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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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er. »Du weißt doch, was er erwartet und… «
    Miles ließ ihn nicht ausreden. Sein Gesicht war ernst, aber in seinem Blick lag noch die Bewunderung für die künftige Schwägerin.
    »Es tut ihm sicherlich gut, wenn er erkennen muß, daß er sich auch einmal irrt«, meinte er.
    Raine unterdrückte ein Lachen. Er fand es auch nicht richtig, daß Gavin den jüngsten Bruder oft noch wie ein Kind behandelte. Und so konnte er Miles’ Rachegefühl verstehen.
    »Wenn ich daran denke, daß er mir angeboten hat, sie an seiner Stelle zu heiraten. Ich schwöre dir, wenn ich sie vorher gesehen hätte, wäre ich bereit gewesen, um sie zu kämpfen. Meinst du, daß es dafür zu spät ist? «
    Selbst wenn Miles eine Antwort gegeben hätte, Raine hätte sie nicht gehört, denn er war mit seinen Gedanken bei Judith, Ein einziger Blick in ihre goldbraunen Augen hatte ihn betört, Er war kaum in der Lage gewesen, ein Wort hervorzubringen. Er konnte sie nur voller Bewunderung anstarren. Sie, hatte nicht gekichert und war nicht so schüchtern gewesen wie andere Mädchen. Ruhig und gelassen hatte sie vor ihnen gestanden.
    Miles hatte ihn anstoßen müssen, damit er sie ansprach, denn in seiner Phantasie hatte sich Raine vorgestellt, wie er Judith auf seine Arme hob und auf einem feurigen Rappen entführte.
    Gewaltsam riß sich Raine von seinen Gedanken los. »Weißt du was, Miles? Wir beide werden Gavin eine Lehre erteilen. «
    »Was hast du vor? « Miles war sofort begeistert.
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben wir eben eine gräßliche Hexe gesehen, mit verfaulten Zähnen und einem viel zu fetten Hinterteil. «
    Miles grinste. »So ein altes Weib stand vorhin tatsächlich an der Treppe. Aber das werden wir unserem lieben Bruder nicht verraten. Wir lügen also nicht einmal. «
    Sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern und waren sich einig.
    Es war noch immer recht früh am Morgen, als Judith von ihren Dienerinnen gefolgt in die große Halle im zweiten Stock des Hauses hinunterging.
    An den Wänden des hohen Raumes hingen kostbare Gobelins. Von der Tür an bis zum anderen Ende der Halle war ein dicker Teppich aus Rosenblättern und Lilien gelegt worden. Auf ihm würde Judith gehen, wenn sie aus der Kirche zurückkehrte - als verheiratete Frau.
    Maud war hinter ihrer Herrin. Sie trug die Schleppe des hermelinbesetzten Mantels. Judith blieb kurz stehen, ehe sie das Haus verließ. Nach einem tiefen Atemzug schritt sie weiter.
    Als sie in den strahlenden Sonnentag hinaustrat, brauchte sie eine Weile, um sich an das helle Licht zu gewöhnen. Sie sah die vielen Leute, die gekommen waren, um die Hochzeit anzusehen.
    Die Jubelrufe verwirrten sie. Das hatte sie nicht erwartet. Aber die Schönheit der jungen Braut begeisterte alle.
    Judith lächelte und nickte den hohen Gästen, den Kaufleuten und Bauern, den Knechten und Mägden freundlich zu. Der Weg zur Kirche kam einer Prozession gleich und zeigte allen den Reichtum und den hohen Stand des Earls Robert Revedoune.
    Später würde er mit Genugtuung erzählen, wieviel andere Earls, Barone und Ritter gekommen waren, um ihm zur Hochzeit seiner Tochter die Ehre zu erweisen.
    Die Spielleute am Anfang des Zuges bahnten der schönen Braut den Weg. Judith wurde von ihrem Vater auf einen prächtigen weißen Hengst gehoben. Robert Revedounes zufriedene Miene beim Anblick seiner schönen Tochter entging Helen nicht.
    Judith ritt im Damensitz. Sie liebte das nicht sehr, doch ließ sie sich nichts anmerken. Anmutig ordnete sie ihr Gewand.
    Ihre Mutter ritt hinter ihr, flankiert von Miles und Raine. Die Menge der Gäste reihte sich in den Brautzug ein.
    Die Musikanten begannen zu spielen, und der Zug setzte sich
    in Bewegung. Robert Revedoune hielt den weißen Hengst am Zügel und schritt gemessen dahin.
    Judith spürte, wie sie immer unruhiger wurde. Der Gedanke, wie wohl ihr künftiger Gatte sein würde, zermarterte ihr Hirn immer mehr.
    Aufrecht und stolz saß sie auf dem Pferd. Ihr Blick war auf die Kirchentür gerichtet, vor der zwei Gestalten standen. Der Priester und der Mann, dem sie angetraut werden sollte.
    Gavins spürte nicht die geringste Neugierde. Ganz im Gegenteil. Ihm grauste vor der Braut. Seine Brüder hatten ihm von ihr erzählt, und demnach mußte sie häßlich sein wie die Sünde und ziemlich einfältig.
    Er versuchte nicht in die Richtung zu sehen, aus der sich der Brautzug näherte. Doch der Jubel der Menge und die Musik der Spielleute störten seine Gedanken.

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