Jasmin - Roman
Kiriat Menachem in Jerusalem.
Ich vereinbarte einen Termin für Jasmin, doch sie nahm ihn nicht wahr. Ich entschuldigte mich beim Leiter des Jugenddorfs und machte einen neuen Termin für sie aus. Am vorgesehenen Tag jedoch traf zur vereinbarten Zeit nicht Jasmin im Jugenddorf ein, sondern ihr Vater, Abu George, äußerst betreten in meinem Büro.
»Ich möchte mich beim Leiter entschuldigen und … eine Spende für das Jugenddorf machen.«
»Das ist absolut nicht nötig.«
»Was soll ich Ihnen sagen, mein Bruder, ich …« Ich nickte ermutigend. »Mir scheint, für Jasmin ist eine wissenschaftliche Forschungsarbeit bei euch zu machen gleichbedeutend mit einer Anerkennung der Besetzung … Die jungen Leute sind misstrauisch, überlegen nicht, jeder Schritt wird bei ihnen als Kollaboration mit dem Feind ausgelegt, ich weiß nicht, was ich machen soll«, seufzte er.
»Abu George, vielleicht erwähnen Sie ihr gegenüber, was passiert ist, als der Ägypter Mustafa Kamal sich weigerte, irgendwelche Verhandlungen mit den Briten zu führen, bevor sie sich aus Ägypten zurückzogen. Wir alle wissen, dass sein Kontrahent, Sa’ad Za’lul, ein Praktiker und nicht weniger patriotisch als er, es
für richtig hielt, sich von den Briten so weit wie möglich unterstützen zu lassen, nach London zu Gesprächen mit ihnen reiste und am Ende große Vorteile für sein Land sicherte. Sagen Sie ihr, dass sie unsere Dienste ruhigen Herzens in Anspruch nehmen kann. Es verpflichtet sie zu gar nichts.«
»Alle drängen sie, es zu versuchen, sogar Senator Antoine. Haben Sie von ihm gehört? Auch dieser Senator, der euch überhaupt nicht kennt und sich ganz und gar nicht mit der Tatsache abfindet, dass ihr hier seid, sagt zu ihr, dass es gut ist, wenn sie ihre praktische Forschungsarbeit in einer Ihrer pädagogischen Einrichtungen vollendet. Er liebt sie einfach und will, dass sie bei uns bleibt«, erklärte Abu George geradeheraus. Dann schwieg er einen Moment, runzelte die Stirn, und mit jenem dünnen Lächeln, das bisweilen auf seinem gequälten Gesicht aufstieg, fügte er hinzu: »Im Grunde, trotz seines Widerstands gegen euch, seiner absoluten Opposition, weiß Senator Antoine schließlich doch, dass ein Praktikum in einer Ihrer pädagogischen Institutionen in beruflicher Hinsicht angezeigt ist und nichts daran auszusetzen wäre.«
Einige Tage darauf kam er übers ganze Gesicht strahlend zu mir: »Alhamdulillah, sie ist einverstanden.« Ich vereinbarte auf der Stelle einen dritten Termin mit dem Leiter des Jugenddorfs. Abu George setzte zögernd hinzu: »Vielleicht könnten Sie sich uns anschließen, wenn es Ihnen keine Umstände macht, und … vielleicht machen wir mit ihr eine kleine Fahrt durch den Westteil.«
»Ich stehe zu Ihrer Verfügung. Brechen wir von hier auf«, bot ich an.
»Nein, nein. Nicht von Ihrem Büro …«, sagte er etwas erschrocken. »Vielleicht können wir uns im American Colony treffen?«
»Ala keif keifak, mit größtem Vergnügen, ausgezeichnet.«
Am vereinbarten Tag wartete ich in meinem neuen Anzug im Café des Hotels auf sie, einer Art großzügiger Patio von ansprechender Frische, nicht überladen, wie in Luxushotels üblich, die
meist Prunk und Reichtum aufdringlich zur Schau stellten. In der Mitte lag ein kleines, klares Wasserbecken, umgeben von Beeten mit zart blühenden Stiefmütterchen, und zwischen diesen und den grün belaubten Bäumen, die den Patio wie Schildwachen umgaben, standen Tische und Stühle für die Besucher bereit.
Abu George und seine Tochter traten Arm in Arm ein. Ich sah einen anderen Abu George vor mir: An der Seite seiner schönen Tochter strahlte sein Gesicht stolz und hingebungsvoll. Durch seinen hellen Sommeranzug schien die Liebe nach außen zu dringen, die sein Inneres erleuchtete. Seine Augen glitten suchend umher, und als er mich entdeckte, trat er mit ihr, ganz und gar würdevoll, an meinen Tisch und stellte uns einander vor. Wir gaben uns die Hand. Sie drückte meine schwach, flüchtig, als erfüllte sie eine unangenehme Pflicht. Ein delikates Parfüm umhüllte sie.
Sie war tatsächlich eine Schönheit, wie auf der Fotografie im Wohnzimmer, die ich bei meinem ersten Besuch in ihrem Haus gesehen hatte, und doch auch anders. Eine Wolke von Traurigkeit schwebte in ihren Augen.
»Dann sind Sie also der Retter?«, fragte sie spöttisch auf Französisch.
»Mein Französisch ist nicht so gut, vielleicht Arabisch oder … Hebräisch.«
»Mein Hebräisch ist nicht
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