Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
angelaufen und kuschelte sich an ihn, legte ihm den Kopf auf den Oberschenkel und leckte seine Hand.
Nach seiner Rückkehr aus Köln war Jake dieses Zimmer zugewiesen worden. Vor ihm hatte sein Bruder Philip es bewohnt, wann immer er am Nullpunkt war, und Jake hatte jeden Quadratzentimeter nach einem Hinweis auf ihn abgesucht. Nach drei Jahren waren seine verbliebenen Sachen natürlich längst nach London geschickt worden, aber etwas hatte Jake doch noch gefunden: Unter der Schublade des kleinen Schreibtischs vorm Fenster hatte ein Foto gesteckt, das die Familie Djones in der heimischen Küche in Greenwich unterm Weihnachtsbaum versammelt zeigte: Alan, Miriam, Jake und Philip. Es war ein Foto aus glücklicheren Tagen. Jake hatte es seinen Eltern nicht gezeigt, weil er keine schmerzhaften Erinnerungen wachrufen wollte, und es unter der Matratze versteckt. Jetzt zog er es hervor und betrachtete es.
Philip war etwas größer und breiter als er. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er erst vierzehn gewesen. Trotzdem sah er bereits aus wie ein junger Mann, dessen leuchtende Augen ein unerschütterliches Selbstvertrauen ausstrahlten: ein Abenteurer durch und durch. Er hatte einen Arm um Jakes Schulter gelegt, und Jake blickte stolz zu ihm auf.
Von der Tür kam ein leises Klopfen. »Ich bin’s, Miriam. Kann ich reinkommen?«
Jake steckte das Foto zurück unter die Matratze. »Klar.«
Miriam schob sich durch die Tür. »Wie geht’s dir? Ich hoffe, Jupitus’ Worte haben dich nicht allzu hart getroffen.«
Jake schüttelte den Kopf. »Er hat das Recht auf eine eigene Meinung wie wir anderen auch.«
»Das kannst du laut sagen«, erwiderte Miriam und setzte sich aufs Bett. »Und er macht reichlich Gebrauch davon. Alan und ich haben nie viel auf seinen Sermon gegeben.« Sie seufzte. »Hör zu, Schatz. Es gibt noch mehr schlechte Neuigkeiten: Wir müssen zurück nach London.«
»Wie bitte?« Jake spürte den nächsten Knoten in seinem Magen.
»Wir können noch ein paar Tage hierbleiben, dann müssen wir packen. Alle drei. Rose kommt auch mit. Captain Macintyre wird uns auf der Escape mitnehmen.«
»W-weshalb?«, stotterte Jake.
»Weshalb? Weil du wieder zur Schule musst, dich bei deinen Freunden sehen lassen. Und Alan und ich müssen zurück in den Laden. Die Leute warten auf ihre Badezimmer. Dolores Devises’ Überlaufrohre hätten schon vor drei Wochen repariert werden müssen.«
»Als ich diesem Jupitus das erste Mal begegnet bin, sagte er, was wir in der Schule lernen, sei null und nichtig!«, polterte Jake. »Die Welt ist der Ort, um zu lernen!«
»Na ja, wir haben gerade davon gesprochen: Jupitus Cole und seine originellen Ansich…«
»Und euer Klempnerladen ist eine einzige Katastrophe! Nur eure Freunde kaufen bei euch ein, aus Mitleid. Sobald ihr alles installiert habt, müssen sie es wieder reparieren lassen!« Jake biss sich auf die Zunge. Am liebsten hätte er die letzten Worte zurückgenommen, aber es war zu spät.
Miriam nahm seufzend seine Hand. »Ich weiß, das alles kommt dir vor wie ein einziges großes Abenteuer. Das ist es auch, tausendmal besser als jede Achterbahnfahrt, aber es ist auch verdammt gefährlich! Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir was passiert.«
»Wegen dem, was in Stockholm vorgefallen ist?«
»Nein! Allan und ich haben diese Entscheidung getroffen, noch bevor du überhaupt nach Schweden aufgebrochen bist. Wir wollten es dir letzte Nacht schon sagen, aber dann haben wir es noch mal verschoben wegen der letzten Ereignisse. Wir wollten einen passenderen Moment abwarten. Jake, du kannst nicht hierbleiben. Keiner von uns kann das.«
Wütend senkte Jake den Blick und starrte seine Hände an. »Das ist nicht fair. Ihr habt das alles schon erlebt, seid kreuz und quer durch die Zeit gereist, wart an den tollsten Orten …«
Miriam sah etwas unter der Matratze hervorlugen und zog es heraus. Unendliches Glück und unfassbare Trauer traten auf ihr Gesicht, als sie erkannte, was es war. Sie starrte ihre Söhne an, wie sie einander glücklich im Arm hielten, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder etwas sagte. »Sieh dir diesen Weihnachtsbaum an«, murmelte sie schließlich und wechselte absichtlich das Thema. »Dein Vater ist geradezu besessen von diesem grässlichen Lametta.«
Miriam wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und gab Jake das Foto zurück. Sie küsste ihn auf die Wange und stand auf. »Es tut mir leid, Jake, aber am Freitag müssen wir Mont-Saint-Michel
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