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Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Lektion »Familie«. Jemand muss, während sie krank war, mit ihm gearbeitet haben, wie sie bei der Begrüßung schon vermutet hatte. Jane blättert in der Fibel und findet einen Zettel, stutzt, als sie Gregors Handschrift erkennt. Er hat ihr nie erzählt, dass er mit Jamie Global gelernt hat. Sie muss ihn nachher gleich fragen, warum.
    »Wir machen hier weiter.« Jane zeigt auf ein Bild mit einer Gruppe Menschen, Männer und Frauen, eine Familie, eine Sippe, Erwachsene und Kinder.
    »Mama« , beginnt Jane in Global. »Baba broder.«
    Er weicht ihrem Blick aus, schaut unter sich. Jane ändert die Sprachmelodie und macht daraus eine klare, einfache Frage. »Jamie mama baba haben?«
    Er wiederholt nicht einmal mama, dieses älteste Wort der Welt. Als wolle er genau darüber nichts sagen. Als wolle er etwas vor ihr verbergen, weil er sich schämt. Und bei baba ist er leicht zusammengezuckt.
    Zum ersten Mal hat sie das Gefühl, dass er unglücklich ist. Er muss hier raus, denkt sie, zurück zu seiner Familie, zurück in Ring 1, zurück nach Lucy-City, wie sie seine Heimat insgeheim getauft hat. Und dann könnte ich gleich mitgehen, denkt sie, und ist über sich selbst überrascht.
    Genau in diesem Augenblick spürt Jane, dass Jamie ihre Gedanken versteht, ohne etwas zu sagen. Er empfindet wie sie, will nur noch eines: raus hier. Ihr ist, als würde er starke Wellen aussenden, die durch ihre Lider dringen, in ihrem Kopf die Dinge durcheinanderbringen und solche Fluchtgedanken und das Gefühl aufsteigen lassen, ausgeliefert zu sein.
    Jane steht auf und will die Schiebetür öffnen, aber sie bewegt sich nicht, bleibt verschlossen.
    Plötzlich lacht Jamie sie an, er ist wie verwandelt: »Heu heu heu.«
    Jane vergisst den kleinen Schreck, der sie gerade durchzuckt hat. Sie setzt sich zurück an den Tisch und schlägt die Fibel mit einem Knall zu, stimmt in sein Lachen ein.
    Sie greift zu der HE-Lautesammlung. Dort hat sie inzwischen begonnen, jedem Signal häufig verwendete Gesten zuzuordnen. Und tatsächlich, Jamie arbeitet wieder mit.
    Das Signal für »komm« heißt vingo und wird mit einem nachfolgenden schmatzenden Kuss verstärkt. Es ist dasselbe Geräusch, mit dem die Menschen überall auf der Welt ihre Haustiere anlocken. Dazu gehören oft kleine Handbewegungen Richtung Brustkorb und gerne gehen die Rufer dabei in die Hocke oder beugen den Rücken.
    Jane wiederholt diesen zuletzt notierten Laut und Jamie liefert dazu sofort die passende Geste. Plötzlich sind auch die alte Leichtigkeit und die Vertrautheit wieder da, Jamie nickt ihr zu und wirkt so unverstellt wie ein Kind.
    »Blond«, sagt er plötzlich. Er streicht mit seiner Hand kurz über ihr Haar. Danach riecht er an der Handfläche: »Falsch farbe bäh!«
    »Das stimmt. Und eine andere Farbe? Richtige Farbe?«
    »Blau grün.«
    »Warum blau grün, Jamie?«
    »Augen jane ogo ogo gut.«
    Sie schaut in seine Augen, braune, glänzende Murmeln, und sie lächeln sich an. Zum ersten Mal hält sie seinem Blick so lange stand, bis er wegschaut.
    In den folgenden zwei Tagen erlebt Jane nur noch ganz kurze Momente, in denen die Einsamkeit und Traurigkeit Jamie einzuhüllen scheint wie eine Wolke. Immer wenn sie versucht, etwas über seine Familie zu erfahren, schaut er zur Seite. Aber beim Lesen kommen sie gut voran, Jane vermutet, dass er ein fotografisches Gedächtnis hat.
    Sie geht mit ihm zu ihrem Lieblingsplatz. Rita hat es genehmigt, denn Gregor ist kurze Zeit verreist, er hat Jane nicht gesagt, wohin. Sie geht voraus, Jamie folgt ihr.
Oben auf dem Hügel pflückt er Blätter und Gräser und baut sich ein Kissen auf dem Boden. Dann setzt er sich, schaut über den Regenwald und schweigt. Jane sitzt auf dem Stein und schaut über Jamies Rücken hinweg bis zum Horizont. Sie meint zu spüren, dass er überlegt, was dort hinten liegt.
    Jane hat Gregor um ein Treffen gebeten und so sitzen sie nun zusammen in seinem Büro.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Jamie Global-Unterricht gegeben hast, als ich krank war?«
    »Es war kein Unterricht. Ich habe ihm nur erklärt, dass ich dein Vater bin: Janes baba. Und eure Lektion hatte gerade gepasst!«
    »Und warum war das wichtig?«
    »Ich hatte das Gefühl, er war … eifersüchtig!«
    »Wie bitte? Das ist doch lächerlich.«
    »Es war aber so. Als du nicht kommen konntest, wurde er feindselig. Wir hätten dich entfernt, entführt – so was muss er gedacht haben. Und um ihn zu beruhigen, habe ich mit ihm geredet. Wir

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