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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Szene größer machte.« Doktor Chilkias widerlegte höflich den Annius Bassus: »Es war gar nicht anders möglich, als daß der Bann erst ausgesprochen wurde, nachdem die Aufrührer tot waren. Die Formalitäten und die Verkündigung, wenn man sie noch so sehr beschleunigt, nehmen mindestens sechs Wochen in Anspruch.«
      »So«, sagte der Kaiser, »und jetzt zeigen Sie mir den Pavillon.« Von neuem machte man sich umständlich auf den Weg, bis man vor einem kleinen, nach allen Seiten offenen Bau stand. »Können Sie sich vorstellen, heiliger Herr«, wandte sich leutselig der Kaiser an den Großdoktor, auf die zierlich emporstrebenden Säulen weisend, »wie das ausschauen wird, wenn es erst ganz fertig ist? Ist das nicht wie aus Spitzen gewebt, so leicht und fein? Stellen Sie sich das vor, wie es in einen heißen, blauen Sommerhimmel hineinsticht. Beim Herkules, mein Grovius, das haben Sie ausgezeichnet gemacht. Ja, und wie ist das mit eurem Messias?« packte er wiederum jäh den Gamaliel an. »Ich habe mir sagen lassen, ihr verkündet da zweideutige Lehren über einen Messias, der da kommen soll, euer König zu sein und euern Staat wiederherzustellen. Wenn Worte Sinn haben, dann kann das doch nur bedeuten, daß dieser Messias mir meine Provinz Judäa zu entreißen bestimmt ist.«
      Die Doktoren, wie der Kaiser plötzlich von dem Messias anhub, zuckten zusammen. Domitian sprach griechisch, das war eine Höflichkeit für die östlichen Herren, aber einige von ihnen vermochten doch nur mit Mühe zu folgen. Diese letzten Sätze indes und ihre bösartige Meinung hatten sie alle begriffen. Da standen sie, bärtig, hilflos, ratlos, ziemlich unglücklich in der ungewohnten Umgebung; zierlich vor den schweren Gestalten hob sich der Sommerpavillon.
      Der Großdoktor indes bewahrte seine Fassung. Das Kommen des Messias, erklärte er, sei eine Weissagung allgemeiner Art, die nichts mit Politik zu tun habe. Der Messias sei eine Manifestation Gottes jenseits aller realen Vorstellungen, er gehöre in die Welt des rein Geistigen. Der Kaiser stelle sich ihn am besten als so etwas vor wie eine Idee Platos. Gewiß, es gebe Leute, die mit der Lehre vom Messias reale Vorstellungen verbänden. Diese Leute nennten sich Minäer oder auch Christen, dies letztere eben nach der griechischen Bezeichnung des Wortes Messias. Sie zögen aus jener Weissagung praktische Konsequenzen. Sie verehrten einen persönlichen, verleiblichten Messias. »Wir aber«, erklärte er würdevoll und bestimmt, »wir, das Lehrhaus und das Kollegium von Jabne, haben diese Leute als Ketzer aus unserer Mitte ausgestoßen. Wir haben mit Messiasgläubigen solcher Art nichts zu schaffen.«
      »Schade«, meinte Domitian, »daß ich den Pavillon nicht sehr oft werde benutzen können. Gerade im Sommer zwingt mich die Rücksicht auf dumme Repräsentation, beinahe täglich große Tafel zu halten. Aber der Pavillon ist ein Wunder in seiner Art.« Dann, sehr sanft, sagte er zu dem Großdoktor: »Jetzt haben Sie aber ein wenig geschwindelt, heiliger Herr. Ich bin besser informiert, als Sie annehmen. Die Messiasgläubigen, von denen Sie sprechen, Ihre Christen, die behaupten doch, der Messias sei bereits gestorben; ihr gekreuzigter Gott wird mir somit schwerlich mehr die Provinz Judäa wegnehmen, und die Leute sind in dieser Hinsicht ganz ungefährlich. Euer Messias hingegen, da ihr ihn erst erwartet, der bleibt bedenklich.«
      Unter den Doktoren war sichtbare Verwirrung. Die Weissagung des Messias, versuchte Gamaliel zu erklären, beziehe sich auf eine ferne Zukunft. Von dem Reich, das er gründen solle, heiße es, es werde dort alles Kriegsgerät in Friedenswerkzeug umgeschmiedet werden, und es würden dort Löwe, Wolf und Bär zusammen mit dem Lamme weiden. »Sie sehen, Majestät«, schloß er, »es handelt sich um eine religiöse Utopie, die mit realer Politik nichts zu schaffen hat.« Doktor Chilkias sprang dem Gamaliel bei. »Fest steht nur eines«, sagte er, »daß nämlich ein Messias kommen wird. Wann er indes kommen wird und was seine Funktion sein wird, sich darüber ein Bild zu machen bleibt dem einzelnen überlassen.«
      Schon während Gamaliel gesprochen, hatten einige der Doktoren zu tuscheln angefangen. Sie fanden es offenbar lästerlich, unerträglich, daß aus berufenem Munde ein so wichtiger Bestandteil ihres Glaubens so zweideutig erklärt, ja geradezu abgeleugnet wurde. Kaum hatte Doktor Chilkias geendet, da korrigierte denn auch schon Doktor

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