen, wovor sie bislang in eigener Person zurückscheute. Oder sie hätte gemeinsam mit M den verhungerten Pierre zu einem geeigneten Zeitpunkt aus dem Keller verschwinden lassen. Die Gelegenheit dazu bestand, denn mit dem Bezug des Gebäudes soll erst in zwei Monaten begonnen werden, und Dominique hatte als Einzige alle erforderlichen Schlüssel. Es gehörte zu ihrem Selbstverständnis, zu den von ihr geplanten Gebäuden bis zur Übergabe an den Bauherren die Schlüssel zu behalten, weil sie die Bauwerke in gewisser Weise als ihre eigenen betrachtete. Sie musste einen Selbstmord Pierres inszenieren, was nur geklappt hätte, wenn er dauerhaft verschwindet. Ich vermute deshalb, dass sie ihren Mann in dem Keller nur – sagen wir – geparkt hatte. Mit Pierre Brossard verschwand sein Auto, das wir natürlich nicht in die Finger bekommen durften, weil man ansonsten hätte nachweisen können, dass sich Franziska Bellgardt vermutlich nie in diesem Auto befunden hat. M wird sie in seinem oder irgendeinem anderen Auto mitgenommen haben, wenn die beiden unterwegs waren. Zeugen, die den von M gefahrenen Wagen gesehen oder sogar sein Kennzeichen notiert hätten, haben wir nicht gefunden. Wir gehen davon aus, dass Pierres Wagen irgendwo wieder auftauchen wird. Autos verschwinden nicht so einfach. Aber das Fahrzeug wird uns keine anderen Erkenntnisse vermitteln als die, die ich Ihnen gerade vortrage. Zuletzt hat Dominique noch Pierres Handy entsorgt.«
    Ylberi machte eine Pause und trank wieder etwas von dem inzwischen kalt gewordenen Kaffee. Seine Hand zitterte ein wenig. Er hatte einen roten Kopf bekommen. Die Konzentration strengte ihn an.
    »Jetzt kommen Sie ins Spiel, liebe Frau Schwarz«, fuhr er fort. »Dominique wusste natürlich nicht, wen sie mit ihrem an 0829 adressierten Hilferuf erreichte, und sie wusste natürlich auch nicht, dass Franziska Sie als Briefkasten für all ihre Briefe benutzt hat, die ihr über Chiffre von der Redaktion zugesandt wurden. Sie sind ihr Ansprechpartner geworden und sie hat Sie umworben und für ihre Dienste eingespannt. Dominique erstattete in Ihrem Beisein Suchanzeige nach ihrem Mann, übergab die bewussten Briefe an die Staatsanwaltschaft und lockte Sie sodann nach Paris, was, wie ich vermute, ausschließlich den Zweck hatte, das schwarz gestrichene Zimmer von Pierre zu präsentieren, das wirksam auch noch mit Ausschnitten von schlimmen Nachrichten plakatiert wurde. Dominique hat in ihrer Vernehmung wie beiläufig erwähnt, dass Sie all dies bezeugen könnten. Dieses Gebaren zeigt natürlich, wie das ganze Theater zelebriert wurde. So gibt es Zeugen im Vorfeld der Tat für die vermeintliche Beziehung zwischen Franziska und Pierre und Zeugen für den vermeintlichen Persönlichkeitswandel ihres Mannes. An alles ist gedacht. Sie, Frau Schwarz, haben in Paris überdies die Postkarte gefunden, die Franziska von der Mosel nach Paris geschickt hat. Eine perfekt gelegte Spur. Wieder ein Beweis aus dem Liebesleben Pierres, der wie zufällig auftaucht.«
    »Das stimmt!«, unterbrach Marie. Sie erzählte im Detail, wie es zu dem Fund der Karte kam.
    »Na, sehen Sie!«, kommentierte Ylberi anerkennend. »Auf diesen Trick muss man erst einmal kommen. Natürlich werden Sie die Tür zu dem Zimmer verschlossen haben, weil

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