Julia Extra Band 0294
gegenüber recht spröde. Es war eine unmögliche Situation. Umso mehr hatte es ihn erleichtert, von ihren Umzugsplänen zu erfahren.
Aber fühlte er sich noch immer befreit? Da war er sich gar nicht mehr so sicher. Er wollte mit ihr ins Bett gehen. Daran bestand kein Zweifel. Doch er wollte keine Frau fürs Leben. Daran war nicht zu rütteln. Und doch warf es ihn irgendwie aus der Bahn, dass sie wegen eines anderen Mannes fortging. Es war sehr lange her, seit ihn das böse kleine Monster namens Eifersucht gequält hatte, doch nun piesackte es ihn wieder.
Ein Aufschrei von Gina riss ihn aus den Grübeleien. Er warf ihr einen Blick zu und sah, wie sie gerade einen Welpen zurück in den Karton steckte. „Wir sind gleich da“, versicherte er, und kurz darauf bog er in seine Auffahrt ein.
„Das wird auch Zeit. Wie willst du sie eigentlich morgen früh ins Tierheim bringen? Dieser Karton nützt nicht viel.“
„Ich werde schon etwas Geeignetes finden. Und wenn nicht, kann ich bestimmt durch eine großzügige Spende erreichen, dass jemand sie abholen kommt.“
Harry hielt vor dem Cottage an, führte Gina mit dem Karton in den Heizungsraum und ging in die Garage, um Bretter zu holen.
Sie hockte auf dem Boden und spielte mit den Welpen, als er mit dem Holz zurückkehrte. „Sie sind so niedlich!“ Mit glänzenden Augen blickte sie zu ihm hoch. „Ich dachte zuerst, sie wären alle gleich. Aber einer ist größer und einer kleiner als die beiden Mittleren.“
Er nickte. „Da sind zwei Pfützen auf dem Boden.“
Sie verzog das Gesicht. „Sie können nichts dafür. Sie sind doch noch Babys.“ Sie nahm den Kleinsten in die Arme und streichelte das flaumige Köpfchen. „Stimmts? Ihr seid nur winzige mutterlose Babys. Hört gar nicht auf den bösen alten Harry.“
Mit einem Grinsen fing er an, ein Drittel des Raumes mit den Brettern abzuteilen. Dann breitete er in einer Ecke Zeitungen aus – in der vagen Hoffnung, dass künftige Geschäfte dort verrichtet wurden. In einer anderen Ecke richtete er mit Handtüchern einen Schlafplatz ein.
Inzwischen ging sie in die Küche und füllte kleine Schüsseln mit Wasser und Hundefutter. Kaum war sie zurückgekehrt und stellte die Nahrung in das Gehege, da machten sich die Welpen auch schon darüber her.
Eine Weile lang beobachteten Gina und Harry amüsiert, wie die Winzlinge gierig fraßen und tollpatschig die neue Umgebung erkundeten.
Sie sind wirklich putzig, dachte er, als sich das Kleinste mit dem Maul an den Schwanz des Größten hängte und von einem Mittleren umgeworfen wurde. Er war mit Hunden aufgewachsen, allerdings mit Labradors und Schäferhunden. Diese kleinen Würmchen verhielten sich ganz anders, besaßen jedoch mindestens ebenso viel Persönlichkeit.
Ein unterdrücktes Gähnen riss ihn aus seinen Betrachtungen. Er blickte zur Uhr und stellte verwundert fest, dass Mitternacht längst vorüber war. Unvermittelt fragte er: „Warum bleibst du nicht über Nacht?“
„Was?“, hakte Gina verblüfft nach.
Harry wunderte sich selbst über den unverhofften Vorschlag, doch er erklärte: „Es ist schon sehr spät, und du bist offensichtlich auch total erledigt. Es scheint mir vernünftig, wenn du hierbleibst.“ Er sah ihren Augen an, dass sie ablehnen wollte, und fügte hastig hinzu: „Dank Mrs. Rothman steht immer ein Gästezimmer bereit.“
Sie schluckte. „Ich kann nicht bleiben.“
„Warum nicht?“
Einen Moment lang wirkte sie sprachlos. „Weil ich gleich morgen früh noch jede Menge zu tun habe.“
Er hätte den letzten Cent darauf verwettet, dass es eine Ausrede war. Vermutlich war sie mit ihrem Lover verabredet. Sah sie denn nicht ein, dass der Typ sie nur benutzte? Womöglich erwartete er sogar einen Quickie zum Abschied! „Du wärst ja ganz früh zu Hause. Vergiss nicht, dass ich zur Arbeit muss. Vielleicht können wir zuerst gemeinsam die Welpen im Tierheim vorbeibringen. Das wäre eine große Hilfe für mich. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich es ohne dich schaffen soll.“
Sie betrachtete ihn mit einem Ausdruck in den Augen, den er nicht deuten konnte. Vielleicht wägte sie das Für und Wider eines Dates mit ihrem Lover gegen die gute Tat ab, Harry zur Hand zu gehen. Sanft fuhr er fort: „Wie du gesagt hast, sind sie nur kleine mutterlose Babys. Ich möchte es ihnen nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Mit allen zurechtzukommen könnte für mich ein Problem sein. Du bist an Hunde gewöhnt. Ich
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