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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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gemacht!«, höhnte Seppuku. »Einen Streich wollte er mir spielen! Ist das nicht niedlich?«
    Die Männer um sie herum lachten spöttisch. Sie wussten nicht, was sie erwartete – im Gegensatz zu Jonathan, der zusammen mit Eliane Schritt für Schritt zurückwich. Noch war nichts geschehen, aber bisher hatte keine von Cassius’ Wunderwaffen versagt. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Seppuku grinste böse. »Nicht weglaufen, ihr Kinderlein. Was sollte das werden? Wolltet ihr mir die Haare waschen?«
    »Hättest du mal selber tun sollen«, gab Jonathan zurück. »Weißt du, was passiert, wenn man sich nicht regelmäßig wäscht? Man kann Läuse bekommen. Oder sogar Flöhe!«
    Eliane gab einen Laut des Ekels von sich, als sie das Zucken und Zittern in dem filzigen Wald aus schmutzigen Strähnen bemerkte. Etwas geschah darin, das ganz und gar nicht normal war. Auch die Männer bemerkten es nun und machten so dumme Gesichter, dass Jonathan am liebsten laut aufgelacht hätte.
    »Hier wird es gleich rundgehen!«, flüsterte er Eliane ins Ohr. »Wir dürfen uns nicht verlieren.«
    Sie verstand und nahm seine Hand. Es tat gut, sie festzuhalten.
    »Was ist das?«, schrie Seppuku und schüttelte seine wild umherzuckende Mähne. Krabbeltiere kämpften sich daraus hervor, so groß wie Trauben, und weiter wachsend purzelten sie zu Hunderten und Tausenden in den Schnee, bis manche von ihnen die Ausmaße einer Männerfaust erreicht hatten. Sie wuselten wild umher, krabbelten über- und untereinander und hüpften schließlich in die Höhe wie Gummibälle.
    »Flöhe!«, schrie einer der Männer, als er die Gefahr erkannt hatte. »Verdammte, blutsaugende Flöhe!«
    Die Männer drängelten, schubsten und suchten in Panik das Weite. Sie hatten keine Chance vor der Plage. Schon winzige Flöhe konnten mit ihren Sprüngen gewaltige Distanzen überspringen, und ihre Kraft war mit ihrer Größe gewachsen. Plötzlich schien der Himmel voller ekelerregender Insekten, die mit langen Beinen, Fühlern und Saugrüsseln nach Blut suchten. Ihre kompakten Körper waren von einem haarigen Panzer umgeben, der keine klaren Formen erahnen ließ, weder Kopf noch Rumpf. Wer von ihnen getroffen wurde, musste sich schnell befreien, um keine unangenehme Bekanntschaft mit ihrem stachelgespickten Saugrüssel zu machen. Die Männer fluchten und schlugen wild um sich, doch mehr als einer musste mit einer ganzen Traube der Tiere auf seinen Haaren fertig werden. In diesem Moment achtete niemand auf Jonathan und Eliane. So schnell sie konnten, schlängelten sie sich zwischen den taumelnden und schimpfenden Männern hindurch.
    Seppuku tobte wie ein Irrer zwischen den wild herumwuselnden Flöhen und rupfte an seinen Haaren herum, um sich von ihnen zu befreien. Als er Jonathan erspähte, blitzte Zorn in seinen Augen.
    Jonathan wusste, dass die Flohplage Riots Armee nicht entscheidend schwächte. Immerhin hatten sie ein wenig Zeit gewonnen. Er konnte es kaum erwarten, seinen Vater wiederzusehen. Vielleicht war es Irrsinn oder Verzweiflung, aber als er rannte und das Chaos hinter sich ließ, schöpfte er tatsächlich Hoffnung – ein Hochgefühl, das sich allerdings schnell wieder zerschlug, als er die Vorhut von Riots Truppen sah. Gut dreihundert Mann, die nichts von dem Trubel ihrer Kameraden mitbekommen hatten und sich etwas entfernt vor dem Haus am Ende der Straße sammelten.
    In sicherem Abstand zu Riots Truppen rannten Jonathan und Eliane auf das Haus zu. Auch wenn jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, sie durften nicht stehen bleiben. Dann, endlich, waren sie am Ziel. Ein Mann wartete mit verschränkten Armen in der Auffahrt vor dem Haus. Zorn stand in seinem faltigen Gesicht, als er sie sah.
    »Ihr hättet nicht kommen dürfen!«, schnaufte er. »Verdammt noch mal, ihr solltet nicht hier sein.«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
Gumbold Blogarth
    Cassius war allein. Hinter ihm ragte das alte Haus auf, das von allen Bretterverschlägen befreit worden war und einen Schimmer seiner einstigen Pracht erahnen ließ. Licht drang aus den Fenstern. Plötzlich wirkte es lebendig, wie aus tiefem Schlaf erwacht. Cassius stand in der Auffahrt. Trotz der versteinerten Miene und der geballten Fäuste konnte man seine Ruhelosigkeit spüren.
    »Es ist eine Falle!«, schrie Jonathan. »Die Jagd nach dem Herz des Lazarus war ein Ablenkungsmanöver, um den Großen Kreis hierherzulocken. Riot hat eine Armee um sich versammelt. Wir konnten ein paar von ihnen aufhalten, aber es sind noch

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