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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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verprügelt und durch den Wolf gedreht wurde, sah er ein bisschen wie Jack Nicholson aus, allerdings zwanzig Kilo leichter, mit einem Gesicht wie eine Landkarte. Doch nun war es zermatscht, darum konnte sie nicht darin lesen. Nach kurzem Zögern streckte sie vorsichtig die Hand nach ihm aus, doch bevor sie ihn berühren konnte, flüsterte er:
    „Das hier ist eine Nummer zu groß für dich, Mädchen.“
    „Was?“
    „Die Sache, in die Wayne verwickelt war.“
    „Das entscheide ich selbst. Ich will alles wissen, was du weißt, ohne Wenn und Aber. Das schuldest du mir!“
    „Meine Loyalität galt ihm, nicht dir.“
    „Und du hast ihn verpfiffen, also bist du mir doppelt was schuldig.“ Blanche war klar, dass sie Salz in Leos Wunden streute, aber eine gemeine Seite in ihr genoss den Anblick, den er bot, als ihn ihre Worte erreichten. Sein Schmerz fühlte sich gut an, denn sie wollte nicht die Einzige sein, die litt.
    „Ich hätte es besser wissen sollen“, sagte er kaum hörbar. „Sie werden Renée niemals leben lassen, sie hat zu viel gesehen.“
    Blieb die Frage, warum sie ihn hatten gehen lassen. Wenn er sie verarscht hätte, hätten sie ihn spätestens am nächsten Tag abgemurkst. Stimmten seine Infos, hätten sie das Gleiche getan, denn Zeugen waren lästig. Warum also lebte Leo noch?
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    Verdammter Mist!
    „Sag mal Leo, wenn ich hier rausspaziere, wer wird mich dann abknallen?“
    Endlich hörte er auf, den Kopf zu schütteln. Dafür vergrub er nun sein geschwollenes Gesicht in den Händen und … Oh Gott, er weinte. Scheiße!
    „Es tut mir leid“, krächzte er leise „Aber sie haben meine Renée.“
    „Sie wird sterben, Leo. Genau wie du. Du kennst die Regeln.“
    „Ich weiß.“
    „Jetzt reiß dich gefälligst zusammen, ich muss wissen, wer dahintersteckt.“ Und wie sie hier mit heiler Haut rauskommen sollte. Es dauerte einen Moment, dann begann er zu reden, den Kopf in den Händen vergraben, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    „Wayne hat die Drecksarbeit für die Italiener erledigt.“
    Italiener? Damit meinte er die Mafia. Das war keine Neuigkeit. Zu Waynes Hauptzielen gehörten Dealer, die Stoff zur Seite gebracht und den Rest verschnitten auf den Markt geworfen hatten. Das alte Lied. Als Warnung für Nachahmer wurden sie exekutiert und in ihrem Viertel gut sichtbar abgelegt. Aber wenn die Gendarmerie eintraf, hatte natürlich nie jemand etwas gesehen.
    „Daneben lief auch noch sein eigener kleiner Rachefeldzug. War was Persönliches.“
    Während Leo die Innenflächen seiner Hände betrachtete, sah sie ihn aufmerksam an. Wovon zum Teufel redete er? Leos Gesicht wandte sich ihr zu. Er nickte wissend.
    „Wundert mich nicht, dass er dir nichts davon erzählt hat, Mädchen. Ist ’ne schmutzige Geschichte.“
    Sie drängte ihn nicht. Schwieg in der Gewissheit, dass er es ihr erzählen würde. Und er enttäuschte sie nicht.
    „Vor zwanzig Jahren haben sich die Russen bei uns breitgemacht. Sie wollten einen Teil des siebzehnten Arrondissements übernehmen und in Nischen einsteigen, aus denen sich die Italiener aus politischen Gründen zurückgezogen haben.“ Als sie fragend die Brauen hob, seufzte Leo tief. „Kinderprostitution, Kinderpornos und … Snuff-Filme. Außerdem haben sie Waffen aus den alten Sowjetbeständen in den Markt geworfen. Das hat den Spaghettifressern zwar nicht gefallen, aber sie konnten auch nichts dagegen unternehmen.“
    Interessante Bezeichnung, wenn man bedachte, dass Leo selbst Italiener war.
    „Angebot und Nachfrage – so ist das eben“, fuhr er angewidert fort. „Wayne war damals verheiratet, hatte ein Kind.“
    Heilige Scheiße!
    Bei dieser Nachricht lehnte sich Blanche gegen die Kirchenbank und atmete hörbar aus. Das waren ja mal Neuigkeiten.
    „Die zwei kamen vom Einkaufen, als sie von den Russen geschnappt und an einen Pornoring aus Georgien verkauft wurden.“ Leo seufzte wieder und schüttelte den Kopf. „Wayne war damals noch nicht – du weißt schon. Er hatte einen richtigen Beruf, arbeitete auf dem Bau. Als er erfuhr, was geschehen war, ist er nicht ausgeflippt, wie das jeder normale Mensch getan hätte.“ Leo hatte sein Kopfschütteln beendet und fuhr sich mit einer Hand durch das graue Haar. „Etwas in ihm ist damals kaputtgegangen. Kein Wunder, bei dem, was er einstecken musste, aber es war nicht so, als wären bei ihm die Sicherungen durchgebrannt. In ihm ist etwas eingefroren. Ich meine, seine Ehe war

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