Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
dem Gedanken an das, was neulich auf Blackbeard Island geschehen war, waren deutlich zu spüren. Wir waren verzweifelt gewesen. In die Ecke getrieben und von Naturi umzingelt, hatten wir gemeinsam entschieden, unsere Kräfte zu einem letzten Angriff zu vereinen. Er hatte meine Hand genommen, als er seine Kräfte in meinen Körper zwang, und mich dann benutzt wie eine Waffe aus der Hölle. Bei Themis war es ein Unfall gewesen. Wir hatten ja keine Ahnung, wozu wir fähig waren. Auf der Insel jedoch, verängstigt und hilflos, wussten wir genau, was wir taten, als wir alle dort töteten. Wir spürten jede einzelne Seele, die zu düsterer, kalter Leere zermalmt wurde. Wir hatten ihre Seelen vernichtet. Nein, das will ich auch nicht, gestand ich leise und senkte den Kopf, bis ich nur noch seine Brust sehen konnte. Nie wieder.
Wir können es schaffen, beharrte ich. Immer noch war ich mir sicher, dass es einen anderen Weg geben musste, um die Verbindung zwischen uns zu nutzen. Es musste einfach einen geben. Irgendwie mussten wir es schaffen, diese Macht einzusetzen, ohne gleich ihre Seelen zu zerstören. Es geht um Beherrschung. Die haben wir doch. Mira ...
Ich merkte, dass er unschlüssig wurde. Auch ihm war klar, dass dies unsere beste und einzige Chance war, die Nacht zu überleben. Wir müssen es tun. Wenn wir sie heute Nacht aufhalten, wird es morgen Nacht keinen Marsch auf Machu Picchu geben.
Danaus ließ meinen Arm los, wich mir aber nicht von der Seite und starrte mich weiterhin an. Er wollte mich nicht in seinem Kopf haben, während er meine Worte abwägte. Es war ihm vollkommen gleichgültig, ob Jabari oder sonst irgendein Mitglied des Konvents mich umbringen wollte, sobald ich die Aufgabe erfüllt hatte, die sie mir zugedacht hatten. Klar, vielleicht hätte er die Ehre, mir den Kopf abzuschlagen, lieber für sich beansprucht, aber tot war tot, soweit es ihn betraf.Dennoch hoffte ich, dass ihm ebenso klar war, dass unsere beste Chance, die Naturi zu besiegen, darin bestand, sie jetzt anzugreifen, statt eine Attacke auf Machu Picchu zu führen.
„Wir lassen es langsam angehen", sagte Danaus endlich. „Ganz meine Meinung", antwortete ich und versuchte, mir meine Erleichterung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. „Nur die Naturi in Peru", fügte er hinzu.
Ich versuchte, angesichts seines Tonfalls nicht zu lachen. Es ging ihm nur noch darum, sein eigenes Gewissen zu beruhigen. „Du bist der Chef bei dieser Sache. Ich bin nur die Waffe", gab ich zurück, und eine Spur von Bitterkeit schlich sich in meine Stimme. „Mira, was ist los? Was hast du vor?", schaltete sich Stefan plötzlich ein. Ich hatte ganz vergessen, dass der Nachtwandler immer noch neben uns stand. Aber das spielte im Moment keine Rolle. Er spielte überhaupt keine Rolle. Es gab nur noch Danaus und die Naturi.
„Wir schaffen uns die Naturi vom Hals", murmelte ich und hob die Hand, bis sie zwischen mir und Danaus in der Luft hing. Danaus holte tief Luft und schlang die langen Finger um meine. Einen Augenblick lang gab es nur seine Wärme. Die Kraft, mit der er meine Hand hielt, war beruhigend und auf nachhaltigere Weise ermutigend, als ich es seit Langem gespürt hatte. In diesen Sekunden verschwand die Welt mit all ihren Gefahren, weil es jemanden gab, der treu an meiner Seite stand.
Und dann schrie ich. Der Schmerz war überwältigend und brannte heller als das Feuer um mich herum, heller als die Sonne, an die ich mich just in diesem Moment wieder erinnerte. Mein Rücken krümmte sich, und meine Glieder bebten, als die Muskeln und Knochen in mir ächzten und explodierten. Ich spürte Danaus' Macht, aber die Kraft der Erde hielt dagegen. Beide wühlten tief in meinem Inneren und rangen um die Oberhand. Auf die geisterhaften Seelen der Naturi um uns konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Es gab nur blendend weißen Schmerz.
Konzentriere dich!, befahl Danaus, aber ich konnte ihn bei dem Brausen in meinem Kopf kaum verstehen. Ich ließ die Energie frei und sah, wie um mich herum Naturi in Flammen aufgingen, aber nicht so, wie wir es geplant hatten. Die Energie wurde übermächtig. Ich entwand Danaus meine Hand und fiel auf die Knie. Sterne tanzten vor meinen Augen, und ich kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Die Flammen vor meinen Augen wurden heißer und nahmen ein Furcht einflößendes Blau an. Die Energie, die mich durchströmte, suchte nach einem Ventil.
„Was ist passiert?", fragte er aufgeregt und kniete sich vor mich
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