Jeder Hund kann gehorchen lernen
viel zu lange her, a ls dass der Täter-Hund sie noch mit der erhobenen Stimme seines Herrchens verbinden könnte. Beschwichtigungssignale? Ja! Und zwar von beiden Hunden, denn natürlich beziehen sie den tadelnden Ton a utomatisch a uf sich. Sie können nicht differenzieren, wer etwas falsch gemacht hat und wer gemeint ist. Sofa-Attacken und ähnliche Untaten von Hunden erfolgen a lso immer komplett gewissenlos.
Irrtum Nr. 20:
» Mein Hund hat ein schlechtes Gewissen, ist trotzig, beleidigt, traurig oder eifersüchtig.«
Falsch! Bei a llen genannten Gemütszuständen handelt es sich um menschliches Verhalten, das fälschlicherweise a uf den Hund projiziert wird. So hat die mit »schlechtem Gewissen« verbundene unterwürfige Körpersprache des Hundes einzig und a llein mit einer (in diesem Moment) dominanten Körpersprache des Menschen zu tun. A uch zu trotzigen und beleidigten Reaktionen sind Hunde nicht fähig, dazu müssten sie (wie wir Menschen) strategisch und vom Verstand bzw. emotional gesteuert handeln. A ls »eifersüchtig« wahrgenommene Hunde haben nichts a nderes im Sinn, a ls ihren Rang direkt unter dem Rudelführer zu verteidigen oder schlichtend zu »splitten«, um das Rudel nicht zu gefährden. Kurzum: Hunde haben keine Gemütszustände, wie wir sie bei Menschen kennen, a uch wenn viele Menschen sich das manchmal wünschen. A ber immerhin: Gemeinsames Kuscheln löst bei Hunden genauso wie beim Menschen Glückshormone a us.
Eine a merikanische Studie 4 hat sich mit der Frage »Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?« beschäftigt. Dazu wurde folgendes Experiment durchgeführt: Mehrere Besitzer verboten ihren Hunden, ein Leckerchen zu fressen, das sich in ihrer Nähe befand. Danach mussten die Halter den Raum verlassen. Während ihrer A bwesenheit wurden einige Hunde von einem Forscherteam dazu a nimiert, das Leckerchen trotz des Verbots zu fressen, a ndere »durften« sich a n das Verbot halten, indem das Leckerchen einfach entfernt wurde. A ls die Halter wieder in den Raum kamen, erzählte man ihnen entweder, dass ihr Hund brav gewesen sei und das Leckerchen nicht gefressen habe, oder, dass ihr Hund nicht brav gewesen sei und das Leckerchen trotz Verbot verspeist habe. Diese A ngaben entsprachen mal der Realität, mal nicht. Die A ufgabe der Halter war es nun, ihren (»gehorsamen«) Hund freudig zu begrüßen bzw. ihren (»ungehorsamen«) Hund mit Worten zu rügen. A nschließend a nalysierten die Forscher die Reaktionen der Hunde. Ergebnis: Die Reaktionen hatten nichts damit zu tun, ob der Hund das Leckerchen tatsächlich gefressen hatte oder nicht. A lle Hunde, die ermahnt wurden, zeigten die typische schuldbewusste Körpersprache. Hunde, die das Leckerchen gefressen hatten und zu Unrecht von ihrem falsch informierten Halter gelobt wurden, zeigten keinerlei Schuldgebaren. Hunde, die das Leckerchen nicht gefressen hatten, a ber von ihrem falsch informierten Halter gerügt wurden, wirkten in dieser Studie sogar »am schuldigsten«. Fazit: Die Körpersprache des Hundes, die manche Menschen a ls »schuldbewusst« interpretieren, hat nichts mit einem tatsächlichen Schuldbewusstsein zu tun. Wie sich ein Hund in solchen Situationen verhält, wird a usschließlich vom Verhalten des Besitzers beeinflusst.
Das » Aus Trotz oder Protest pinkeln/fressen/bellen « -Missverständnis
Ein Hund macht etwas Unerwünschtes. » Der hat a us Trotz a uf den A utositz gepinkelt, weil er A utofahren so hasst « , heißt es dann. Oder: » Weil er Regen nicht mag, will er a us Protest nicht Gassi gehen. « Solche vermeintlichen Trotz- oder Protestreaktionen sind a ber nichts weiter a ls eine Vermenschlichung hündischen Verhaltens. Tatsächlich sind Hunde zu Trotz und Protest gar nicht fähig. Denn dann müssten sie a uch in der Lage sein, strategisch und vom Verstand gesteuert zu handeln – nach der Devise: » Also das gefällt mir wirklich gar nicht, und deswegen wehre ich mich jetzt ganz gezielt dagegen. «
Wenn Herrchen um 16 Uhr wieder zu Hause sein wollte, a ber erst vier Minuten nach 16 Uhr a uftaucht, macht ein Hund doch nicht a us Protest a uf den Teppich. Und genauso wenig wählt er dabei a usgerechnet den teuren Flokati, der sich so schwer reinigen lässt, statt den billigen Läufer im Flur, der bei Ikea im Sonderangebot war. Nein, es gibt ganz a ndere Gründe für sein Verhalten: Eventuell hat er sich den Magen verdorben. Oder er musste einfach zu lange a llein und ohne A uslauf in der Wohnung a usharren.
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