Jenny heftig in Noeten
Lynn nämlich nicht mehr zusammen waren. Scott und ich waren miteinander allein.
Zum allerersten Mal waren Scott und ich miteinander allein.
Keine Ahnung, weshalb ich dabei so ein… komisches Gefühl bekam. Ich meine, Scott und ich unterhalten uns beim Mittagessen und auf der Redaktionssitzung die ganze Zeit.
Aber da waren eben immer andere Leute um uns herum. Okay, vielleicht beteiligten sie sich nicht an unseren Gesprächen, aber sie waren da.
So ganz allein mit ihm zu sein…
Na ja, das war eben einfach komisch.
Zum Beispiel das mit dem Beifahrersitz. Ich hatte nie auf dem Beifahrersitz gesessen. Noch nie. Ich hatte immer hinten gesessen, hinter Geri Lynn. Alles, was ich von da hinten hatte sehen können, war Geris blondes Haar.
Wie sich herausstellte, sah man vom Beifahrersitz aus Sachen, die mir vorher nie aufgefallen waren. Scotts CD-Sammlung zum Beispiel, die lauter CDs enthielt, die ich auch habe… Ms Dynamite und Bree Sharp und Garbage und Jewel.
Und die beiden Fellwürfel am Rückspiegel, auf denen Erinnerung an Ruby Falls stand.
Und nur Zentimeter von meinem Oberschenkel entfernt Scotts Hand am Schaltknüppel. Scotts große, starke Hand, die Hand, die mich hochgehoben hatte, damit ich nach diesem bescheuerten Balken greifen konnte…
Es wäre schon okay gewesen, glaub ich. Ich hätte mit dem komischen Gefühl klarkommen können, neben Scott auf dem Beifahrersitz seines Wagens zu sitzen, wenn mir nicht – KAWUMM – plötzlich die Erinnerung an all die Male gekommen wäre, die Trina auf mich eingeredet hatte, doch mal was mit Scott zu unternehmen. Ihr passt perfekt zusammen , hörte ich Trinas Stimme plötzlich als Endlosschleife in meinem Kopf. Frag ihn doch mal, ob er Lust hat, was mit dir zu machen .
Halt den Mund,Trina, sagte ich (zu der Trina in meinem Kopf). Halt den Mund .
Unglaublich, dass meine Ex-beste-Freundin sogar eine vollkommen harmlose Autofahrt ruinieren konnte… und das, ohne leibhaftig anwesend zu sein!
Ich weiß nicht, ob Scott meine plötzliche Stummheit bemerkte. Andererseits wüsste ich nicht, wie er sie nicht bemerkt haben könnte. Normalerweise kommen wir vor lauter Reden kaum zum Atemholen.
Aber ich schwöre, als ich Trinas Stimme in meinem Kopf hörte, die mich drängte, ihn zu fragen, ob er mal was mit mir machen würde, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Außer an die Herzchen in Geris Taschenkalender – an die musste ich komischerweise auch die ganze Zeit denken.
Scott schien mein plötzliches Schweigen nichts auszumachen. Als wir in meine Straße einbogen, nutzte er die Gelegenheit, um zu sagen: »Kann ich dich was fragen, Jen?«
Was gab es Harmloseres? Er wollte mich etwas fragen. Das war alles. Bloß eine Frage.
Wieso begann mein Herz dann wie verrückt zu schlagen? Wieso fingen meine Handflächen plötzlich an zu schwitzen? Wieso litt ich auf einmal unter Atemnot?
»Klar«, piepste ich.
Aber ich fand nie heraus, was er mich fragen wollte, weil wir vor meinem Haus hielten und sieben oder acht Reporter auf sein Auto zustürzten, die mich alle ebenfalls mit Fragen bombardierten.
»Jen, Jen!«, rief eine Frau. »Welche Farbe wird Ihr Ballkleid haben? Können Sie uns einen kleinen Hinweis geben?«
»Miss Greenley«, schrie ein Typ. »Hochfrisur oder offene Haare? Die Jugend Amerikas will es wissen!«
»Jen!«, kreischte ein dritter. »Begleiten Sie Luke nach Toronto, wo er seinen nächsten Film drehen wird?«
»O Mann«, stöhnte Scott. »Sind die etwa noch immer hinter dir her?«
»Ja, schon.« Ich holte tief Luft und versuchte, mein nach wie vor wild schlagendes Herz zu beruhigen. »Was wolltest du mich eigentlich fragen, Scott?«
»Ach«, sagte er. »Nichts.« Dann grinste er und tat, als würde er mir ein Mikrofon vors Gesicht halten. »Wie ist das, wenn man von Millionen von Mädchen im ganzen Land beneidet wird, Ms Greenley?«
»Kein Kommentar.« Ich lächelte erleichtert. Puh. Er machte Witze mit mir. Also war es okay… was auch immer »es« war.
Ich sprang aus dem Wagen und drängte mich durch die Journalistenmeute.
»Bis morgen!«, rief ich Scott zu.
»Bis morgen!«, sagte er.
Und obwohl wir jetzt nicht mehr nebeneinander saßen und auch nicht mehr allein waren, blieben die Dinge komisch. Mir fiel auf, dass er wartete, bis ich an den Reportern vorbei war – »Jenny, Jenny, wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass der Mann, mit dem man auf den Frühlingsball geht, von der Zeitschrift ›People‹ zum erotischsten Nachwuchsstar
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