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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf. Eleonor versuchte, ihren Kaffee zu trinken. Aber ihre Hand zitterte. Das Porzellan klirrte. Kaffee schwappte über den Rand. Auf der Untertasse hatte sich eine Pfütze gebildet. »Sie haben alles gehört?«
    »Ja, Jerry. Vielen Dank. Wenn Ihr Kollege hier ist, brauche ich doch nichts mehr zu befürchten?«
    »Er sorgt dafür, daß Ihnen Hatching nichts anhaben kann.«
    Sie lächelte dankbar. Mit gespreizten Fingern fuhr sie sich durch das kupferrote Haar. Für einen Moment war es sehr still im Zimmer. Die Klimaanlage rauschte leise. Es hörte sich an, als fließe weit in der Ferne ein Wildwasser vorbei. Der Morgenwind fuhr durch die Straße. Er rüttelte an den Jalousien. Scheppernd stießen vor dem Haus zwei Mülltonnen aneinander, die der Wind aus ihrer Halterung warf.
    Ich sah in die grauen Augen. Jetzt im Lampenlicht schimmerten sie dunkel.
    Eleonor hatte sehr lange Wimpern, echte Wimpern.
    »Da wäre noch etwas, Jerry. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist. Aber weil es Ted betrifft…« Sie nestelte an der silbernen Stoffrose herum, die ihr Abendkleid am Dekollete schmückte.
    »Ja?«
    »Ted hat mir gestern einen Umschlag gegeben. So etwa.« Sie zeigte mit den Händen das Format. »Ich weiß nicht, was drin war. Karten vielleicht. Es fühlte sich wie steifes Papier an. Er bat mich, den Umschlag einem Gast zu geben.«
    »War der Gast heute nacht da?«
    »Ja. Ich weiß nicht, ob Sie auf ihn geachtet haben. Er saß mit einem schwarzhaarigen Mädchen an der Bar. Die beiden tranken Champagner. Das war, bevor Sie in Proofs Büro gingen.«
    »Meinen Sie Elliot?«
    »Richtig. Kennen Sie ihn?«
    »Ich hörte nur seinen Namen.«
    »John Elliot ist Stammgast im Don Quichotte. Er fühlt sich als Playboy. Bisher hat er ständig die Mädchen gewechselt. Aber diesmal, glaube ich, ist es ihm ernst.«
    »Sie meinen die Schwarze?«
    Eleonor nickte. »Sie war Mannequin.« Ihre Miene drückte Geringschätzung aus. »Was man so Mannequin nennt. In dem hübschen Kopf steckt nur ein Gedanke: Wie angele ich mir einen reichen Mann? Elliot könnte der Richtige sein.«
    »Wissen Sie ihren Namen?«
    »Patricia Rice.«
    »Wovon lebt Elliot?«
    »Von seinem Vater, Jerry. Robert Elliot hat in der Bronx eine riesige Fabrik. Fertighäuser. Bungalows aus dem Baukasten. Ich glaube, es ist die größte Firma auf dem Sektor. John Elliot protzt gern damit. Sechsunddreißig Modelle könne man aus dem Haus-Katalog wählen. Dabei bin ich, was den Junior angeht, sicher, daß er keinen Nagel von einer Schraube unterscheiden kann.«
    Ich überlegte. »Ist Ihnen bekannt, daß Proof mit Rauschgift handelt?«
    »Ich habe so etwas geahnt, Jerry. Aber in der Bar spielen sich solche Geschäfte nicht ab.«
    »Ob Elliftt süchtig ist? Vielleicht steckte seine Wochenration in dem Umschlag?«
    »Gibt es Rauschgift, das so flach im Format ist?«
    »Vielleicht waren es Heroinbriefchen, die man zwischen zwei Pappstücke verpackt hat. Wie dem auch sei — Sie, Eleonor, sind eine großartige Hilfe. Ohne Ihre Informationen säße ich völlig auf dem trocknen. Ich werde nachforschen, was dieser Elliot mit Hatching zu schaffen hat.« Ich horchte. Vor dem Haus hielt ein Wagen. »Das wird mein Kollege sein.« Ich zog die Jalousie etwas hoch und sah hinaus. Floyd Winter stieg aus einer weißen Limousine.
    ***
    Jerry, sagte ich mir, du fährst jetzt nach Hause. Deine Knochen sind wie Blei. Dir fallen die Augen zu. Beim Sprechen kriegst du kaum noch die Zähne auseinander. Deine Gedanken bewegen sich wie Spielzeugschiffe in einem Kübel mit Leim. Vierzig Stunden warst du gestern auf den Beinen. Dann durftest du sechs Stunden schlafen. Das reichte gerade, um richtig müde zu werden. Jetzt bist du schon wieder achtzehn Stunden unterwegs. Schluß! Aus! Ins Bett! Nichts hören! Nichts sehen! Für dein Gehalt würde ein normaler Ich stand vor dem Apartmenthaus Mensch nicht halb soviel arbeiten, und fror. Der Himmel war dunkelgrau. Sterne glitzerten. Es roch schon nach »Stadtteil Bronx«, murmelte ich, »im Union-Port-Viertel, Quimby Avenue Nr. 60. Zum Teufel! Es reicht, wenn du morgen hinfährst oder wenn sich ein anderer drum kümmert.«
    Ich stieg in den Chevrolet. Mein Atem schlug sich an der Scheibe nieder. Ich schaltete den Motor, die Scheinwerfer und das Gebläse ein. Dann fuhr ich ab. Ich lenkte den Wagen in die St. Nikolas Avenue und dort in nördliche Richtung. Ich überquerte einige Zeit später den Harlem River, hielt mich westwärts, rollte durch Bronx und wählte

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