JULIA COLLECTION Band 11
den Schreibtisch und sagte: „Ich hatte nicht beabsichtigt, einen Partner zu nehmen. Das ist eine Entscheidung, die ich nicht aus dem Stegreif treffen kann, verstehen Sie.“
Er verbarg seine Enttäuschung hinter Nonchalance. „Ja, sicher. Das verstehe ich sehr gut. Überlegen Sie es sich ruhig ein paar Tage und sagen Sie mir dann Bescheid. Zwischenzeitlich können Sie ja meine Referenzen überprüfen.“
„Okay, das mache ich.“
„Sie haben ja meine Telefonnummer.“
„Ja.“ Sie stand auf und reichte ihm die Hand. „Danke, dass Sie gekommen sind. Die Begegnung war … aufschlussreich.“
Er nahm ihre Hand und schüttelte sie kräftig. „Danke, dass Sie mich angehört haben, Sierra. Ich hoffe, Sie werden sich bald entscheiden, denn es gibt viel Arbeit, wenn wir schon in diesem Sommer ernten wollen.“
Mit einem vagen Lächeln blicke sie hinab auf ihren Terminkalender. „Sie werden nächste Woche von mir hören.“
Damit musste er sich wohl oder übel zufrieden geben. Sie begleitete ihn in den angrenzenden Salon, wo er seinen Mantel nahm, und dann den ganzen Weg die Treppe hinunter bis zum Eingang des Geschäfts. Sie plauderten über das trübe, eisige Wetter und erörterten, ob es bald zu Niederschlägen irgendeiner Art kommen würde. Die Atmosphäre wirkte sehr höflich und formell, und als er hinaus auf die kalte Straße trat, beschlich ihn die böse Vorahnung, dass er es irgendwie vermasselt hatte.
Sierra stand am Schaufenster und beobachtete, wie Sam Jayce mit langen Schritten über die Straße ging, die Hände in den Manteltaschen vergraben. Sie wusste nicht genau, was sie in ihm erwartet hatte, aber gewiss hatte sie nicht mit einem derart selbstsicheren, kultivierten jungen Mann gerechnet.
Ohne sich zu Bette umzudrehen, die hinter dem Ladentisch stand, fragte Sierra: „Nun, was meinst du?“
„Ich wäre gern mindestens fünfzehn Jahre jünger und fünfzig Pfund leichter.“
Lächelnd blickte Sierra über die Schulter. „Ja, er ist ganz niedlich.“
„Niedlich!“ Bette schnaubte. „Honey, du musst jenseits von Gut und Böse sein, wenn du diese Schultern und diesen Po nur niedlich findest.“
„Er ist ja noch ein Kid“, wandte Sierra ein und dachte bei sich: Und er könnte die Antwort auf all meine Gebete sein.
Aber eine Partnerschaft? Ihr Stolz rebellierte dagegen. Sie war entschlossen, es ganz allein zu etwas zu bringen, was auch alle anderen denken mochten. Ihr Vater, Frank McAfree, war ohnehin überzeugt, dass sie unfähig war, ihre Finanzen zu verwalten, geschweige denn ihr Leben zu meistern. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was er sagen würde, wenn sie sich einen Partner nahm – noch dazu einen jungen, attraktiven Partner wie Sam Jayce.
Irgendwie erinnerte Sam sie an den jungen Julius Caesar. Das lag an der ovalen Form seines Kopfes, der hohen Stirn, der markanten Nase und dem kantigen Kinn. Er hatte Grübchen in den schmalen Wangen, hellgrüne, von dichten Wimpern umrahmte Augen und einen perfekt geformten Mund, der beinahe ein feminines Gegengewicht zu den harten maskulinen Zügen bildete. Aber alles andere an ihm wirkte nicht im Entferntesten weiblich.
Er war groß und schlank, mit breiten Schultern und kompakten Muskeln, die mit jeder Bewegung spielten. Unwillkürlich war ihr aufgefallen, wie kräftig seine Hände waren, wie seine muskulösen Schenkel die Jeans ausfüllten und wie reizvoll sein Po wirkte. Schade war nur, dass er nicht zehn oder gar zwanzig Jahre älter war.
Andererseits sprach vielleicht gerade seine Jugend für ihn. All die älteren Männer, mit denen sie über die geplante Blumenzucht ins Gespräch gekommen war, hatten sie wie ein dummes Kind behandelt. Vielleicht war Sam Jayce gerade in dem richtigen Alter, um noch Träume zu hegen und forsch genug zu sein, sie verwirklichen zu wollen.
Doch wie konnte sie das beurteilen? Natürlich wollte sie seine Referenzen prüfen, aber die aufgelisteten Personen waren natürlich ausgewählt worden, weil sie glühende Lobeshymnen garantierten. Besser war es, mit einer Person zu sprechen, die unvoreingenommen war und sich in der Gerüchteküche bestens auskannte. Es war an der Zeit, einer alten Freundin einen Besuch abzustatten.
Der Januarwind wehte Sierra schneidend ins Gesicht und zerrte an ihrer Jacke, als sie aus dem schnittigen, ausländischen Wagen stieg – der ersten Luxusanschaffung, die sie sich von der unerwarteten Erbschaft des lieben alten Edwin Searle gegönnt hatte.
Sie rannte über den
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