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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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selbstverständlich.
    Leider könne der Kreml jedoch keine Ermittlungen amerikanischer Agenten auf russischem Boden gestatten. Das wäre eine Verletzung der russischen Souveränität und eine Beleidigung des FSB, dessen Möglichkeiten denen des FBI in nichts nachstünden, wenn sie nicht sogar überlegen seien. Außerdem sei er davon überzeugt, dass Russen niemals einen solchen Anschlag verüben würden. Die Polen seien notorische Lügner und vermutlich bemüht, von den eigentlichen Schuldigen abzulenken.
    Der FSB sei jedoch bereit, seinen guten Willen unter Beweis zu stellen. Wenn die Vereinigten Staaten das bisher gesammelte Material zur Verfügung stellten, werde der FSB gern Agenten zur Unterstützung der Ermittlungen nach Washington entsenden. Sie könnten die nächste Aeroflot-Maschine nehmen. Eine russisch-amerikanische Gemeinschaftsaktion zur Bekämpfung des Terrorismus. Nein? Nun, in diesem Fall werde der Kreml weitere Informationen der Vereinigten Staaten abwarten …
    »Und so weiter und so fort. Bla bla bla«, sagte Shafer, als er mit seiner Schilderung der Ereignisse fertig war. Er saß mit Wells in einem Besprechungszimmer im George Washington Hospital. Exley war soeben an der Wirbelsäule operiert worden. Die ersten Berichte der Ärzte waren positiv. Der Zentralkanal des Rückenmarks war nicht beschädigt. Die Rehabilitation würde mühsam werden, aber sie würde voraussichtlich wieder gehen können.
    »Von den Russen können wir also nichts erwarten?«
    »So gut wie nichts. Aber ich habe erfreuliche Nachrichten aus Fort Meade.« Dort saß die National Security Agency, der größte Nachrichtendienst der Vereinigten
Staaten. »Die NSA geht davon aus, dass sich die Anrufe zu einer bestimmten Adresse in Moskau zurückverfolgen lassen.«
    »Obwohl es die Nummern offiziell gar nicht gibt?«
    »Genau. Und selbst, wenn sie nie wieder benutzt werden. Frag mich nicht, wie.«
    »Hatte ich nicht vor.«
    »Allerdings gibt es einen Haken. Selbst wenn sie herausfinden, woher der Anruf kam, dürfen wir das den Russen weder offiziell noch inoffiziell mitteilen. Niemals. Die NSA will nicht, dass der Kreml erfährt, in welchem Maße wir sein Telefonnetz infiltriert haben.«
    »Und wie weit ist das?«
    »Bis zu einhundert Prozent.«
    »Aber wir kriegen die Daten, auch wenn wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen können.«
    »Sieht so aus. Falls der Anschluss jedoch einer neunzigjährigen Babuschka gehört, wird uns das nicht viel nützen.«
    »Zumindest hätten wir einen Namen.«
    »Vielleicht ist es keine Person, sondern eine Firma. Was dann? Willst du nach Moskau fliegen?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Hast du doch, das sehe ich dir an. Ich habe einen besseren Vorschlag. Hilf ihr, gesund zu werden, und überlass die Arbeit so lange anderen Leuten.«
    »Ellis Shafers Teamplayer-Ansprache. Hat dir Duto einen Chip ins Gehirn gepflanzt?«
    »Sei nicht albern. Die ganze Agency will dasselbe wie du.«
    »Und das wäre?«
    Shafer zögerte. »Fast hätte ich Gerechtigkeit gesagt.
Aber du willst keine Gerechtigkeit. Du willst einen Skalp.«
    Wells widersprach nicht.
    »Du hast immer gesagt, Gewalt sei für dich das letzte Mittel, und du würdest nur töten, wenn du keine andere Wahl hättest.«
    Wells schloss die Augen und sah im Geiste die Gesichter der Männer vor sich, die er auf dem Gewissen hatte. In Afghanistan, in Atlanta, in New York, in China. »Es war sehr oft das letzte Mittel«, stellte er fest. »Aber selten so verdient wie jetzt.«
    »Das ist vorsätzliche Tötung. Mord. Exley hat mir erzählt, du hättest nach der Geschichte in China den Dienst quittieren wollen. Vielleicht wäre das besser gewesen.«
    Wells antwortete nicht.
    »Was ist? Du findest, sie hätte das nicht sagen dürfen? Sie soll so tun, als wärst du eine Maschine?«
    »Bei mir steht alles zum Besten, Ellis.«
    »Mit irgendwem muss die Frau doch reden.«
    »Und mit wem musstest du reden?« Wells hasste es, Gegenstand solcher Gespräche zu sein.
    »Mit niemandem. Ich bin der Letzte in der Kette. Aber frag dich mal, ob so ein Moskau-Trip gegen deine Albträume hilft. Wirst du danach wieder ruhig schlafen können? Überlass die Sache uns.«
    »Schlaue Ratschläge vom König der Schreibtischhengste. Du weißt so gut wie ich, dass gar nichts passieren wird, wenn ich keinen Druck mache.«
    »Da irrst du dich. Wir haben zwei unserer Männer verloren.«
    »Aber mit dem Kreml wollen wir uns trotzdem nicht anlegen.«

    »Gib der Sache

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