JULIA COLLECTION Band 10
diesem sonderbaren Einsatz mitmacht, obwohl du genau wusstest, dass sie am Ende verlieren und dein Flittchen werden würde.“
„Sie ist meine Geliebte“, widersprach Rico ihm sofort, „nicht mein Flittchen.“
„Da, wo ich herkomme, ist es dasselbe. Eine Geliebte ist eine Frau, die man aushält und die einem dafür unbeschränkt Zugriff auf ihren Körper gewährt – genau wie eine Prostituierte.“
Rico bezweifelte inzwischen, dass es ein guter Einfall gewesen war, sich Ali anzuvertrauen. Offensichtlich waren dessen Moralvorstellungen denen von Charles nicht unähnlich. „In der westlichen Welt sehen wir Geliebte nicht in diesem Licht“, erklärte Rico nun ein wenig aufgebracht.
„Und ich verstehe nicht, wieso ihr das nicht tut“, erwiderte Ali. „Aber lassen wir das. Warum willst du unbedingt sehen, worum dich Renée im Fall ihres Sieges gebeten hätte? Du weißt es doch schon.“
„Weil ich inzwischen glaube, dass es ihr vielleicht doch nicht um das Pferd ging.“
„Und wieso? Weil sie in deinen Armen dahingeschmolzen ist?“
Rico lachte. „So würde ich es nicht ausdrücken. Aber sie hatte auch nichts gegen meine Umarmung.“
„Nur nicht so bescheiden, mein Freund! Ich bin sicher, dass sie dahingeschmolzen ist. Bei deinem Ruf – wie soll ich mich ausdrücken? –, mehr als gut im Bett zu sein.“
Rico erstarrte. „Wer hat dir denn so etwas erzählt?“
„Ohne indiskret sein zu wollen, aber dieses Jahr hat uns einmal die gleiche Frau beglückt.“
„Wie bitte? Wen meinst du? O ja, natürlich! Das war mir entfallen: Leanne!“
„Als Gentlemen wollen wir doch keine Namen nennen, hm? Sagen wir einfach, dass diese Frau … nun … von deinen Fähigkeiten geschwärmt hat. Aber da ich nicht nur Gentleman, sondern auch ein Mann bin, musste ich ihr natürlich beweisen, dass Araber im Bett nicht zu überbieten sind.“
Rico lächelte. Ali war dann doch mehr Pirat als Gentleman, außerdem eingebildet und ehrgeizig. „Solange wir uns Renée nicht geteilt haben …“, meinte Rico.
„Nur ein Italiener ist verrückt genug, sich auf eine solche Frau einzulassen. Und jetzt schraffier endlich die Seite, um deine und meine Neugier zu befriedigen.“
Rico wünschte, seine Hand würde nicht so zittern. Er wollte sich in Alis Gegenwart nicht noch mehr zum Narren machen.
„Und?“, fragte Ali schließlich, nachdem Rico fertig war und nur wie gebannt auf das Blatt Papier sah. „Was steht da?“
Rico war noch immer sprachlos und reichte ihm einfach den Block.
„Heirate mich!“, las Ali laut vor und sah dann zu seinem Freund. „Wenn du sie gebeten hättest, dich zu heiraten, wäre ich nicht überrascht gewesen. Aber so etwas … ist wirklich eine merkwürdige Bitte von einer Frau, die die letzten fünf Jahre damit verbracht hat, sich mit dir zu streiten.“
„Das kannst du laut sagen.“
„Ob sie vielleicht heimlich in dich verliebt ist?“
„Du machst wohl Witze? Letzten Sonntag hat sie mir erzählt, wie wenig sie mich leiden kann, und gestern Nacht hat sie hinzugefügt, dass sie mich jetzt auch noch hasst.“
„Während du bis über beide Ohren in sie verliebt bist.“
„Wie bitte? Nein, bestimmt nicht. Wie kommst du denn darauf?“
„Ich habe bemerkt, wie du sie ansiehst, wenn sie es nicht merkt. Den Blick kenne ich. So habe ich auch einmal eine Frau angesehen. Man tut und riskiert dann alles, selbst seine Ehre, um wenigstens einmal mit ihr schlafen zu können.“
Rico war erstaunt über Alis unerwartetes Geständnis, das nebenbei auch noch auf seinen eigenen, Ricos, Gemütszustand zutraf. Trotzdem war er nicht der Meinung, dass es sich bei dem Gefühl, das er Renée entgegenbrachte, um Liebe handelte. Es war nur Lust. „Wer war sie?“, fragte er nun.
Ali lächelte wehmütig. „Die einzige Frau, die ich niemals haben konnte. Die Verlobte meines ältesten Bruders, des Kronprinzen.“
„Verdammt, das war echt Pech! Und was ist passiert?“
„Nichts“, stieß Ali hervor. „Ich wurde nach Australien verbannt, mein Bruder hat meine große Liebe geheiratet, und ihre Ehe ist bis heute glücklich. Sie haben sogar einen Sohn.“
Der arme Ali, dachte Rico, kein Wunder, dass er sich niemals in eine der zahlreichen Gespielinnen verliebt hat, die auf seinem Gestüt waren. Sein Herz hatte er in Dubar gelassen.
„Warum hat sich Renée wohl gewünscht, dass du sie heiratest?“, kam Ali nun auf ihr eigentliches Thema zurück. „Wenn nicht aus Liebe, weshalb dann? Des Geldes
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