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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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einfach genossen, beisammen zu sein.«
    »Weiß
er Bescheid?«
    Sara
nickte. »Er kennt mich gut und ahnte längst, dass ich etwas verheimlichte. Aber
die ganze Wahrheit erzählte ich ihm erst auf der Rückfahrt von Interlaken.
Zuerst brachte ich ihn nach Hause, anschließend fuhr ich allein weiter nach Herzogenaurach.
Dort wartete Perez bereits auf mich. Ich rechnete eigentlich damit, dass
Leonhard bei Bianca war. Sein Auto muss in der Garage gestanden haben und ihr
Auto habe ich ehrlich gesagt völlig übersehen. Perez ging in den Keller, um zu
duschen und ich stieß oben auf Bianca. Eigentlich war es mir egal, aber ich
spielte die eifersüchtige Ehefrau – möglichst laut, damit sie Perez nicht über den Weg lief und er sich aus dem
Staub machen konnte. Als ich dabei war, Bianca hinauszuwerfen, bekam Leonhard einen
seiner herzzerreißenden Anfälle.« Sie schnaubte abfällig. »Eigentlich kaum der
Rede wert, aber er übertreibt gern. Ein Wort gab das andere und wir redeten uns
beide furchtbar in Rage.«
    »Haben
Sie ihn angegriffen?«
    Betreten
zögerte Sara mit der Antwort. »Ja«, gab sie schließlich zu. »Ich wollte ihn
ohrfeigen, er hielt mich fest. Es hatte sich so vieles angesammelt, verstehen
Sie? Es war ein Fehler, das weiß ich nun … ich
erwähnte schließlich, dass ich nicht mehr bereit sei, ihn zu finanzieren.«
    »Was meinen
Sie damit? Das Institut?«
    »Das
Institut schreibt schwarze Zahlen, aber wir leben von dem, was ich mit der
Praxis verdiene, denn Leonhard steckt seit Jahren jeden Cent in seine privaten
Forschungen. Jedenfalls sagte ich, ich würde das nicht mehr wollen. Dann bin
ich gegangen, weil ich so … so wütend war. Perez hatte alles mitbekommen, und als ich runter
kam, war er schon durch die Terrassentür in den Garten gegangen. Er meinte, ich
solle mich erst einmal beruhigen und mit ihm kommen. Er brauchte Geld und ich
wollte Leonhard eins auswischen – so kindisch es klingen mag.
Ich hob so viel Bargeld wie möglich ab und brachte Perez nach Tschechien.
Unterwegs bekamen wir per Zufall im Radio mit, was passiert war – angeblich passiert war.«
    Maria
ließ einige Sekunden verstreichen. »Haben Sie Ihren Mann unter die Dusche
gebracht?«
    »Nein!«
Sara klang empört. »Das muss Leonhard selbst inszeniert haben!«
    »Es
gehört viel dazu, sich selbst so etwas anzutun.«
    Sara
zuckte mit den Schultern. »Sie kennen Leonhard nicht. Um den richtigen Effekt
zu erzielen, lässt er sich etwas einfallen. Ich glaube, er hat gemerkt, dass
ich mich zu sehr für Dinge interessiere, die mich nichts angehen. Vielleicht
war ich im Institut nicht vorsichtig genug. Jedenfalls war ich schockiert und
wollte sofort zurück, um die Sache aufzuklären, aber Perez hielt das für keine
gute Idee.« Sie hob die Schultern. »Er ist der Experte in solchen Dingen und er
sagte, wir könnten es nicht gebrauchen, wenn ich auch in Schwierigkeiten
gerate. Er hätte ja nicht als Zeuge fungieren können, dass ich Leonhard nichts
getan habe. Wir fuhren nach München, wo wir ein paar Tage bei einem Bekannten
von Perez blieben. Schließlich kamen wir zurück. Wir waren meist in Aufseß und
verbrachten so wenig Zeit wie möglich in Erlangen, doch hin und wieder musste
Perez sich mit Lorenz und Großmann treffen. Es war schwierig – vor
allem, da Bill jetzt im Haus wohnt und Perez ja angeblich in Israel war, aber
irgendwie ging es trotzdem.«
    »Hat
Ihr Onkel das organisiert?«
    Sara
lächelte. »Oh, das kam häufiger vor. Wenn Perez in den vergangenen Jahren eine
Weile von der Bildfläche verschwinden musste, verschaffte Abba ihm immer
irgendwo ein Alibi.« Plötzlich hob sie ihre Hand und rieb sich über die Augen.
Dann blinzelte sie ein paar Mal. »Wissen Sie, wie es ihm geht?«, fragte sie mit
belegter Stimme.
    Maria
schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich weiß nur, dass er außer Lebensgefahr ist.
Wusste er von der Sache?«
    Sara
zögerte beinahe unmerklich. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Und
was stand in seinem Abschiedsbrief?«
    »Ich
weiß es nicht.«
    Die
Antworten klangen zu entschieden, fand Maria. Schließlich hatte sie versucht,
den Brief zu vernichten. Doch für den Moment hatte sie genug erfahren.
     
     
    Untersuchungsgefängnis
Nürnberg
     
    Nachdem sie Sara ordnungsgemäß
überstellt hatten, wartete Maria mit Michelle zusammen in einem kleinen, sehr
ungemütlichen Raum auf Cohen.
    »Hier
bekommt man ja Depressionen«, stellte Michelle fest, als sie durch die
vergitterten Fenster auf den

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