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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Tat.
    Bei vielen Gelegenheiten hätte er davon profitiert, wäre in seinem Repertoire an Chamäleon-Identitäten auch ein Schwuler zu finden gewesen, doch davor schreckte er bislang zurück. Er war schließlich kein Perverser.
    Weil er die Psychopathologie seiner eigenen Vorlieben kannte, vermied Hansen stereotypisches – und kriminologisch typisierbares – Verhalten. Er war inzwischen dem Altersbereich des klassischen Serienmörders entwachsen und widerstand auch dem Drang, häufiger als einmal im Jahr auf die Pirsch nach Frischfleisch zu gehen. Er konnte es sich leisten, quer über den Kontinent zu fliegen, weshalb er sorgfältig darauf achtete, seine Opfer über die gesamten USA zu verteilen, um keine Rückschlüsse auf seinen Wohnort zuzulassen.
    Mit Ausnahme von Fotos verkniff er sich jegliche Souvenirs. Seine Schnappschüsse bewahrte er zudem in einem verschlossenen Titankästchen auf, das im Keller seines Hauses in einem sündhaft teuren Safe in einer mehrfach gesicherten Waffenkammer lagerte. Nur er hatte Zutritt zu dem Raum. Würde es seiner Frau oder seinem Sohn jemals gelingen, dort hineinzugelangen und das Kästchen zu öffnen … nun, sie waren entbehrlich. Und sollte ihm die Polizei auf die Schliche kommen, konnte er die Sache mit einem schnellen Identitätswechsel aus der Welt schaffen.
    Doch dazu würde es nicht kommen.
    Hansen wusste inzwischen, dass sich John Wellington Frears, der afroamerikanische Violinist aus seinen Zeiten in Chicago und Vater von Nummer neun, in Buffalo aufhielt. Und dass Frears glaubte, ihn am Flughafen gesehen zu haben – was Hansen erstaunte und beunruhigte, denn er hatte sich seit damals fünf kosmetischen Operationen unterzogen und sein Äußeres vollkommen verändert. Allerdings wusste er auch, dass niemand im Polizeipräsidium etwas auf Frears’ nervöses Geplapper geben würde.
    James B. Hansen war offiziell genauso tot wie Crystal Frears, und die Chicagoer Polizei konnte es anhand der zahnmedizinischen Unterlagen und der Fotos des verkohlten Leichnams – samt einer teilweise erhaltenen Tätowierung des Marine Corps, die James B. Hansen getragen hatte – lückenlos beweisen. Er erachtete es als gänzlich ausgeschlossen, dass andere Menschen eine Ähnlichkeit zwischen der gegenwärtigen Inkarnation von James B. Hansen und seiner alten Chicagoer Identität erkennen konnten.
    Hansen hatte von dem Aufruhr hinter sich am Flughafen nichts mitbekommen – nach vielen Jahren Schießtraining ohne Gehörschutz war seine akustische Wahrnehmung leicht beeinträchtigt. Hansen hatte sich zudem angewöhnt, nach seiner jährlichen Spezialreise einen oder zwei Tage abseits von Beruf und Familie zu verbringen. Insofern konnte es ihm auch über den Flurfunk auf dem Revier nicht zu Ohren kommen.
    Als Hansen zum ersten Mal von Frears’ Anwesenheit in der Stadt erfuhr, juckte es ihn in den Fingern, direkt zum Sheraton zu fahren und den überbewerteten Geigenzampano wegzupusten. Er unternahm tatsächlich einen Abstecher zum Hotel, doch einmal mehr setzte sich der kühle, analytische Teil seines scharfen Intellekts durch. Ein Mord an Frears in Buffalo würde zwangsläufig Ermittlungen nach sich ziehen. Wenn ein Kollege über den Bericht seiner mutmaßlichen Halluzination am Flughafen stolperte, würde das die Kollegen in Chicago auf den Plan rufen und ein erneutes Aufrollen des Falls Crystal Frears nach sich ziehen.
    Hansen überlegte, ob er bis zur nächsten Konzerttournee und der Rückkehr des alten Schwarzen in sein einsames Leben in New York warten sollte. Er hatte sich bereits den Terminplan der Tournee ausgedruckt und beschlossen, dass Denver ein gutes Pflaster für einen vermasselten Raubüberfall war. Eine tödliche Schießerei. Eine schlichte Todesanzeige in der New York Times . Doch der Plan hatte einige Haken: Hansen würde reisen müssen, um sich an die Fersen von Frears zu heften, und eine Reise hinterließ stets Spuren. Ein Mord in einer anderen Stadt bedeutete außerdem, dass Hansen selber nicht in die Ermittlungen involviert sein würde, um mögliche Spuren verschwinden zu lassen. Außerdem wollte Hansen nicht monatelang in Lauerstellung verharren, sondern Frears so bald wie möglich unter die Erde bringen. Aber er brauchte dafür einen offensichtlichen Verdächtigen – jemanden, dem er nicht nur den Mord in die Schuhe schieben konnte, sondern der sich zudem noch eine tödliche Kugel einfing, während er sich der Verhaftung widersetzte.
    Hansen ging zurück ins Haus,

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