Jerry Cotton - 2905 - Ein Steckbrief fur den Tod
hatte noch eine kleine Pistole als Backup-Waffe im Wadenholster. Ich nahm sie ihm ebenfalls ab.
Da ertönten Schritte. Ich drückte den Verhafteten zu Boden und spähte ins Halbdunkel. Doch gleich darauf erkannte ich die breitschultrige Gestalt von Steve Dillaggio.
»Hast du den letzten Verdächtigen erwischt, Jerry? Zeery musste einen von den Kerlen anschießen, um sich zu verteidigen. Der dritte Mann lief mir direkt in die Arme.«
»Alles klar, Steve. Die Gefahr ist jetzt vorbei.«
***
Wir erfuhren von Steve Dillaggio und Zeery, dass sie das Gebäude umrundet hatten und durch einen Hintereingang in das Lagerhaus eingedrungen waren. Dort kamen ihnen die Kautionsjäger entgegen, die sich den Weg freischießen wollten, nachdem sie zuvor erfolglos Jagd auf den Obdachlosen gemacht hatten. Sein Name war übrigens Tom Howard, wie er selbst aussagte.
Er besaß sogar einen alten Führerschein, der seine Identität bestätigte. Nur einen festen Wohnsitz hatte der arme Teufel nicht mehr, seit er die Miete für sein letztes Apartment nicht mehr zahlen konnte.
Jedenfalls war es den drei Verdächtigen schlecht bekommen, sich mit dem FBI angelegt zu haben. Der von Zeery in Notwehr angeschossene Paul Birkin wurde sofort per Ambulanz in die Krankenabteilung von Rikers geschafft. Die beiden übrigen Kautionsjäger nahmen wir mit ins Field Office, wo sie als Erstes erkennungsdienstlich behandelt wurden.
Aber zunächst benötigte ich noch die Aussage von Tom Howard, dem die Männer nach dem Leben getrachtet hatten. Phil und ich redeten mit ihm, während Steve und Zeery die Verhafteten in ihrem Lincoln Navigator fortschafften.
Der junge Mann war immer noch ziemlich durcheinander, obwohl er den Überfall unverletzt überstanden hatte. Er hockte auf der Bordsteinkante und schüttelte ununterbrochen den Kopf.
»Ich danke Ihnen, Agents. Ohne Sie wäre ich jetzt mausetot. Mann, das war der pure Horror. Ich hatte ja schon von diesen Irren gehört, die Jagd auf Obdachlose machen. Aber es ist etwas völlig anderes, wenn man plötzlich selbst in die Mündung einer Pumpgun starrt.«
Ich hakte nach.
»Haben die Täter gesagt, dass sie Obdachlose hassen, Mister Howard?«
»Nein, Agent. Aber mir fällt kein anderer Grund ein, um mein Leben auszulöschen. – Das heißt, da fällt mir noch etwas ein. Als ich weglief, schrie einer von ihnen: ›Lasst Alex’ Killer nicht entkommen.‹ Aber ich habe niemanden umgelegt, weder einen gewissen Alex noch einen anderen Menschen.«
Ich hatte keinen Grund, an Tom Howards Worten zu zweifeln. Der arme Kerl wäre beinahe das Opfer einer tödlichen Verwechslung geworden. Er sah nämlich dem immer noch flüchtigen Roy Jordan etwas ähnlich, der vielleicht Alex Redmond getötet hatte.
»Brauchen Sie etwas, Mister Howard?«, wollte ich von ihm wissen. »Sollen wir Sie in eine städtische Notunterkunft fahren?«
»Danke, das ist nicht nötig. Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Aber ich suche mir einen neuen Unterschlupf. Ich kann nicht in dem Lagerhaus schlafen, nachdem dort die drei Typen mit ihren Pumpguns eingedrungen sind.«
Da gegen Tom Howard nichts vorlag, ließen wir ihn seiner Wege ziehen. Ein schneller Datenabgleich mit der Zentrale hatte ergeben, dass er nicht gesucht wurde. Wenig später schlurfte er davon, bepackt mit einem Rucksack und einem halben Dutzend Plastiktüten. Darin befanden sich vermutlich alle seine Habseligkeiten.
»Diese Kautionsjäger sind doch völlig durchgedreht, Jerry«, grollte Phil. »Ich wette, dass Ed Taylor hinter diesem Überfall steckt. Er hat seine Kumpane auf ein unschuldiges Opfer gehetzt, um den Verdacht von sich selbst abzulenken. Was für eine Teufelei.«
»Wir werden Taylor selbst fragen, was er zu diesem Vorwurf zu sagen hat, Phil. Und ich bin auch sehr gespannt, wie er auf sein geplatztes Alibi reagieren wird.«
***
An der Federal Plaza wurden wir bereits erwartet. Steve Dillaggio und Zeery hatten Jamie Hoskins und Ed Taylor in verschiedene Verhörräume schaffen lassen. Paul Birkin wurde in Rikers behandelt. Durch einen schnellen Anruf erfuhren wir, dass Zeerys Projektil die linke Wade des Verbrechers durchschlagen hatte. Er würde nicht unter bleibenden Folgen der Schussverletzung leiden müssen.
Wir nahmen uns Ed Taylor als ersten Verdächtigen vor.
»Wollten Sie außer dem Mord an Alex Redmond auch noch die Schuld am Tod von Tom Howard auf Ihr Gewissen laden, Taylor?«, fragte ich, nachdem wir den Verdächtigen über seine Rechte
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