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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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irgendwann freiwillig der Polizei. Sie muss ein Gewissen haben, sonst hätte sie diesen Brief nicht geschrieben, der zum Grab Ihrer Frau führte.“
    „Grab?“, schrie Noah.
    Sherbrooke nickte. „In der Gegend südwestlich von Dural wurde sie gefunden. Ihr Ehering, der Gebissabdruck und die DNA bestätigen ihre Identität. Es ist Ihre Frau.“
    „Dural“, sagte Noah wie betäubt. „Das heißt …“
    „Nach dem, was der anonyme Brief sagt, wurde Ihre Frau am Tag ihres Verschwindens getötet. Sie ist also gar nicht fortgelaufen. Sie hatte sich nur weiter westlich des Einkaufszentrums aufgehalten, als Sie vermuteten. Sieht so aus, als wäre sie gar nicht einkaufen gewesen, sondern hätte einen längeren Spaziergang gemacht. Der Fahrer des Unfallwagens, vermutlich eine junge Person, die viel zu schnell fuhr, hat sie auf einer Kreuzung erwischt. Für Ihre Frau gab es keine Chance.“ Sherbrooke schüttelte den Kopf. „Die Gegend ist ziemlich einsam. Trotzdem verstehe ich nicht, wie er oder sie unbeobachtet die Leiche wegschaffen konnte. Es muss doch laut gekracht haben, und dann das Blut …“
    „Fred“, ermahnte Jennifer den Sheriff.
    Der rieb sich die Augen. „Entschuldigung, Noah. Das war dumm von mir.“
    Dumm? Nein, eher folgerichtig. Auch Noah waren diese Fragen durch den Kopf geschossen. Wahrscheinlich würden er sie sich immer wieder stellen, bis dieser Mensch gefasst war.
    Belinda hatte ihn nicht verlassen. Ein verrückter rasender Autofahrer hatte die Familie auseinandergerissen …
    Merkwürdig, was er jetzt fühlte. Um ihn herum drehte sich alles ganz langsam, und trotzdem atmete er schnell und schwer wie ein Gejagter. Sein Kopf fühlte sich leer und schwindelig an. Nur die Fragen, die ihm kamen, besaßen Klarheit. Außer Sherbrookes Antworten drang nichts mehr in ihn ein. Und den Druck von Jennifers Händen spürte er noch. Sie streichelte seine Schulter, sie gab ihm Kraft.
    Er brauchte sie, denn jetzt wurde ihm zunehmend bewusst, und es drohte ihn zu ersticken, dass er Belinda nichts, aber auch gar nichts vorzuwerfen hatte.
    Wie sehr hatte er sie dafür gehasst, ihn verlassen zu haben. Ja, gehasst hatte er sie dafür.
    Die Dunkelheit hatte sich aufgelöst. Und jetzt musste er fertig werden damit, dass er Belinda all die Jahre zu Unrecht bezichtigt hatte, weil sie tot gewesen war.
    „Weshalb hat der oder die Schuldige gerade jetzt geschrieben“, fragte Jennifer hinter ihm, und Noah war dankbar dafür.
    Sherbrooke zuckte die Schultern. „Wer weiß das schon? Die Organisation, die nach vermissten Menschen sucht, glaubt, den Täter habe eine Fernsehsendung aufgerüttelt. Die Dokumentation über Familien von Vermissten zeigte, wie unerträglich ihr Leben ist und dass sie den Tod eines Angehörigen leichter verkraften als unabsehbare Ungewissheit. Vielleicht hat der Unfallverursacher plötzlich Ihre Familie vor Augen gehabt, Noah.“
    Das konnte gut möglich sein. „Ich danke Ihnen, Fred“, sagte Noah höflich. „Ich danke Ihnen, dass Sie hergekommen sind. Aber nun muss ich einige Anrufe machen.“
    „Ihre Schwiegereltern werden bald eintreffen. Sie wissen nicht, was auf sie wartet. Möchten Sie, dass ich es ihnen sage?“
    Noahs Knochen fühlten sich plötzlich an, als wären sie aus Eis gegossen. Er brauchte Zeit, um sich zu sammeln. Eine Stunde blieb ihm vielleicht noch. Seine Schwiegereltern waren immer bereit, sofort ihre Zelte abzubrechen, um einer Nachricht entgegenzufahren. Sogar wenn sie die Kinder bei sich hatten. „Danke. Ich möchte lieber allein mit ihnen sprechen“, sagte er ruhig. „Wenn sie Fragen haben, werden sie sich ohnehin an die Suchorganisation wenden.“
    Sherbrooke erhob sich. „Die Nummer haben Sie ja.“ Er drehte wieder verlegen seinen Hut. „Ich möchte Ihnen mein Beileid ausdrücken, Noah. Ihnen und den Kindern. Sie haben sich sicher Hoffnungen gemacht …“ Er nickte Jennifer zu und ging steifbeinig davon.
    Noah empfand wieder das Unwirkliche der Situation. Ein Abschnitt seines Lebens war von allein zu Ende gegangen, gerade in dem Moment, als er begonnen hatte, ihn selbst zu beenden. Und gleich musste er es seinen Kindern und Schwiegereltern sagen.
    Sobald der Streifenwagen davongefahren war, legte sich Stille auf das Haus. Ihm kam es vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Seine Kinder waren auf dem Weg, und er wusste nicht, wie er ihnen beibringen sollte, dass ihre Mutter nicht mehr lebte.

12. KAPITEL
    „Soll ich gehen?“, fragte Jennifer nach einer Weile. Sie

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