Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
Vom Netzwerk:
frisches Wasser zu holen, hinaus. Auch er ertrug es nicht länger, in der Stube zu bleiben, und lief ins Freie, wo er tief nach Luft rang. Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt. Nur mehr ein ferner, gräulicher Lichtstreifen, von einigen roten Sonnenstrahlen durchwebt, kündete vom schwindenden Tag. Und immer noch wehte der Wind, so heftig, dass er vermeinte, er könnte sich fallen lassen und würde dennoch – von diesem unsichtbaren Gefährten der Steppe gestützt – aufrecht stehen bleiben. Staub und Sand regneten auf sein Gesicht.
    Wütend hieb er seine Füße in die Erde. Was tue ich nur hier?, fragte er sich – und dass er es nicht wusste, erzürnte ihn noch mehr als Emilias schroffe Worte.
    Unruhig ging er auf und ab. Das Keuchen des Windes übertönte nicht nur seine eigenen Schritte, sondern auch jene, die sich ihm plötzlich näherten. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schultern legte, und er fuhr hastig herum. Es war nicht Emilia, die sich bei ihm entschuldigen wollte, wie er im ersten Augenblick dachte, ja hoffte, sondern Balthasar.
    Natürlich würde sie sich niemals entschuldigen!, dachte er griesgrämig.
    Balthasar kicherte.
    »Was gibt’s da zu lachen?«
    »Ich lache über deine sauertöpfische Miene. Ich habe sie schon lange nicht mehr an dir gesehen.«
    »Du dummer …«
    »Nicht, nicht!«, Balthasar hob abwehrend die Arme. »Lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.«
    »Ich bin nicht schlecht gelaunt!«, rief er energisch.
    »Ach ja?«
    »Ich bin nicht …«, setzte Arthur wieder an, diesmal eindringlich und mit geballter Faust.
    »Du musst dich nicht rechtfertigen«, fiel Balthasar ihm ins Wort. »Ich will mich auch gar nicht mit dir streiten, sondern dir vielmehr etwas zeigen.«
    »Was?«
    »Komm mit!«
    Balthasar kicherte in einem fort, als er ihm den Weg wies. Arthur hatte keine Ahnung, wohin er ihn führte. In der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, welches der vielen kleinen Gebäude auf der Estancia welchem Zweck diente. Nur der durchdringende Geruch nach Schafmist deutete ihm an, dass Balthasar ihn zu einem der Ställe brachte.
    Nachdem Arthur die Schwelle übertreten hatte, sah er sich suchend um. »Was willst du mir ausgerechnet in einem Stall zeigen?«
    Noch ehe er irgendetwas erkennen konnte, huschte Balthasar an ihm vorbei. Obwohl Arthur eigentlich viel wendiger war als sein hinkender Freund, war er viel zu überrumpelt, um zu durchschauen, was dieser vorhatte. Prompt fiel die Holztür zu, und einen Augenblick später hörte Arthur, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.
    »He!«, schrie er überrascht. »Was soll das? Sperrst du mich etwa ein? Das ist nicht lustig!«
    Er stürzte zur Tür und wollte daran hämmern, ließ aber seine Hand jäh sinken, als sich etwas im hinteren Teil des Schafstalls regte. Jemand hielt eine Petroleumlampe hoch.
    »Emilia?«, rief er erstaunt.
    Sie stellte die Lampe wieder auf den Boden, nachdem sie ihn erkannt hatte. »Du warst also auch so dumm, auf sie hereinzufallen?«
    Eine Weile konnte sich Arthur keinen Reim auf ihre Worte machen – dann hörte er vor der Tür Gekicher, diesmal nicht nur das von Balthasar, sondern auch das von Rita. Er ahnte, was die beiden bezweckten.
    »Ihr bleibt so lange drinnen, bis ihr euch ausgesprochen habt!«, rief Rita.
    »Es ist ja nicht auszuhalten, wie viel Gift ihr aneinander versprüht«, bekräftigte Balthasar.
    Arthur ballte seine Hände wieder zu Fäusten und hämmerte gegen die hölzerne Wand. »Macht gefälligst die Tür auf!«, murrte er, doch das Gekicher entfernte sich bereits.
    »Na großartig!«, schimpfte Emilia und trat zurück in die Ecke. Wenn sie schon im selben Raum mit ihm sein musste, dann wollte sie wohl so viel Distanz wie möglichen zwischen ihn und sich bringen.
    Eine Weile blieben Balthasar und Rita in der Nähe des Stalls stehen und schüttelten sich vor Lachen, doch als der Wind bissiger wehte, stapften sie wieder in Richtung Haupthaus.
    »Das haben wir gut gemacht!«, meinte Balthasar stolz.
    Rita konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gelacht hatte. »Es war unerträglich, wie sich die beiden verhielten!«, stimmte sie zu.
    Sie hatten die Türschwelle erreicht, doch keiner machte Anstalten, sie zu übertreten.
    »Ich frage mich oft, was damals geschehen ist«, murmelte Balthasar nachdenklich, »und warum sie einander so spinnefeind sind. Weißt du vielleicht …?«
    Unter seinem fragenden Blick erstarb Ritas Lachen. »Nein«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher