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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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zu Hause war lang, verdammt lang. Zur Krönung hat Kurt wieder zu bellen begonnen. Ich könnt schwören, daß die Kläfferrunde, die jede Nacht durch die Stadt kreist, mit Kurt, dem kleinen Scheißer, beginnt und endet. Ich meine, ich kapier nicht, wie so ein nerdiger Hund Präsident der Kläfferrunde werden kann. Er ist schließlich kein verdammter Rottenkeiler oder so.
    Lally nuckelt an seinem Ginseng und fummelt an Mom rum. »Hey«, brummt er, »weißt du noch, worüber wir geredet haben? Wenn ich den Zuschlag für die Serie erhalte, dann füllen wir dieses Haus mit Special-Edition-Kühlschränken.«
    Ihre Lippen werden schmal. »Also, was aus dieser Bestellung geworden ist, möcht ich wirklich mal wissen, jetzt scheint ja Nancie einen bekommen zu haben. Wenn du ihren alten Kühlschrank gesehen hättest, dann wüßtest du allerdings auch, warum. Haufenweise Geld von der Versicherung, aber die ganze Zeit diesen modrigen alten Kühlschrank behalten.«
    »Pscht«, flüstert Lally. »Haben wir denn nicht dafür ein neues Telefon mit Freisprechfunktion bekommen? Jetzt mußt du nicht mal mehr den Hörer halten!«
    Das alles spült neue Wellen heran. Mit Daddy war meine alte Dame nie so verschmust. Gott weiß, daß er bis zum letzten Schweißtropfen versucht hat, es zu was zu bringen in diesem beschissenen Leben. Letzten Endes hat es einfach nicht ausgereicht, nehm ich an. Am Tag, als er seine ersten tausend Dollar in der Tasche hatte, muß der Nachbar zehnmal soviel gehabt haben. Da strengst du dich an, eine Million zu verdienen, und plötzlich brauchst du 'ne Milliarde. Ich hab meinen Computer nachgerüstet, aber es hat nicht gereicht. Egal was, es reicht verdammt noch mal nicht aus im Leben, das weiß ich mittlerweile.
    Der Prediger schreitet über die Veranda und manövriert seinen Speck durch die Fliegengittertür. »Dieser herrliche Samstag duftet nach Joy Cakes«, dröhnt er. Der Herr hat gegeben, und er hört einfach nicht auf, an Pfarrer Gibbons zu geben, ganz ehrlich.
    »Frisch aus dem Ofen, Herr Pfarrer.« Mom lüftet das Tuch von einem Blech traurigen Backwerks und bietet es feil wie ihre Titten vor zwanzig Jahren. Gibbons neue Timberlands zwitschern eine Spur quer übers Linoleum.
    Er nimmt sich ein Stück Kuchen, dann schaut er mich an und lächelt. »Und du bist also mein Assistent für heute?«
    »Er steht zu Ihrer Verfügung«, sagt Lally, »und wird schuften für zwei.«
    »Großartig, ich werde ihn an den Backstand stellen - wir hoffen, daß wir heute zehn Riesen für das neue Medienzentrum zusammenbekommen.«
    Lally posiert als Pa aus den alten Wiederholungen von Unsere kleine Farm. »Diese Stadt erteilt uns allen eine Lektion in Sachen Gemeinsinn, Herr Pfarrer.«
    »Gott weiß, daß der Tragödienausschuß Wunder gewirkt hat, um etwas Positives aus der Zerstörung entstehen zu lassen«, sagt Gibbons. »Ich hab gehört, eines der TV-Networks will uns heute vielleicht sogar landesweit bringen.« Er verstellt seine Brennweite von »unendlich« auf Lallys Gesicht. »Das sind nicht etwa zufällig - Ihre Kollegen, oder, Mr. Ledesma?«
    Lally lächelt das Lächeln eines unermeßlich selbstlosen Gottes. »Bei mir haben Sie Kamerazeit sicher, Herr Pfarrer. Die Welt wird Ihnen gehören.«
    »Ach Gottchen.« Gibbons gibt jetzt den schüchternen Kaplan aus dieser alten Militärkrankenhaus-Serie. »Auf geht's, Vernon«, sagt er und drängt mich zur Tür. »Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen ...«
    »Wir sehen uns dann dort«, sagt Mom.
    Lally folgt uns auf die Veranda. Sobald wir aus Moms Sichtbereich sind, schnappt er sich mein Ohr und dreht heftig daran. »Da geht's lang, junger Mann - versau es nicht.«
    Hurensohn. Sohn eines ganzen Stadions voller Huren. Den ganzen Weg zum New Life Center reibe ich mir mein Ohr. Der Pfarrer hört beim Fahren Radio; seine Nase zeigt zur Windschutzscheibe. Er spricht kein einziges Wort mit mir. Wir kommen bei Leona Dunt und ihrem Springbrunnen vorm Haus vorbei. Sie hat ihren Müll wieder vier Tage früher rausgestellt, damit die Leute genug Zeit haben, ihre ganzen Boutiquenbeutel mit den Kordelhenkeln zu begutachten. Die scharfkantigen Kartons, denen das Seidenpapier und das Schleifenband zum Maul rausquillt wie Kotze. Ganz ehrlich, man könnte ihr auch ein Stück Scheiße verkaufen, solange es als Geschenk verpackt ist.
    An der Ecke Liberty Drive stehen die Lozano-Brüder und verscheuern T-Shirts. Unter anderem welche, auf denen in verspritztem Rot »Überlebender

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