Julia Extra Band 0295
geht“, sagte sie. Als er zögerte, fügte sie hinzu: „Vertrau mir. Ich weiß es.“
Er wischte sich mit dem Lappen übers Gesicht und ließ sich auf den Badewannenrand sinken. „Mann, ich weiß nicht, wieso es mir so schlecht geht.“
„Ich hoffe, du brütest nicht irgendeinen Infekt aus“, entgegnete Marilee.
„Es fühlt sich nicht an wie ein Infekt“, erwiderte Justin. „Eigentlich geht es mir auch schon wieder besser.“
„Vielleicht lag es an all dem Zeug, das wir gestern Nacht gegessen haben, bevor wir schlafen gegangen sind.“
Er zuckte die Schultern. „Vielleicht – obwohl ich schon Schlimmeres gegessen habe, ohne mich anschließend krank zu fühlen.“
„Denkst du, dass es vorbei ist?“, fragte sie.
Er nickte, legte dann den Waschlappen auf den Badewannenrand und erhob sich. „Komm, Süße. Wir sollten uns anziehen. Maria wird uns ein Frühstück zubereiten, sobald wir auftauchen.“
Erstaunt hob sie die Augenbrauen. Wenn er schon wieder an Essen dachte, war er offensichtlich auf dem Wege der Besserung. „Maria ist die Köchin, stimmt’s? Die Frau, die uns gestern das Abendessen serviert hat?“
„Ja, sie arbeitet seit beinahe dreißig Jahren für unsere Familie. Sie hat schon für meinen Großvater gekocht, bevor ich das Anwesen geerbt habe.“
„Esst ihr normalerweise alle zusammen?“, fragte sie.
Justin seufzte. Nach dem, was sie am Vortag erlebt hatte, konnte er verstehen, dass sie sich vor einer weiteren Auseinandersetzung fürchtete.
„Ja, normalerweise schon“, antwortete er, schloss sie in die Arme und zog sie an sich. „Mach dir keine Sorgen, Liebling. Heute wird alles anders sein – das verspreche ich dir.“
„Ich wüsste nicht, warum alles anders sein sollte“, erwiderte sie.
Beinahe trotzig schob Justin das Kinn vor. „Vertrau mir einfach.“
Sie seufzte und blickte ihn an. „Du müsstest eigentlich wissen, dass ich dir vertraue – denn sonst wäre ich nicht hier und würde mich diesem Mist stellen.“
Darauf wusste er nichts zu erwidern. „Gib mir nur ein paar Minuten, um mir die Zähne zu putzen und mich anzuziehen. Dann gehen wir, ja?“
Während Justin im Badezimmer war, zog sich Marilee ihre Shorts und ein weites pinkfarbenes Oberteil an. Als Justin das Bad verließ, band sie sich die Haare gerade zu einem Pferdeschwanz, denn es sollte ein heißer Tag werden.
„Du siehst hübsch aus“, sagte Justin und stellte fest, dass er es tatsächlich auch so meinte.
„Du machst Scherze, habe ich recht?“
„Ich mache keine Scherze über meine Liebste“, gab er zurück und zog an ihrem Pferdeschwanz. „Und es gibt noch etwas, das du tust, aber die meisten anderen Frauen nicht.“
„Ich bin deine Ehefrau – nicht deine Liebste. Schon vergessen?“, korrigierte Marilee ihn. Doch ihre Neugier ließ sie nachhaken: „Was mache ich denn, das so ungewöhnlich ist?“
Es gefiel ihm nicht, daran erinnert zu werden, dass er sozusagen noch auf Bewährung war. Aber er war bereit, darüber hinwegzusehen – wenigstens für den Moment.
„Du trödelst nicht und vertust Zeit. Spontaneität ist eine gute Charaktereigenschaft.“
Marilee zuckte die Schultern. „Ich konnte es mir nie leisten, Zeit zu vergeuden.“
Justin runzelte die Stirn. Er dachte an all die Tage, an denen sie unermüdlich auf den Beinen war, um den Gästen ihr Essen zu servieren – unter anderem auch ihm. Und er hatte ihre Leistung nie wirklich zu schätzen gewusst.
„Süße, du wirst nie wieder auf die Zeit achten müssen. Wenn du trödeln willst, dann kannst du das auch tun. Es bereitet mir Freude, dir wenigstens das ermöglichen zu können.“
„Du hast mir schon mehr ermöglicht und gegeben, als ich je zu hoffen gewagt hätte“, erwiderte sie.
„Und das wäre?“
„Deinen Nachnamen.“
Wieder runzelte er die Stirn. „Also, das war ganz sicher kein Opfer für mich. Ich wollte es so, schon vergessen? Ich wollte, dass du Teil meines Lebens wirst. Und ich will dieses Baby. Vergiss das nie!“
Ein wenig verlegen, weil er schon mehr von seinen Gefühlen preisgegeben hatte, als er eigentlich vorgehabt hatte, nahm er seine Jeans und zog sie an. Dann schlüpfte er in seine Stiefel und sein Shirt. Wie gerührt Marilee von seiner leidenschaftlichen Erklärung war, ahnte er nicht.
Einige Minuten später betraten Marilee und Justin das Esszimmer. Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster.
Neugierig blickte Marilee sich um.
Eine niedrige orange Vase mit gelben Narzissen stand
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