JULIA COLLECTION Band 16
von mir?“
„Ich liebte dich.“
„Aber offenbar respektiertest du mich nicht.“
„Doch, natürlich!“
„Wenn das wahr wäre, hättest du nicht etwas so Abscheuliches getan. Du hättest mich nicht wie ein Kind behandelt, das aus dem Zimmer geschickt wird, wenn die Erwachsenen etwas Ernstes besprechen müssen“, fuhr sie ihn an. Ihr wurde ein wenig schwindlig von der Heftigkeit ihrer Gefühle. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. „Du hast uns beide betrogen, Brian.“
„Was?“ Er wich unwillkürlich vor ihr zurück, als sie einen Schritt näher kam.
„Du hast einfach selbstherrlich entschieden, dass ich beschützt werden muss. Du dachtest, dass ich nicht Frau genug bin, um meinem Mann zur Seite zu stehen.“
„Nein, ich …“
„Du hast mich deiner für unwürdig erklärt, ohne mir eine Chance zu geben, mich zu beweisen.“
„Du drehst mir völlig die Worte im Mund um, Tina.“
„Nein, überhaupt nicht“, brachte sie erstickt hervor. Fünf Jahre ihres Lebens waren unwiderruflich verloren, fünf Jahre, in denen sie hätte glücklich sein können, in denen sie und Brian eine Familie gründen und in Liebe hätten zusammenleben können. Auf so vieles hatte sie verzichten müssen, weil Brian Reilly es so beschlossen hatte. „Ich verstehe dich schon sehr gut“, fuhr sie fort. „Endlich. Und du hast dich geirrt, so fürchterlich geirrt. Ich war so stolz auf dich und darauf, die Frau eines Marines zu sein. Glaubst du, ich kenne den Wert und die Gefahr deiner Arbeit nicht? Ich weiß auch, dass es nicht leicht für mich gewesen wäre, und die Trennung von dir hätte mir bestimmt wehgetan. Aber ich bin stark, Brian. Solange wir uns geliebt hätten, wäre ich mit allem fertig geworden. Verstehst du?“
„Ich weiß“, sagte er leise. „Aber ich wollte nicht, dass du dazu gezwungen bist.“
Tina wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, so sehr trauerte sie um alles, was sie verloren hatten. „Und um uns davor zu bewahren, monatelang voneinander getrennt zu sein, hast du uns gleich für immer getrennt.“ Sie schüttelte bedrückt den Kopf. „Sehr logisch. Wirklich gut gemacht.“
„Ich habe nur getan, was ich für das Beste hielt.“
„Du hast einen großen Fehler gemacht.“
Brian streckte die Hand nach ihr aus, aber dieses Mal wich Tina vor ihm zurück. Sie wollte nicht, dass er sie berührte und sie in die Arme nahm. Sie wollte nicht von ihm getröstet werden, denn für ihren Verlust gab es keinen Trost. Tina wollte nur, was er ihr nie hatte geben wollen. Seinen Respekt und seine Liebe.
„Lass mich allein, Brian“, sagte sie leise und drehte sich um.
„Wir haben noch nicht über das Baby gesprochen.“
„Das werden wir tun, wenn es ein Baby geben sollte“, erwiderte sie, während sie schon weiterging. „Im Augenblick habe ich dir nichts mehr zu sagen.“
Eine weitere Woche verging, und Brian klangen Tinas letzte Worte immer noch in den Ohren. Hatte er sich wirklich so geirrt? War es falsch, die Menschen beschützen zu wollen, die man liebte?
Er konnte mit niemandem darüber reden, nicht einmal mit Liam, weil er nicht in der Stimmung war, zum dritten Mal Blödmann genannt zu werden. Und er hatte das sichere Gefühl, dass er von seiner Familie kein Mitgefühl erwarten konnte.
Vielleicht verdiente er auch kein Mitgefühl. In den vergangenen paar Tagen hatte er seine Freunde und ihre Familien etwas eingehender beobachtet. Vor fünf Jahren hatte er sich Sorgen wegen der Unannehmlichkeiten gemacht, die sie auszustehen hatten, aber er hatte nie wirklich darauf geachtet, wie die Beziehungen seiner Freunde zu ihren Frauen gewesen waren. Es waren gute, starke Ehen, und die Partner brachten sich Liebe, Vertrauen und Respekt entgegen. Wenn das Leben hart wurde, stützten sie sich gegenseitig. Warum waren ihm nie die guten Aspekte einer Ehe aufgefallen?
Während er darauf wartete zu erfahren, ob Tina wirklich sein Kind erwartete, war er gezwungen, seine Entscheidung von vor fünf Jahren noch oft zu überdenken. Und darüber nachzudenken, wie das Leben werden würde, wenn Tina wirklich schwanger sein sollte.
Wenn ja, dann wollte er unbedingt am Leben dieses Kindes teilhaben. Er könnte nicht mit dem Wissen leben, dass es irgendwo ein Kind gab, das nichts von ihm wusste. Aber konnte er denn sein Kind sehen und Tina dabei aus dem Weg gehen?
11. KAPITEL
Ein paar Tage später kümmerte Tina sich um einige Geschäfte, die allerdings dreitausend Meilen von ihr entfernt stattfanden.
Weitere Kostenlose Bücher