Jägerin des Herzens
weiter bedrängen. Ich finde schon eine andere Gelegenheit dich zu besuchen, das verspreche ich dir.«
»Nein, ich möchte, dass du bleibst«, schrie Penelope und krallte ihre Finger in Alex’ Arm. »Bitte, Mylord, bitte, erlaubt ihr, hier zu bleiben!«
»Du brauchst mich nicht darum zu bitten«, murrte Alex. Wie konnte er seiner Verlobten einen Wunsch abschlagen, wenn sie ihn vor ihrer Familie, dem Butler und allen anderen Dienstboten darum bat? Er blickte Lily finster an und erwartete, ein triumphierendes Funkeln in ihren Augen oder zumindest ein leises Heben der Mundwinkel zu sehen.
Aber ihr Gesicht war so unschuldig, dass es der Heiligen Johanna zur Ehre gereicht hätte. Verdammt! »Tu, was dir beliebt«, sagte er zu Penelope. »Sieh nur zu, dass sie nicht in mein Blickfeld gerät.«
»Oh, danke!« Penny wirbelte entzückt herum, umarmte Lily und dann Totty. »Mama, ist es nicht wundervoll?«
Während Penelopes Ausbruch von Dankbarkeit trat Lily auf Alex zu. »Raiford, es tut mir Leid, dass wir beide einen schlechten Anfang hatten«, sagte sie ruhig. »Es war meine Schuld. Können wir nicht die verdammte Jagd vergessen und einfach noch einmal von vorne anfangen?«
Sie war so aufrichtig, so offen und ehrlich, aber Alex glaubte ihr kein Wort. »Miss Lawson«, erwiderte er langsam, »wenn Ihr irgendetwas untemehmt um meine Pläne zu durchkreuzen …«
»Was dann?« Lily lächelte ihn herausfordernd an. Er konnte ihr nichts tun. Das Schlimmste war ihr schon vor langer Zeit geschehen. Sie hatte keine Angst vor ihm.
»Dann werdet Ihr es für den Rest Eures Lebens bedauern«, sagte er leise.
Lilys Lächeln erlosch, als er wegging. Plötzlich kamen ihr Dereks warnende Worte in den Sinn … Hör auf mich, Gypsy. Lass es sein … Geh ihm aus dem Weg … Mit einem ungeduldigen Schulterzucken verdrängte Lily die Erinnerung. Alex Raiford war nur ein Mann, und sie konnte ihn um den Finger wickeln. War sie nicht gerade erst eingeladen worden, ein paar Wochen unter seinem Dach zu verbringen? Sie blickte ihre Mutter und ihre Schwester an und lachte leise.
»Ich habe Wolverton gefragt, ob er dich liebt.«
Lily hatte die erste Gelegenheit wahrgenommen, um mit Penelope ein ›schwesterliches‹ Gespräch unter vier Augen zu führen. Sie hatte ihr gleich von der Jagd in Middleton erzählt um ihrer Schwester klar zu machen, was für einen Mann sie heiraten würde.
»Oh, Lily, das hast du nicht!« Penelope schlug stöhnend die Hände vors Gesicht. »Warum solltest du so etwas tun?
« Aber dann überraschte sie Lily, indem sie in Gekicher ausbrach. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Seine Lordschaft darauf geantwortet hat.«
»Ich finde das überhaupt nicht lustig«, erwiderte Lily würdevoll. »Ich versuche, mit dir ein ernstes Gespräch über deine Zukunft zu führen, Penny.«
»Meine Zukunft ist gesichert. Oder sie war es zumindest …« Penelope drückte sich die Hand vor den Mund und erstickte fast an ihrem Lachen.
Empört fragte Lily sich, warum die Geschichte ihrer Begegnung mit Wolverton ihre Schwester so erheiterte, anstatt sie in Angst und Schrecken zu versetzen. »Wolverton hat auf meine direkte Frag e äußerst grob reagiert ausweichend und beleidigend. Meiner Meinung nach ist er kein Gentleman, und er ist deiner nicht wert.«
Penelope zuckte hilflos mit den Schultern. »In London betrachten ihn alle als glänzende Partie.«
»Ich bitte dich!« Lily ging aufgebracht vor dem Himmelbett hin und her und schlug sich mit ihrem Handschuh in die Handfläche. »Welche Eigenschaften machen ihn denn zu einer guten Partie? Sein Aussehen? Nun, ich gebe zu, man könnte ihn als gut aussehend bezeichnen – aber nur auf eine kalte, nichtssagende Art.«
»Ich … ich nehme an, das ist Geschmackssache …«
»Und was sein Vermögen angeht«, fuhr Lily heftig fort »so gibt es zahlreiche andere Männer, die dich genauso gut versorgen und dir einen angemessenen Lebensstil ermöglichen könnten. Sein Titel? Du könntest leicht jemanden mit blauerem Blut und einem beeindruckenderen Stammbaum bekommen. Und du kannst nicht behaupten, Penny, dass du Wolverton besonders gern magst.«
»Die Vereinbarung ist zwischen Papa und Lord Raiford getroffen worden«, erwiderte Penelope leise. »Ich liebe ihn zwar nicht aber das habe ich auch nie erwartet. Wenn ich Glück habe, kommen die Gefühle später noch. So ist es eben. Ich bin nicht wie du, Lily. Ich war schon immer sehr konventionell.«
Lily murmelte einen Fluch
Weitere Kostenlose Bücher