Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
Abflughalle. Schweigend händigte er ihr das Tickett für den nächsten Flug nach Chicago aus. Von der Sperre aus sah er zu, wie sie den Flugsteig C betrat.
Doch dann stutzte er. Li Kan Tu sprach mit einem Angehörigen der Flugleitung. Sie öffnete ihre Handtasche, nahm Geld heraus, gab es dem Mann.
Dann blickte sie sich suchend um.
Wan Sin nahm hinter einem Zeitungsstand Deckung.
Li Kan Tu verließ den Flugsteig C und ging hinüber auf die Südseite, wo die Maschinen nach Mittel- und Südamerika abgefertigt wurden.
Wan Sin merkte sich die Maschine genau, in die seine Herrin einstieg. In der Schalterhalle studierte er die Abflugtafel. Dort stellte er fest, daß seine Herrin die Maschine benutzte, die ohne Zwischenlandung nach Mexico City flog.
***
Über Funk bekam Phil um zehn Uhr zwanzig die Nachricht, daß unser Mann die »Arizona« verlassen hatte. Phil saß in einem Spezialwagen des FBI, der als Lieferwagen einer Wäscherei getarnt war, kaum zweihundert Yard vom Golden Gate entfernt, in der Pell Street.
Im Abstand von wenigen Minuten kamen laufend neue Meldungen von den einzelnen Posten.
»Hier einundzwanzig. Uhrzeit zehn Uhr einunddreißig, X besteigt in der Beach ein Taxi. Ende.«
»X am Columbus Park, zehn Uhr zweiundvierzig. Er verläßt das Taxi und geht die Mott Street entlang, biegt jetzt in die Pell Street ein. Ende.«
Phil, der ebenso wie die anderen eine Fotografie des Mannes besaß, sah ihn direkt auf sich zukommen.
Er tippte dem Fahrer auf die Schulter, der daraufhin den Wagen startete und ihn in Höhe der Doyer Street wieder anhielt.
Phil beobachtete, wie unser Mann das Golden Gate vom Rückgebäude aus betrat. Sofort gab er die Meldung an die Zentrale durch, worauf die einzelnen Posten eingezogen wurden.
Phil verließ den Wagen und nahm den gleichen Weg, den vorher der Mann gegangen war.
***
Die falsche Li Kan Tu erwartete im verdunkelten Zimmer nervös den ihr unbekannten Besucher. Sie hatte zwar genaue Verhaltungsmaßregeln bekommen, wie sie sich bewegen sollte, aber Li Kan hatte sie über den Mann im unklaren gelassen. Die Chinesin wußte nichts von seiner Gefährlichkeit. Sie ahnte nicht, weshalb er überhaupt hierherkam, sonst wäre sie wahrscheinlich nicht geblieben.
Phils Anweisungen waren peinlich genau befolgt worden. Daß die Rolle der Hauptdarstellerin von einer Fremden übernommen wurde, davon ahnten allerdings weder Phil noch ich etwas.
Wir brauchten diese letzte Szene, die den Mörder endgültig überführen sollte. Denn handfeste Beweise lagen gegen ihn nicht vor. Nur wenn er sich selbst ans Messer lieferte, konnten wir ihn vor den Richter bringen.
Und unser Köder hieß Li Kan Tu.
Yu Kon merkte nicht, daß sie seit einigen Minuten beobachtet wurde. Erst dann trat der Mann hinter dem Vorhang hervor. Er verzichtete auf die blumenreiche Sprache wie bei seinem ersten Besuch, denn er stand unter Zeitdruck und wollte nur sein Eigentum zurückhaben.
Die Chinesin zuckte zusammen, als sie hinter sich plötzlich eine Stimme vernahm: »Ich bin zu dir gekommen, Li Kan Tu, denn ich habe deirie Botschaft auf dem Schiff verstanden.«
Die Chinesin drehte sich um, vergaß dabei aber nicht, daß sie sich ihrem Gegenüber nicht allzu deutlich darbieten durfte.
Vor ihr stand ein Landsmann, dessen dunkel glänzende Augen nervös umherglitten. Er machte einen unheimlichen Eindruck.
Aus einem unerklärlichen Gefühl heraus wich sie vor ihm zurück. Sie hatte Angst, sie spürte, wie etwas Kaltes auf sie zukam, das sich wie eine eisige Klammer um ihren Körper legte und sie zu erdrücken drohte.
»Warum sprichst du nicht, Li Kan Tu?« fragte der Mann, und seine Stimme war voller Hohn und Spott. »Hast du dich erinnert, daß dir Simpson doch das Säckchen mit den Perlen gegeben hat? Ich bin gekommen, um das Geld dafür zu kassieren. Und hier in meiner Tasche sind noch mehr Perlen, für eine Million Dollar!«
Yu Kon war eine einfache Frau. Sie verstand nicht genau, was um sie herum vorging. Sie hatte die Rolle von Li Kan übernommen, weil Wan Sin, den sie liebte und heiraten wollte, sie darum gebeten hatte.
Aber jetzt war Wan Sin nicht da. Ganz allein stand sie einem Mann gegenüber, der etwas von ihr forderte, was sie ihm nicht geben konnte.
»Willst du eine Schale Tee mit mir trinken?« fragte sie deshalb. »Er ist so duftig und goldgelb wie ein Sonnenmorgen in unserer Heimat.«
»Laß das' Geschwätz«, fuhr sie der Chinese an. »Ich bin gekommen, um ein Geschäft mit dir zu
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