Jerry Cotton - 0511 - Jenny das Karate-Maedchen
Betrages bestand aus Lastschriften für Kreditinhaber, aus Tank-Schecks und Coupons. Mit den Schecks kann der Mörder kaum etwas anfangen, aber die Coupons können fast überall gegen Treibstoff umgetauscht werden.«
»Kennen Sie Couponinhaber?« fragte ich.
Er überlegte kurz. »Ja«, sagte er dann »Einige. Sie interessieren sich sicher für solche, die heute nachmittag und am Abend getankt haben?«
»Genau!«
Er nannte drei Namen. Easton schrieb schon mit.
»Lassen Sie sofort von Ihren Leuten die Seriennummern der Coupons feststellen«, riet ich ihm. »Geben Sie mir die Nummern dann durch.«
»Wollen Sie den Fall übernehmen, Jerry?«
»Nein«, sagte ich, »wir werden Sie dabei unterstützen, aber es ist Ihr Fall. Wenn ich die Couponnummern habe, will ich über unser Netz eine Fahndung nach den Nummern auslösen.«
»Gute Idee«, dankte mir Easton. Er wandte sich an Sergeant Schulz und gab die notwendigen Anweisungen.
»Ist Ihnen wirklich nichts aufgefallen, Jerry?« fragte Easton. »Überlegen Sie doch mal!«
Nach kurzer Überlegung schüttelte ich den Kopf. »Ich weiß, wie sehr Ihnen jede Kleinigkeit weiter helfen könnte, aber ich habe wirklich nichts beobachtet, zumal ich es sehr eilig hatte.«
Daß ich die Hauptfigur bei dieser schrecklichen Tat war, konnte ich nicht ahnen.
***
»Roger«, verkündete Evelyn Slimpstake mit schriller Stimme. »Für mich ist die Sache klar. Eine andere Frau steckt dahinter. Ich werde meine Konsequenzen daraus ziehen. Du hörst von meinem Anwalt. Auf der Stelle werde ich dein Haus verlassen!«
Sie zögerte keinen Augenblick, ihren Entschluß zu verwirklichen.
Roger Slimpstake tat nichts, um sie zurückzuhalten. Für ihn war an diesem Abend seine Welt zerbrochen. Er dachte an seinen Fehltritt vor drei Jahren, an die vermeintliche Rettung durch Gilbert Moulinaux.
Er dachte an die Forderungen, die Moulinaux seitdem an ihn gestellt hatte. An das schwarze Konto, das unter einem Decknamen lief und mit dem Moulinaux erhebliche Geldmittel dem Zugriff der Steuer entzog. Er dachte an die großen Beträge, mit denen er von Moulinaux für diese illegale Tätigkeit bezahlt worden war.
Und er dachte an die Ereignisse in den letzten Stunden. An die neuesten Forderungen seines Auftraggebers. Bisher waren es lediglich Vergehen, deren er sich schuldig gemacht hatte. Jetzt wurden es Verbrechen. Doch er hatte keine andere Wahl.
Er mußte ein Verbrechen begehen, um die alte Sache nicht an die Öffentlichkeit zu bringen.
Dumpf brütend saß er in seinem Sessel. Rasend schnell vergingen die Minuten. Irgendwann in diesen Minuten knallte heftig die Tür hinter seiner Frau ins Schloß.
Aus! dachte er. So wird sie wenigstens nicht noch mit hineingezogen.
Er brütete weiter.
Mindestens zehnmal schlug das Telefon an, bevor er es mit Bewußtsein hörte. Müde griff er nach dem Hörer.
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er die Stimme erkannte.
»Schlafen Sie schon, Slimpstake?« fragte Moulinaux. »Das ist gut, Sie haben einen anstrengenden Tag vor sich. Wir sprachen schon davon. Trotzdem muß ich Sie noch einmal stören. Nehmen Sie Ihren Wagen…«
»Ich weiß nicht, ob ich noch einen Wagen habe«, entgegnete Slimpstake leise.
»Was?«
»Ja. Meine Frau hat das Haus verlassen, weil ich ihr keine Erklärung…«
Moulinaux lachte. »Seien Sie froh. Manche Männer wären glücklich, ihre Alte so leicht loszuwerden.«
»Ich verbitte mir das!« fuhr Slimpstake auf.
»Ruhe, Ruhe«, besänftigte ihn Moulinaux. »Wenn Sie keinen Wagen haben, dann kommen Sie bitte zu Fuß bis an die Ecke. Sie wissen, am Drugstore. Dort warte ich auf Sie. Sie kennen ja meinen Wagen. Kommen Sie in zehn Minuten. Ende!«
Noch einmal hatte Slimpstake Gewissensbisse.
Zwei Minuten nach dem Telefongespräch griff er erneut zum Apparat. Vor seinen Augen auf einem Werbeanhänger an der Telefonschnur, stand groß und deutlich die Notrufnummer der Polizei. Er brauchte sie nur zu wählen.
Er tat es nicht.
Die Notrufnummer verschwamm vor seinen Augen. Roger Slimpstake entschied sich für das Verbrechen.
Er verließ sein Haus und schlenderte wie ein Spaziergänger durch die nächtliche Straße bis zum Drugstore.
Der Wagen stand schon da. Moulinaux öffnete die Tür.
Wie eine willenlose Puppe glitt Roger auf die hintere Sitzbank.
Moulinaux lachte leise. »Sie sind pünktlich, Slimpstake. Ich glaube, wir werden noch lange Zusammenarbeiten. Wirklich! Ich kann Sie nur loben:«
»Ja«, sagte
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