Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Verschwundenen erstmals gleich zwei Geiseln genommen hatten.
Bei den drei letzten Raubzügen hatten die Banditen dann auch Güter aus einem der Waggons gestohlen. In zwei Fällen hatte es sich um Metall und in einem um Lebensmittel gehandelt – zumindest berichteten dies die Zeitungen. Mit jedem Fall waren die Einzelheiten interessanter geworden, denn die Ladung war immer besser gesichert gewesen. Die Schlösser waren sicherer gewesen, und Wachmannschaften waren neben den Zügen hergeritten. Die Überfälle waren mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor sich gegangen, wenn man das Gewicht der geraubten Waren bedachte.
Haben sie eine Zeitblase benutzt, so wie es Wayne tut?, dachte Waxillium. Nein. Man konnte eine solche Blase nicht verlassen, sobald sie erschaffen war, und es wäre unmöglich, sie für einen derartigen Raub groß genug zu machen. Zumindest hatte er noch nie von einer solchen Blase gehört.
Waxillium las weiter. Es gab viele Artikel voller Theorien, Zitate und Augenzeugenberichte. Etliche deuteten die Benutzung einer Zeitblase an, aber die Kommentatoren verwarfen dies. Es waren so viele Menschen zum Abtransport des Gestohlenen nötig, dass sie unmöglich allesamt in eine einzige Blase passen konnten. Man hielt es deshalb für wahrscheinlicher, dass ein Ferrochemiker, der seine Kräfte vergrößern konnte, die schweren Materialien aus den Waggons hob und sie davontrug.
Aber wohin? Und warum? Und wie gelang es ihnen, die Schlösser und die Wachen zu überwinden? Waxillium schnitt diejenigen Artikel aus, die er interessant fand. Nur wenige boten gesicherte Informationen.
Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihn, gerade als er die Artikel auf seinem Schreibtisch ausgelegt hatte. Er hob den Blick und sah Tillaume in der Tür stehen. Er hielt ein Tablett mit Tee in der Hand, während ihm ein Korb am Henkel vom Arm hing. » Tee, Herr?«
» Das wäre ganz wunderbar.«
Tillaume trat ein und deckte einen kleinen Beistelltisch neben dem Schreibtisch. Aus dem Korb holte er eine Tasse und eine weiße, gestärkte Serviette. » Haben Sie einen besonderen Wunsch?« Tillaume konnte aus den einfachsten Zutaten Dutzende verschiedener Tees zubereiten, indem er sie so mischte, wie er es für richtig hielt.
» Egal.«
» Herr, Tee ist aber sehr wichtig. Er sollte niemals egal sein. Wollen Sie bald zu Bett gehen?«
Waxillium betrachtete die ausgeschnittenen Zeitungsartikel. » Auf keinen Fall.«
» Sehr gut. Wünschen Sie etwas, das Ihnen einen klaren Kopf macht?«
» Das wäre schön.«
» Süß oder nicht?«
» Nicht.«
» Pfefferminz oder würzig?«
» Pfefferminz.«
» Stark oder schwach?«
» Hm … stark.«
» Ausgezeichnet«, sagte Tillaume und nahm einige Gefäße sowie ein paar silberne Löffel aus seinem Korb. Er machte sich daran, verschiedene Pulver und Kräuter in einer Tasse zu mischen. » Der Herr wirkt äußerst angespannt.«
Waxillium klopfte gegen den Tisch. » Der Herr ist ziemlich verärgert. Zeitungen bieten nur sehr ungenügende Möglichkeiten für Nachforschungen. Ich muss wissen, was sich in der ersten Waggonladung befunden hat.«
» In der ersten Waggonladung, Herr?«
» In dem ersten Zug, den die Banditen überfallen haben.«
» Frau Grimes würde dazu bemerken, dass Sie in alte Gewohnheiten zurückfallen, Herr.«
» Frau Grimes ist aber glücklicherweise nicht hier. Außerdem schienen Großherr Harms und seine Tochter entsetzt darüber zu sein, dass ich nichts über diese Verbrechen wusste. Also muss ich mich über die Ereignisse in der Stadt auf dem Laufenden halten.«
» Das ist eine ausgezeichnete Entschuldigung, Herr.«
» Danke«, sagte Waxillium und nahm die Teetasse entgegen. » Ich habe mich sogar selbst schon fast überzeugt.« Er nahm einen Schluck. » Bei den Schwingen der Bewahrung, ist das gut!«
» Danke sehr, Herr.« Tillaume nahm die Serviette, faltete sie in der Mitte und legte sie über die Armlehne von Waxilliums Sessel. » Wenn ich mich recht erinnere, war das Erste, was gestohlen wurde, eine Ladung Wolle. Ich habe zu Anfang der Woche gehört, wie sich die Leute beim Fleischer darüber unterhalten haben.«
» Wolle. Das ergibt doch keinen Sinn.«
» Keines dieser Verbrechen ergibt einen Sinn, Herr.«
» Ja«, meinte Waxillium. » Leider sind gerade dies die interessantesten Verbrechen.« Er nahm noch einen Schluck Tee. Der starke, minzige Duft klärte Nase und Gedanken. » Ich brauche Papier.«
» Was …«
» Ein großes Blatt«, fuhr
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