Julia Extra 0353
Uhr betreut werden. Er fasst schnell Vertrauen zu den Menschen und kann Verluste nicht verarbeiten.“
„Du hast Angst, dass ich ihm wehtun könnte?“, fragte sie.
„Um ihn zu schützen, habe ich beschlossen, noch etwas zu warten, bis ich euch miteinander bekannt mache.“
6. KAPITEL
Als Hannah später in ihrem Bett lag, dachte sie lange über Zale und seinen jüngeren Bruder Prinz Constantine nach. Sie verstand, warum Zale seinen Bruder vor der Welt abschirmte. Aber warum wollte er nicht, dass seine zukünftige Frau den letzten noch lebenden Angehörigen seiner Familie kennenlernte?
Zale war kein einfacher Zeitgenosse. Mit seiner Art würde er Emmeline nie für sich gewinnen. Er sollte ihr den Hof machen. Sie umwerben. Ihr zeigen, dass er auch eine weiche Seite hatte. Denn Hannah wusste, dass es diese Seite an ihm gab. Allerdings zeigte er sie viel zu selten.
Es wurde Zeit, dass Zale sich mehr ins Zeug legte. Er sollte endlich versuchen, Emmeline für sich zu gewinnen, anstatt sie immer nur zu kritisieren. Er musste endlich anfangen, seine Verlobte wie eine zukünftige Königin zu behandeln.
Am nächsten Morgen wachte sie früh auf und rief nach ihrer Kammerzofe Celine. „Können Sie Seiner Majestät bitte mitteilen, dass ich ihn gern sprechen würde?“
Im Ankleidezimmer wählte sie ein apricotfarbenes Leinenkleid mit einem kurzen Kaschmirjäckchen in der gleichen Farbe. Dann legte sie einen schlichten goldenen Armreif an und steckte sich goldene Kreolen ins Ohr, bevor sie das Haar zu einem Pferdeschwanz band. Sie war gerade dabei, die Augen mit Mascara zu betonen, als die Kammerzofe ihr mitteilte, dass Seine Majestät im Esszimmer der königlichen Familie auf sie warte.
Hannah sammelte sich kurz, bevor sie sich von einem Diener hinführen ließ.
Das gemütliche Esszimmer lag im zweiten Stock des Palasts. Durch die großen Fenster fielen helle Sonnenstrahlen und tauchten den Tisch aus Walnussholz und die Kristallvase mit den gelben und weißen Tulpen in ein warmes Licht.
Zale saß am Kopfende des Tisches, vor sich einen Stapel Zeitungen und eine Tasse Espresso.
Als sie das Zimmer betrat, blickte er kurz von der Zeitung auf. „Welch Überraschung!“
„Hoffentlich eine angenehme Überraschung“, sagte sie und setzte sich auf einen Stuhl.
Der Diener schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein, stellte ein Glas mit frisch gepresstem Orangensaft vor ihr hin und reichte ihr eine Speisekarte.
Hannah schaute verdutzt. Eine Speisekarte für das Frühstück?
Zale musste ihre Gedanken gelesen haben, denn er sagte: „Der Küchenchef geht jeden Morgen auf den Bauernmarkt und kauft frisches Obst und Gemüse.“
„Du kannst meine Gedanken lesen?“
„Ich habe es deinem Gesicht angesehen.“ Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch.
„Dann sag mir doch, was ich jetzt denke.“
Er sah sie prüfend an. „Du wunderst dich, dass ich dir meinen Bruder nicht vorstellen will, und möchtest mich überzeugen, es doch zu tun.“
„Falsch.“ Sie hob das Kinn. „Ich halte es für richtig, dass du deinen Bruder schützen willst. Bis wir uns nicht ganz sicher sind, ob die Hochzeit wirklich stattfindet, müssen wir vorsichtig sein. Ich möchte deinen Bruder nicht in mein Herz schließen, um dann festzustellen, dass du doch nicht der Richtige für mich bist.“
„ Ich soll jetzt nicht der Richtige sein?“
„Ich habe gestern Nacht über alles, was du gesagt hast, nachgedacht. Vielleicht hast du recht, und wir passen wirklich nicht zusammen.“
Er richtete sich kerzengerade auf. „Meinst du das ernst?“
Sie nickte und trank einen Schluck Kaffee. „Wir kennen uns kaum. Es gibt nur einen Weg, um herauszufinden, ob wir zueinanderpassen. Ab sofort gebe ich mich so, wie ich bin, und du schaust, ob du mein wahres Ich überhaupt magst. Ansonsten fahre ich lieber nach Hause, als jemanden zu heiraten, der mich nicht mag.“
„Du würdest mich also tatsächlich zurückweisen?“ Er sah sie grimmig an.
„Um ganz ehrlich zu sein: Ich möchte ebenfalls niemanden heiraten, den ich nicht mag.“
Zale presste die Lippen aufeinander und schwieg.
„Ich freue mich auf die nächsten vier Tage. Bestimmt hast du ein paar schöne Unternehmungen geplant.“ Bevor er etwas erwidern konnte, schränkte sie ein: „Außer Verträge unterschreiben, für Porträtbilder posieren und Porzellan aussuchen.“
„Das alles ist für die Hochzeit notwendig.“
„Ja, aber nur, falls es eine Hochzeit gibt. Und du
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