Julia Extra Band 0295
er.
Marilee drehte sich um. In der einen Hand hielt sie eine halb geschälte Kartoffel, in der anderen ein Messer. Sie deutete mit der Kartoffel auf einen Schrank.
„Becher sind da drin“, erklärte sie. „Bedienen Sie sich.“
Justin schenkte sich Kaffee ein und trat zur Seite. Marilee begann derweil, die geschälten Kartoffeln zu waschen.
„Ich würde gern helfen“, sagte er.
„Können Sie kochen?“, fragte sie.
Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und grinste. „Äh … ich kann Milch über Cornflakes gießen.“
Sie verdrehte die Augen. „Typisch Mann. Ihr bietet eure Hilfe bei etwas an, von dem ihr genau wisst, dass ihr es überhaupt nicht beherrscht. Damit geht ihr auf Nummer sicher, gar nichts machen zu müssen.“
Er lachte. „Sie haben eine ziemlich schlechte Meinung vom männlichen Geschlecht.“
Sie dachte an ihren Vater. „Bisher habe ich noch keinen Mann getroffen, der mir einen Grund gegeben hätte, meine Meinung zu ändern.“ Dann lächelte sie. „Bis auf Calvin vielleicht. Er ist ein guter Boss. Der beste, den ich je hatte.“
Justin lehnte sich gegen die Anrichte und trank seinen Kaffee, während er ihr bei den Essensvorbereitungen zusah. Ruhig und geschickt zerhackte und rührte, zerschnitt und dünstete sie. Und schon bald erfüllte der Duft von leckerem, bodenständigem Essen den kleinen Raum. Nachdenklich beobachtete er sie. Mit einem Mal fiel ihm auf, dass er sie zwar im letzten halben Jahr häufig gesehen hatte, jedoch bis auf ihren Vornamen nichts über sie wusste.
„Marilee?“
„Hm?“
Die Tatsache, dass sie sich nicht einmal die Mühe machte aufzusehen, empfand er teils als amüsant, teils als kränkend. Er war es nicht gewohnt, ignoriert zu werden – vor allem nicht von attraktiven Frauen.
„Mir ist aufgefallen, dass ich nicht einmal Ihren Nachnamen kenne. Und da Sie so freundlich waren, mir Schutz vor dem Sturm zu gewähren …“
Unvermittelt hörte sie auf, in den Töpfen zu rühren. Justin glaubte bemerkt zu haben, wie sie zusammenzuckte – es wirkte fast so, als müsste sie sich innerlich gegen seine Frage wappnen. Doch als sie aufblickte und ihm zulächelte, verwarf er den Gedanken schnell wieder. Vermutlich hatte er sich getäuscht.
„Cash. Mein Nachname ist Cash. Und bevor Sie fragen – nein, ich bin nicht mit Johnny verwandt.“
„Das haben Sie wohl schon öfter gehört, oder?“
„Öfter, als Sie es sich vorstellen können.“
Er schenkte sich Kaffee nach und ging dann zum Küchentisch, um ihr nicht im Weg zu stehen. Er zog einen Stuhl zu sich heran und drehte ihn um. Breitbeinig ließ er sich auf der Sitzfläche nieder und legte die Arme auf die Rückenlehne.
„Sind Sie hier in Amarillo aufgewachsen?“, wollte er wissen.
Wieder hatte er das Gefühl, dass sie zögerte, bevor sie ihm eine Antwort gab.
„Nein, ich bin im Osten von Texas aufgewachsen. Ich habe etwas Speck angebraten. Mögen Sie lieber Sahne- oder ‚Redeye‘-Soße?“
Sie hatte das Thema gewechselt. Justin nahm das zur Kenntnis, maß dem jedoch keine Bedeutung bei. Er ließ den Dingen einfach ihren Lauf.
„Wenn Sie mich schon fragen, Süße, würde ich mich für die Sahnesoße entscheiden.“
Sie ging zum Kühlschrank und nahm einen Milchkarton heraus. Er beobachtete, wie sie eine Handvoll Mehl in die Pfanne gab, in der sie zuvor den Schinken angebraten hatte, und dann zu rühren begann.
„Das ist eine Gabe, wissen Sie das?“
„Was ist eine Gabe?“, fragte Marilee leise, gab etwas Milch in die Mehlschwitze, die sie gerade zubereitet hatte, und rührte weiter.
„Eine gute Soße zu machen.“
Sie sah ihn an und lächelte.
„Woher wollen Sie wissen, dass sie gut wird?“
Er beugte sich etwas vor, legte sein Kinn auf seine Arme und warf ihr einen Blick aus seinen unfassbar grünen Augen zu.
„Ich bin vielleicht selbst kein Ass in der Küche. Aber ich erkenne ganz sicher einen guten Koch, wenn ich ihn sehe.“
Abermals lächelte sie kurz und widmete sich dann wieder ihrer Soße. Nicht einmal sich selbst wollte sie eingestehen, wie sehr seine Worte sie freuten.
Wenige Minuten später war alles fertig. Marilee drückte Justin zwei Teller und Besteck in die Hand. Bereitwillig nahm er sie entgegen und deckte den Tisch. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war.
Marilee brachte das Essen zum Tisch. Und während sie die Speisen auftrug, fiel ihr auf, dass er ihr erster Gast zum Abendessen war, seit sie nach Amarillo gezogen war.
„Nehmen Sie Platz“,
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