Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
im linken Ohrläppchen, sehr diskret, aber die Vergrößerung förderte ihn dennoch zutage.
    Die Person oder die Personen hinter Temple waren äußerst vorsichtig, schickten ihn raus, um die Arbeit für sie zu erledigen, damit sie schön brav im Hintergrund bleiben konnten.
    Aber Ronsard war mindestens genauso vorsichtig wie diese Leute. Er machte mit niemandem Geschäfte, den er nicht kannte.
    »Ich glaube, ich möchte diesen geheimnisvollen Mr. Temple kennen lernen«, murmelte er.

10
MacLean, Virginia
    Niema schaltete den Wecker aus, bevor er losging, stand auf, streifte sich die üblichen Jogging-Klamotten über, wusch und kämmte sich rasch und schlenderte dann in die Küche. Wie nicht anders erwartet, hockte Medina an seinem gewohnten Platz an der Arbeitsinsel und trank Kaffee.
    »Sehr komisch«, knurrte er, und sie musste lachen.
    »Jetzt spiel bloß nicht den Beleidigten. Du bist doch trotzdem reingekommen, oder?«
    »Ja, aber ich musste mich durchs Waschküchenfenster zwängen. Höchst unwürdig.«
    Und höchst leise, dachte sie bei sich; sie hatte einen leichten Schlaf, aber gehört hatte sie nichts. »Hast wohl auch am Fenster den Alarm überbrückt.«
    »Nö, hab das ganze Ding schachmatt gesetzt. Du solltest dir eine Infrarotlampe zulegen oder eine mit Bewegungsmeldern. Diese Stromdinger sind viel zu anfällig.«
    Sie musterte ihn finster. Die Alarmanlage hatte sie über tausend Piepen gekostet, und jetzt sollte sie, wenn’s nach ihm ging, noch weitere zweitausend drauflegen. »Wieso mache ich nicht das Gleiche, was ich mit der Hintertür gemacht habe, einfach auch mit sämtlichen Fenstern und Türen? Wo High Tech versagt, scheint Low Tech ja zu funktionieren.«
    »Beides wäre nicht schlecht.« Er grinste und hob anerkennend seine Kaffeetasse. »War ’ne prima Idee.«
    Mit »Low Tech«, bezeichnete sie ihre kleine Erfindung an der Hintertür. Sie hatte zwei ganz normale Kettenschlösser gekauft, deren eines sie wie üblich anbrachte: Halterung am Rahmen und Öse an der Tür. Das zweite drehte sie um und brachte es dicht unter dem ersten mit der Halterung an der Tür an und dem Aufhänger am Rahmen.
    Bei nur einem Kettenschloss könnte jeder mit einer Kreditkarte oder einem Messer oder einem anderen dünnen, harten Gegenstand daherkommen, diesen in den Türschlitz schieben, und die Kette mit dem Haken aus der Öse schieben. Bei zwei Haken dagegen, komplementär untereinander angebracht, wurde beim Versuch, die eine Kette aus der Öse zu ziehen, die andere Kette nur noch fester in den Aufhänger gedrückt und umgekehrt, egal ob man die Kreditkarte nach oben oder unten schob.
    Sicher konnte jemand, der sehr viel Kraft oder einen Rammbock hatte, die Tür aus dem Rahmen reißen, aber das war nicht gerade die lautlose Art des Einbruchs. Es befriedigte sie zutiefst, dass ihr simpler Einfall gewirkt hatte.
    Als sie aus dem Haus traten, wandte sich Medina nach links, anstatt nach rechts, wo es zum Park ging.
    »Der Park liegt in der anderen Richtung«, sagte Niema, die ihn einholte und nun neben ihm herlief.
    »Dort waren wir gestern.«
    »Heißt das, du rennst nie zweimal hintereinander dieselbe Route, oder du langweilst dich leicht?«
    »Das Zweite«, antwortete er leichthin. »Hab die Aufmerksamkeitsspanne einer Stechmücke.«
    »Lügner.«
    Seine einzige Antwort war ein Grinsen, und daraufhin rannten sie schweigend die ausgestorbene Straße entlang. Am Himmel waren keine Sterne zu sehen, es war feuchtkalt, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Ihre Unterarme schmerzten ein wenig von den gestrigen Schießübungen, aber abgesehen davon fühlte sie sich großartig. Ihre Oberschenkelmuskeln streckten sich beim Laufen, und sie merkte, wie ihr Blut allmählich in Wallung geriet, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
    Sie rannten seit etwa einer halben Stunde, als ein Fahrzeug in ihre Straße einbog und direkt auf sie zukam. Es fuhr langsam, als würde der Fahrer etwas suchen.
    John schlang den rechten Arm um ihre Taille und zog sie blitzschnell hinter einen Baum. Sie unterdrückte einen instinktiven Aufschrei und konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen, als er sie auch schon mit dem ganzen Gewicht seines Körpers gegen den Baumstamm drückte. Sie sah ein schwaches metallisches Funkeln in seiner Linken, hielt den Atem an und drückte die Wange noch fester an die raue Borke.
    »Zwei Männer«, hauchte er ihr ins Ohr, und sein Atem strich über die feinen Härchen an ihrer Schläfe.

Weitere Kostenlose Bücher