Julia Extra Band 0295
Lilys Unterlippe zu zittern. Die Kleine ließ die schmalen Schultern hängen und senkte den Kopf. Brooke wusste nicht, was sie sagen sollte.
In diesem Moment schaute Dan zur Tür herein. „Hallo“, sagte er.
„Hallo“, brachte Brooke nur mühsam hervor und brach beinahe in Tränen aus.
„Der Makler wartet in seinem Wagen“, erklärte Dan. „Er gibt uns ein paar Minuten, damit wir uns allein umschauen können.“ Er wandte sich an Lily: „Also, das wäre doch das passende Zimmer für dich, oder?“
Aber Lily war nicht überzeugt. Sie warf sich in Dans Arme und schluchzte.
Stumm beobachtete Brooke die beiden. Sie musste erkennen, dass ihre Tochter sehr an Dan hing und ihn nie wieder loslassen wollte. Genau wie sie selbst.
Als Lilys Federboa auf den Boden fiel, hob Brooke sie auf und ging auf Dan zu. Eindringlich sah er sie an – und es gelang ihr nicht, ihren Blick von ihm zu lösen. Schmerz, Überraschung und Liebe standen in seinen Augen – so als wollte er Brooke damit einfangen und festhalten. Und ihr beteuern, wie sehr er sie liebte.
„Hier, Kleines“, sagte Brooke und legte Lily die Federboa um die Schultern. Aber Lily quiekte auf und schüttelte sie ab – zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters.
Das war zu viel für Brooke. Überwältigt von Gefühlen, murmelte sie: „Wir sollten … Es tut mir leid, aber ich sollte Lily lieber nach Hause bringen.“
Nach Hause – zu Dan.
Dan nickte, behielt Lily aber in seinen Armen. Liebevoll streichelte er ihr über die Locken, während sie sich weinend an ihn klammerte. Dass die Tränen auf sein schwarzes Jackett tropften, störte ihn wenig.
Schließlich streckte er Brooke eine Hand entgegen, und Brooke ergriff sie. Seite an Seite verließen sie den Bungalow.
„Bleib hier“, flüsterte Dan, obwohl Lily oben schon eingeschlafen war. „Lucille kann sich heute um alles kümmern.“
Bleib. Zwar hatte er nur gemeint, dass sie heute in seinem Haus bleiben und den Rest des Tages freinehmen sollte. Aber einen kurzen Moment hatte Brooke geglaubt, er hätte gemeint … für immer. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Glück, Vertrauen, Zufriedenheit. Und Liebe.
Endlich ergab alles einen Sinn. Sie liebte ihn. Sie liebte Dan Finch. Ihr Herz schlug für ihn. Er brachte sie zum Lachen, gab ihr Sicherheit. Bei ihm fühlte sie sich sexy. Wenn er nur halb so viel für sie empfand wie sie für ihn, musste er sie wirklich lieben. Ihr Dan. Ihr Traummann. Diese Chance vorbeiziehen zu lassen, um unabhängig zu bleiben – dieser Gedanke bedeutete ihr plötzlich nichts mehr.
Sie hatte unbedingt selbstständig sein wollen. Das war sie nicht. Schließlich war sie Simones Schwester, Beaus und Lilys Mutter. Sie war Cals Witwe. All das würde sie immer bleiben.
Außerdem war sie eine Frau, die geliebt wurde. Von Dan. Sie könnte die Frau sein, nach der er keine andere mehr küssen wollte – sie müsste nur endlich nach vorn schauen. Doch für die Chance auf die Liebe ihres Lebens musste sie die wichtigste Freundschaft ihres Lebens aufs Spiel setzen …
Dan schien ihren inneren Kampf zu bemerken. Als er sie ein letztes Mal ansah, erkannte sie in dem Blick seine Furcht, wieder der Verlierer dabei zu sein. Schließlich drehte er sich um und verließ das Haus.
Brooke rannte ihm hinterher. „Warte, Dan.“
Vor seinem Wagen wandte er sich zu ihr um. „Was gibt’s?“
Tief atmete Brooke durch. Sie hatte ihm so viel zu sagen, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte. „Lily will nicht weg von hier“, stieß sie hervor.
Dan blinzelte und gab ihr damit die Zeit zu sagen, was sie sagen musste.
„Ich hab es zwar nicht mit Beau darüber gesprochen. Aber ich weiß, dass er genauso denkt. Die beiden … Wir wohnen inzwischen gern hier. Mit dir zusammen.“
„Versteh ich dich richtig? Du willst den Bungalow nicht?“
Brooke schüttelte den Kopf. „Ich will ihn nicht. Kein Bungalow ist gut genug.“
„Was versuchst du mir gerade zu sagen, Brooke?“, fragte Dan.
Zwei Schritte trat sie auf ihn zu. Nur kleine Schritte. Sie zitterte vor Aufregung, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und die Hände auf seine Schultern legte. Und dann küsste sie ihn.
Ein süßer, sanfter Kuss, der enthüllte, was sie in ihrem Herzen trug. Auf einmal fühlte sie sich sicher, dass dieser Mann ihre ganze Liebe verdiente.
Als sie die Lippen von seinem Mund löste, bemerkte sie, dass er die Augen geschlossen hielt. Langsam schlug er sie auf, und sie sah das Leuchten, das
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