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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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immer noch mit jedem, der etwas über die Bedeutung ihres verlegten Schuhs erfahren wollte.
    Chloes Herz flatterte. Wie albern sie sich benahm. Warum ließ sie zu, dass Pamelas gedankenlose Bemerkung sie so ver- störte? Dominic würde die Konfrontation mit dem Colonel nicht an einem Sonntagvormittag inszenieren, wenn jeder ihn sehen und hören konnte ... Bloß waren alle hier versammelt. Niemand war da, um zu bezeugen, was auf Stratfield Hall ge- schah.
    Sie starrte die Menschengrüppchen an, die sich vor der Kir- che auf dem Fußweg versammelt hatten. Dienstboten und Adelige, Alt und Jung.
    Sir Edgar war nicht dabei.
    „Es passiert genau jetzt", sagte sie und blickte zur Haupt- straße. „Während ich hier stehe wie ein Dummkopf und mei-

ner Tante zuhöre, wie sie über ihren spukenden Schuh redet. Sie stehen sich genau in diesem Augenblick gegenüber."
    Ihr Onkel war plötzlich an ihrer Seite. Sein Gesicht war ernst. „Was ist los?"
    „Ich ..." Sie schüttelte den Kopf. Ihr ungutes Gefühl kämpf- te gegen das Versprechen an, das sie Dominic gegeben hatte. „Ich darf es dir nicht sagen."
    „Sag es mir", drängte er. Seine Stimme war sehr leise. „Ich weiß, dass er lebt, falls es das ist, was du vor mir zu verbergen versuchst."
    „Was?", flüsterte sie, plötzlich blass.
    „Ich weiß, dass Stratfield den Anschlag auf sein Leben über- lebt hat, und ich glaube zu wissen, wer ihm den Tod wünscht. Was ich nicht weiß, ist, wie du dazu kommst, Kontakt mit ihm zu haben, Chloe. Deine Tante hat dich mit Adleraugen be- obachtet, nur in deinem Zimmer warst du ungestört. Wie ist es dir gelungen, dich von dort aus mit dem Mann anzufreun- den?"
    Unglücklich blickte Chloe auf die Reihe von verwitterten Kreuzen auf dem Friedhof. „Es scheint unmöglich, nicht wahr?"
    „Wie?"
    „Nun, er fiel sozusagen da hinein."
    „Fiel?"
    „Hmmm."
    „In ... dein ..."
    „In die Truhe aus London mit meiner Wäsche. Jetzt kennst du alle schmutzigen Einzelheiten. Es war keine Absicht von ihm. Und auch keine Absicht von mir. Eigentlich saß ich gerade in meinem Zimmer und kümmerte mich um meine eigenen An- gelegenheiten. Ich war auf dem Weg der Besserung ..."
    „Natürlich", sagte Sir Humphrey und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich hätte es wissen müssen. Es war nicht Devon, oder? Es war Stratfield. Du ... oh, wie konntest du nur, Chloe?"
    „Müssen wir den ganzen Tag hier stehen und über mein Be- nehmen diskutieren?", fragte sie. „Dominic ist in diesem Au- genblick bei seinem Onkel."
    Er nahm ihren Arm. „Du hast recht. Ich werde dich auf dem

Weg nach Hause weiterschelten."
    Hastig marschierte er mit ihr an Pamela und ihren Freun- dinnen vorbei, die Chloe alle mitfühlend anlächelten. Chloe konnte nur annehmen, dass die Mädchen davon ausgingen, dass sie wieder in Schwierigkeiten geraten war und ...
    „Warum nehmen wir nicht die Kutsche, Onkel Humph- rey?"
    „Weil deine Tante in ihrem spukenden Schuh nicht eine Meile weit laufen wird. Darum. Und weil ich eine Abkürzung kenne, die uns viel Zeit sparen wird."
    „Sollten wir ihr nicht wenigstens sagen, dass wir gehen?", fragte Chloe mit einem besorgten Blick über die Schulter.
    „Und damit ihren dramatischen Auftritt stören?" Sir Humphrey schüttelte den Kopf. „Wir werden dem Kutscher Bescheid sagen, dass er sie und Pamela nach Hause bringen soll. Warte hier."
    „Aber ..."
    Chloe blieb alleine auf dem Fußweg stehen, als er auf die Reihe wartender Kutschen zueilte. In der Ferne konnte sie die Spitzen der Bäume sehen, die Stratfield Hall umgaben. Na- türlich würde Dominic die Details seiner Rache bis hin zur genauen Uhrzeit durchgeplant haben.
    Er konnte dem Colonel nicht bei Nacht entgegentreten, da die Dienstboten dann vielleicht etwas gehört hätten und ein Pistolenschuss in der Stille der Nacht weit tragen würde. Er hatte stattdessen einen Sonntagvormittag gewählt, während alle in der Kirche waren.
    „Nun gut", sagte Sir Humphrey und schnappte ein wenig nach Luft, als er wieder zu ihr trat. „Wir sollten gehen, bevor jemand kommt und sich uns anschließen will."
    Chloe schritt eilig neben ihm einher. „Was werden wir unter- nehmen?"
    Er presste die Lippen zusammen. „Du wirst gar nichts un- ternehmen, junge Dame. Mir scheint, als hättest du schon mehr als genug getan. Mir schaudert bei dem Gedanken, wie ich das alles deiner Tante erklären soll, geschweige denn dem Rest deiner Familie."
    Chloe wurde kalt bis in die Knochen.

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