Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
ich überlege, ob deine Wohnung in dieser Gegend liegt und wie du dir das leisten kannst.«
Die Falte verschwand und wurde durch feine Lachfältchen um seine Augen abgelöst. Er bog in eine Sackgasse ein, die direkt am Strand endete, und lenkte den Wagen unmittelbar vor dem Warnschild, das auf gefährliche Klippen unter der Wasseroberfläche hinwies, auf eine Auffahrt.
»Als ich das Haus entdeckt habe, war es wegen Sturm- und Wasserschäden ein Sanierungsfall. Es sah aber schlimmer aus, als es war, weil die Substanz in Ordnung war. Deshalb habe ich es gekauft und renoviert. Da ich kompetente Hilfe hatte, war das Ganze bezahlbar, und da das Haus zu groß für mich alleine ist, benutze ich nur die obere Hälfte und habe es unten vermietet. Möchtest du die Kalkulationen sehen, oder reicht das fürs Erste?«
»Du bist mir keine Erklärung schuldig, aber trotzdem danke. Eine gewisse Neugier wird doch wohl erlaubt sein.«
»Eigentlich schon, aber bitte halte dich zurück, wenn du meinen Mieter kennenlernst. Er steht nicht auf Fragen.«
»Wieso sollte ich …« Ihre Frage war an den leeren Fahrersitz gerichtet, da Jay bereits ausgestiegen war. Es blieb dabei, er war einfach unmöglich.
Als sie ihm folgte und die seitliche Front des Hauses musterte, sprang etwas Graues auf sie zu. Instinktiv wich sie zurück und stieß gegen den Wagen. Schwere Pfoten landeten auf ihren Schultern und ein heißer, nach Schinken riechender Atem strich über ihr Gesicht. Ohne den Wagen hinter sich wäre sie reichlich unelegant auf dem Hintern gelandet. Der Überfall war zu schnell geschehen, um Angst zu haben, und trotz der messerscharfen Zähne direkt vor ihrer Nase blickte sie eher fasziniert als verängstigt in blaue Augen.
»Runter mit dir, du elender Bettvorleger.«
Ein grauhaariger Mann mit sorgfältig gestutztem Vollbart zog den Hund von ihr weg. Jaulend befolgte das Tier den Befehl, ließ sie aber nicht aus den Augen. Als sein Besitzer den Griff lockerte, nutzte es die Chance, riss sich los und schmiegte sich an Elizabeth. Automatisch beugte sie sich zu ihm hinunter und kraulte ihm das weiche Fell.
»Na, da haben sich offenbar zwei gefunden. Entschuldigen Sie den Überfall, Miss, aber wenn Sie so weitermachen, werden Sie ihn überhaupt nicht mehr los.«
»Das macht nichts. Ich mag ihn. Was ist er? Ich sehe Schäferhund und ein bisschen Husky und noch etwas anderes, das ich nicht kenne. Wie heißt er?«
»Eigentlich wollte ich euch erst mal richtig vorstellen, aber wenn dieser wandelnde Flohzirkus wichtiger ist, könnt ihr das unter euch ausmachen.«
Der Hund ignorierte Jays Beleidigung, trottete zu ihm und leckte ihm begeistert über die Hand.
»Er heißt Popeye, weil er Spinat liebt, auch wenn er danach stinkt wie ein alter Seemann. Aber Jay hat recht, nicht nur mein Hund hat seine Manieren vergessen. Ich wohne unten im Haus. Ed Murphy und sehr erfreut, Sie kennen zu lernen, Ma’am.«
Den Namen kannte sie, aber dank Jays Warnung verbarg sie ihre Überraschung. Ed Murphy war ein bekannter und überaus erfolgreicher Thrillerautor, der berühmt dafür war, den Polizeialltag treffend und spannend zugleich wiederzugeben.
»Sehr erfreut Sie kennenzulernen, Mr Murphy. Elizabeth Saunders, aber Elizabeth reicht.«
»Dann reicht natürlich auch Ed. Aber bitte kommen Sie nicht auf die Idee, mich Eddie zu nennen, das könnte den Beginn einer wunderbaren Freundschaft für immer zerstören.«
»Ich verstehe Sie. Einige Kollegen neigen dazu, mich Beth zu nennen. Das geht gerade noch, bei Betty würde ich sie erschießen.«
Ed lachte, und auch Popeye zog die Mundwinkel hoch, als ob er lachen würde, gähnte dann aber, als ob er sich seinen Kiefer ausrenken wollte.
»Gab es Ärger, Ed?«
»Das kann man wohl sagen. Zwei Typen haben versucht, ins Haus reinzukommen. Aber Popeye hat ihnen klargemacht, dass es gesünder wäre, ganz schnell zu verschwinden.« Ed reckte sich. »Der Rest, den Sie nicht identifizieren konnten, stammt bei ihm vom American Stafford, und wenn er jemanden nicht mag, kommt bei ihm der Kampfhund durch. Nur bei netten Leuten wird er zum Kuscheltier.«
»Sind die einfach so verschwunden?«
»Vielleicht wäre es noch unangenehm geworden, aber da rein zufällig ein Streifenwagen des San Diego Police Departments vorbeikam, sind sie mit Lichtgeschwindigkeit abgehauen. An deiner Tür klebt ein Zettel mit dem Nummernschild, aber das haben meine Kumpels schon gecheckt. Das gehört zu einem gestohlenen Van. Ansonsten hat
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