Julia Extra Band 0295
Außenbezirke von Lubbock erreicht, als Marilee aufwachte.
Noch bevor sie die Augen aufschlug, wusste sie, dass er fort war. Das Bett war kalt. Und so fühlte auch sie sich – bis in ihr tiefstes Inneres. Mit einem unterdrückten Schluchzen drehte sie sich auf den Bauch.
Sechs Monate später
Es war fünf Minuten vor sechs. Im Speiseraum des Roadrunner tummelten sich sowohl Einheimische als auch die ersten Touristen, die auf dem Weg in den Urlaub waren. Für den Monat Mai war der Tag außerordentlich warm gewesen – und es gab keine Anzeichen, dass es sich abkühlen würde. Marilee griff über eine leere Sitzbank hinweg nach einem Gurt, um die Rollläden vor den Fenstern herunterzulassen. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als sie gegen die Rückenlehne der Sitzbank stieß.
„Sorry, Baby“, murmelte sie und tätschelte ihren runden Bauch.
Obwohl sie bereits sechs Monate lang Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, bald Mutter zu sein, vergaß sie es manchmal. Vor allem fiel es ihr schwer, ihre neuen Körpermaße und ihre alten Gewohnheiten aufeinander abzustimmen.
„Marilee, ich kümmere mich um die Jalousien“, sagte Dellie und klopfte Marilee sacht auf den Rücken.
„Ich bin nicht krank“, erwiderte Marilee leicht mürrisch.
„Und das soll auch so bleiben“, erwiderte Dellie und zwinkerte ihr zu.
Marilee lächelte und machte sich stattdessen daran, Wassergläser aufzufüllen. Es war nicht das erste Mal, dass eine der anderen Kellnerinnen ihr eine Aufgabe abnahm, die ihr für Marilee in ihrem Zustand zu anstrengend erschien. Marilee wusste es zu schätzen, dass ihre Kolleginnen sich sorgten. Doch sie wollte nicht, dass Calvin irgendwann dachte, sie könnte ihre Arbeit nicht mehr allein erledigen. Denn wenn sie ihren Job verlor, wüsste sie nicht, wie sie über die Runden kommen sollte.
„Die Bestellung ist fertig!“, rief Calvin und schlug auf die kleine Glocke an der Essensausgabe.
Es war die Order für einen von Marilees Tischen. Marilee ging zur Küche und begann, die vier Teller auf ein Tablett zu stellen, um sie ihren Gästen bringen zu können.
„Das wird aber ziemlich schwer“, warnte Calvin sie.
„Nicht du auch noch“, sagte Marilee gespielt entnervt.
„Wir machen uns doch nur Sorgen um dich, Süße.“
Marilee warf ihm ein dankbares Lächeln zu. Dennoch belud sie ihr Tablett, wie sie es immer tat. Als sie fertig war, hob sie es über ihre Schulter und machte sich auf den Weg zum Tisch der Gäste.
Calvin beobachtete sie stirnrunzelnd. Sie hatte nie ein Wort über ihren Zustand oder den Mann, der dafür verantwortlich war, verloren. Eines Tages war sie einfach in ihrer Umstandsmode zur Arbeit erschienen – mit ungeweinten Tränen in den Augen, doch hoch erhobenen Hauptes. Niemand hatte ihr Fragen gestellt, und sie hatte von sich aus keine Erklärung abgegeben. Nach ein paar Tagen war es zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Sie wussten inzwischen, dass ihr Baby Ende Juli oder Anfang August auf die Welt kommen würde. Und sie wussten, dass Marilee jeden Penny ihres Trinkgeldes sparte, um den bevorstehenden Krankenhausaufenthalt bezahlen zu können. Alles, was darüber hinausging, blieb ihr Geheimnis.
Calvin behielt seine persönliche Meinung für sich, aber er hatte eine Vermutung, wer der Vater war. Justin Wheeler war bis zu der Nacht des Schneesturms, in der er mit Marilee nach Hause gegangen war, jede Woche ins Roadrunner gekommen. Seither hatten sie nichts mehr von ihm gesehen …
„Nutzloser Cowboy“, stieß Calvin zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ging zurück an seinen Grill.
Marilee erreichte ihre Gäste.
„Panierte Beefsteaks für alle“, sagte sie und stellte vor jeden der vier hungrigen Männer einen Teller.
„Danke, Süße“, erwiderte einer von ihnen und lächelte. „Oh, Sie sind schwanger. Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“, erkundigte er sich neugierig.
Sie seufzte. „Vermutlich ein Junge.“
„Meinen Sie, Sie haben keine von diesen … Aufnahmen von Ihrem Bauch machen lassen? Meine Frau hat das bei jedem unserer Kinder machen lassen. Sie mag keine Überraschungen.“
Ja, Überraschungen können verdammt hart sein, dachte Marilee. „Es ist ein Ultraschall gemacht worden, aber der Arzt war sich trotzdem nicht sicher. Wie viele Kinder haben Sie?“
„Vier“, antwortete er, und sein Grinsen wurde breiter. „Alles Jungs. Meine Frau wünscht sich ein Mädchen – aber nicht genug, um es noch einmal zu
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