Julia Extra Band 0258
sie als Kindermädchen.
Aber selbstverständlich, was hast du denn gedacht, du dummes Ding?
Sie hob ihr Glas und nahm einen Schluck. „Es tut mir Leid, Hugh“, antwortete sie, ohne ihn anzuschauen. „Das geht nicht. Ich habe eine gute Stelle in Brisbane.“ Dann reckte sie trotzig das Kinn und sah ihm in die Augen. „Und ich möchte Karriere machen. Ich habe hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Ich kann hier nicht alles stehen und liegen lassen.“
Er nickte nachdenklich, hob sein Bier, als wolle er trinken und setzte das Glas dann doch wieder ab. „Es tut mir Leid, das hätte ich vorher erfragen sollen. Was machst du?“
Sie hob das Kinn noch ein Stückchen mehr. „Ich bin Buchhalterin.“
Er lächelte. „Das hätte ich nie geglaubt. Du wirkst zu …“
„Zu was?“, fauchte sie.
Sein Lächeln verstärkte sich noch. „Zu locker, wollte ich sagen.“
„Dann gehörst du also auch zu denen.“
„Zu denen?“
„Zu den Millionen, die ein ganz bestimmtes Klischee von Buchhaltern haben.“
„Oh, ein heikles Thema, wie ich sehe. Ich entschuldige mich.“ Hugh hob erneut sein Bier und trank diesmal die Hälfte des Glases aus. „Aber im Moment arbeitest du nicht.“
„Nein“, gab sie zu. „Das liegt daran, dass ich einen Teil meines Jahresurlaubs genommen habe, aber in etwas mehr als zwei Wochen muss ich zurück an die Arbeit.“
Ohne zu zögern, sagte Hugh: „Was ist mit diesen zwei Wochen? Was hast du für Pläne?“
Seine Hartnäckigkeit erstaunte sie. „Ich helfe meiner Mutter im Laden aus – und verbringe Zeit mit meiner Familie.“
Hugh nickte nachdenklich.
Jo spielte nervös an ihrem Weinglas herum. „Hast du Freunde oder Familie in London, die dir mit Ivy helfen können?“, fragte sie. „Was ist mit einer – Freundin?“
„Meine Eltern leben in Devon. Natürlich habe ich Freunde, aber …“ Er hielt inne und seufzte.
Jo wartete … eine dumme Angst machte sich in ihr breit.
„Meine Freundin und ich haben uns vor kurzem getrennt“, sagte er schließlich.
Jo ließ sich nichts anmerken.
„Um ehrlich zu sein, so haben wir uns wegen Ivy getrennt.“
„Wirklich?“ Diesmal fiel es ihr schwer, ihren Schock zu verbergen.
Hugh zuckte die Schultern. „Es war keine große Geschichte. Wir steuerten ohnehin auf den Abgrund zu. Die Sache ist einfach die, dass keiner meiner Freunde Ivy so gut verstehen würde wie du. Es liegt nicht nur daran, dass du kleine Geschwister hast. Ivy hat dich wirklich gern, und du weißt, an was sie gewöhnt ist und was ihr an London merkwürdig vorkommen wird.“
Natürlich hatte er Recht. Sie war sich sicher, dass Hugh auch ohne sie auskommen würde, aber sie wusste auch, dass sie eine große Hilfe sein könnte. Sie könnte Ivy den Übergang erleichtern.
„Hast du einen Freund, der dagegen wäre, dass du weggehst?“, fragte Hugh.
Jo schluckte. „Nein, das nicht. Ich habe mich auch erst vor kurzem getrennt.“ Seit Damien hatte es niemanden mehr gegeben, aber das musste Hugh nicht wissen.
Sollte sie sein Angebot wirklich in Betracht ziehen? Vielleicht um Ivys Willen? Sollte sie für zwei Wochen nach London reisen, bis Hugh ein gutes Kindermädchen gefunden hatte? „Was würdest du mir zahlen?“, fragte sie.
Sie verschluckte sich an ihrem Wein, als er die Summe nannte. „Für zwei Wochen? Das ist schlicht und ergreifend Bestechung.“
Er lächelte. „Ich weiß.“
„Ich muss darüber nachdenken.“ Jo leerte ihr Glas und holtetief Luft. Diesmal war sie fest entschlossen, nicht impulsiv zu reagieren. Sie musste sorgsam das Für und Wider abwägen. Einerseits hatte sie die Möglichkeit, London kennen zu lernen … viel Geld zu verdienen … und Ivy etwas Gutes zu tun …
Was sprach dagegen? Sie ließ ihre Mutter im Stich. Allerdings war Weihnachten vorbei, und sie hatte sich ein bisschen Urlaub verdient. Was sonst? Es musste noch mehr Gegenargumente geben.
Hugh.
Zwei Wochen in seiner Gesellschaft, und sie würde sich Hals über Kopf in ihn verlieben. Selbst wenn er einfach nur höflich war und sie als gutes Kindermädchen behandelte, würde sie Gefühle für ihn entwickeln und als emotionales Wrack zurückkehren.
„Es tut mir Leid, Hugh“, sagte sie fast grimmig. „Ich würde gerne helfen, aber es geht nicht. Ich kann wirklich nicht.“
Er sah so enttäuscht aus, dass sie beinahe schwach wurde.
Hastig stand sie auf. „Wann kommst du morgen vorbei, um Ivy abzuholen?“
„Ich hole sie jetzt ab“, entgegnete er
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