Jane True 02 - Meeresblitzen
Beiklang.
»Ryu«, warf ich ein und verdrehte den Hals, um zu ihm hochschielen zu können. »Erinnerst du dich noch, wie Morrigan mir damals den entscheidenden Tipp gab, wo ich Jimmu schon einmal gesehen hatte, indem sie etwas von ›Wissenschaftlerteams‹ sagte?«
»Ja, natürlich.«
»Tja, dann denk mal eine Minute darüber nach. Ich meine, sogar damals fand ich es seltsam, dass sie das sagte. Wir reden über die Zeugungsfähigkeit der Übernatürlichen, und sie bringt die Tatsache zur Sprache, dass es bei ihnen diesbezüglich keine wissenschaftlichen Forschungen gibt wie bei den Menschen. Es hätte Millionen andere Dinge gegeben, die sie hätte sagen können, also warum ausgerechnet das?«
Ryu dachte einen Moment darüber nach und nickte dann, wenn auch widerwillig, als er meinen Gedanken weiter verfolgte.
»Als hätte sie es schon im Kopf gehabt…«, sagte er.
»Genau. Und nun ermitteln wir plötzlich rund um ein Labor, das Tests an einem Halbling durchführte. Was, wenn Jarl es ihr und Orin gegenüber schon damals zur Sprache
gebracht hat? Sie hätten eine solche Idee bestimmt abgelehnt. Als sie damals von ›Wissenschaft‹ sprach, klang das, als sei es das Verrückteste, das sie je gehört hatte.«
»Aber sie hatte es bereits im Kopf.«
»Also, was wenn Jarl ihnen damals den Vorschlag machte, wissenschaftliche Methoden wie die der Menschen anzuwenden, und sie seine Idee sofort verworfen haben. Jarl ist nicht der Typ, der sich so leicht von etwas abbringen lässt. Was, wenn er daraufhin beschloss, die Sache einfach auf eigene Faust durchzuziehen? Wenn er tatsächlich versucht hätte, Experimente mit Halblingen auf den Weg zu bringen. Das würde auch Peter Jakes’ Mission erklären …«
»Aber selbst wenn Jarl Experimente mit Halblingen machen wollte «, gab Ryu zu bedenken, »warum tötete er sie dann?«
»Oh.«
»Genau.«
»Mist.« Mein Gehirn blockierte, als ich mit dem Kopf voraus in die Betonmauer der Realität knallte. »Ja, das ergibt keinen Sinn. Warum hätte er seine Versuchskaninchen töten sollen?«
Ryus Hand glitt unter das Handtuch und streichelte meinen Bauch. »Es war eine kluge Idee, Baby«, murmelte er, und seine Lippen, die seinen Worten folgten, pressten sich an mein weiches Ohrläppchen.
Was mich jedoch an die blutigen, abgeschnittenen Ohren erinnerte, die Jimmu gesammelt hatte. Ich erschauderte.
Ryu rückte von mir ab und sah mich stirnrunzelnd an, während ich eine Entschuldigung stammelte: »Äh, tut mir
leid, Ryu. Ich musste nur gerade an die Ohren denken, die Jimmu den ermordeten Halblingen abgeschnitten hat…«
Und damit sprang mein Gehirn anmutig wie eine Gazelle einfach über die lästige Betonmauer hinweg. Ich gab einen komischen Laut von mir, der wie der Schrei einer Schleiereule klang. Ryu blinzelte mich irritiert an, und ich blinzelte erschrocken von meinem eigenen Geräusch zurück, bevor ich mich wieder daran erinnerte, was mir soeben in den Sinn gekommen war.
Es war zwar eine ziemlich unglaubliche Sache, aber eine genauere Erwägung wert …
»Ryu, was ist mit den Leichen von Jimmus Opfern passiert? «
»Wie bitte?«
Ich setzte mich in Ryus Armen auf. Ich spürte, wie mein Handtuch wegrutschte, kümmerte mich aber nicht darum.
»Was ist mit den Leichen von Jimmus Opfern passiert? Wurden sie begraben? Eingeäschert? Oder was?«
»Keine Ahnung«, erwiderte mein Vampir atemlos, dessen Augen sich sofort an meine nackten Brüste geheftet hatten. Ich zog das Handtuch wieder hoch und somit seine Aufmerksamkeit hoffentlich wieder auf das, was ich zu sagen hatte.
»Wir müssen herausfinden, was mit den Leichen passiert ist. Lässt sich das feststellen?«
Ryu sah mir flüchtig in die Augen, bevor er nach meinem Handtuch griff und daran zog. Ich hielt es fest und wartete auf seine Antwort.
Er seufzte. »Ich bin sicher, dass wir all diese Informationen
in den Fallakten haben. Wir können nachsehen, sobald wir zu Hause sind…«
Ich sprang auf, erpicht darauf, meine Vermutung umgehend zu überprüfen. Ryu sah zu mir hoch und streckte mir die Hand entgegen, als wolle er Hilfe beim Aufstehen. Aber als ich sie nahm, zog er fest daran, und schon lagen wir beide wieder im weichen Sand.
»Erst ein kleiner Snack…«, raunte er und drehte mich mühelos mit sich herum, so dass ich unter ihm zum Liegen kam. Sein Mund fand einen meiner Nippel, und seine Hand tauchte zwischen meine Beine. Ich stieß einen kleinen überraschten Schrei aus.
»Die Akten können warten«,
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