Julia Extra Band 0297
nackten Körper.
„Du hast gesagt, wir wären auf deinem Grundstück vor Beobachtern sicher“, rief sie aufgebracht.
„Das dachte ich auch“, erwiderte er grimmig. „Mein Fehler.“
Isabelle warf die Zeitung auf den Boden und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
„Ich werde den Fotografen ausfindig machen und seine Kamera zertrümmern“, schwor Paolo ihr.
Hysterisch und unter Tränen lachte sie. „Oh, ja, bitte. Das wäre echt toll. Auch wenn es nichts ändert. Magnus hat die Fotos sicher schon gesehen und meine Mutter auch.“
Bemüht ruhig goss er sich eine Tasse Kaffee ein. „Ich werde mit ihnen reden. Ihnen sagen, dass alles meine Schuld war. Bestimmt kann ich sie beschwichtigen.“ Indem ich ihnen sage, dass du jetzt zu mir gehörst, fügte er im Stillen hinzu.
„Bist du verrückt geworden? Du willst mit meiner Mutter reden? Sie konnte dich noch nie ausstehen. Und Magnus lässt dich bestimmt nicht einmal zu sich.“
„Oh doch“, erwiderte Paolo angespannt.
„Wieso? Nur weil du ihn jedes Mal beim Motorradrennen besiegst, ist er noch lange nicht dein Kumpel.“
„Stimmt. Er ist nicht mein Kumpel, Isabelle. Er ist auch nicht einfach mein Rivale auf der Rennbahn. Er ist mein Bruder.“
„Dein Bruder?“, wiederholte Isabelle fassungslos.
Sie betrachtete Paolo eindringlich, und nun fiel ihr zum ersten Mal auf, wie ähnlich er Magnus sah. Allerdings war Magnus schlanker und eleganter, verglichen mit dem kräftigen und raueren Paolo. Wahrscheinlich hielt sie Magnus für gut aussehend, weil er sie irgendwie an Paolo erinnerte.
„Brüder“, sagte sie nochmals und schüttelte den Kopf. „Aber er ist doch kein Caretti, oder?“
„Richtig. Genau genommen ist er mein Halbbruder. Wir haben dieselbe Mutter“, erklärte Paolo.
„Die Prinzessin von Trondhem war deine Mutter? Sie stammte doch aus einer der angesehensten Familien von New York!“
„Wieder richtig.“ Er leerte seine Tasse mit einem großen Schluck. „Mit sechzehn brannte sie mit meinem Vater durch. Bei meiner Geburt hatte sie bereits erkannt, was für einen schlimmen Fehler sie gemacht hatte. Mein Vater war skrupellos und gefährlich. Das fand sie romantisch, bis sie mit ihm zusammenzuleben begann.“ Sein Lächeln wirkte ziemlich traurig. „Sie wollte ihn verlassen, aber er hat es ihr zunächst nicht erlaubt. Als ich geboren wurde, schlossen sie einen Handel ab: Sie bekam die Scheidung, und er bekam mich.“
„Oh Paolo, du Armer!“ Vor Mitleid wurde Isabelle das Herz schwer.
Er zuckte die Schultern. „Ihre Familie schickte sie dann nach Europa, wo sie bleiben sollte, bis der Skandal verflogen war. In Wien lernte sie den Prinzen von Trondhem kennen und war innerhalb weniger Wochen mit ihm verheiratet. Ein Jahr später bekam sie einen zweiten Sohn. Magnus.“ Paolo stand auf. „Er wurde nicht mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, wie man so schön sagt, sondern sogar mit einem goldenen.“
„Ich kann dir gar nicht sagen …“
„Schon gut. Ich habe jetzt zu tun“, unterbrach er sie und ging zur Tür. „Iss du dein Frühstück. Wir reden später über alles. Du bleibst natürlich bei mir, Isabelle.“ Er sah sie über die Schulter hinweg an. „Das wissen wir beide. Vergeude nicht deine Zeit damit, mir Widerstand zu leisten.“
Damit ging er hinaus und schloss energisch die Tür.
In Isabelles Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Dass Paolos Mutter ihn im Stich gelassen hatte, erklärte einiges. Isabelles Eltern hatten zwar nicht gerade eine herzliche, warme Atmosphäre um sich verbreitet. Bei den seltenen Essen im Familienkreis hatte oft eisiges Schweigen geherrscht … aber sie hatte wenigstens Eltern gehabt und einen Bruder, mit dem sie sich gut verstand. Ihre Schwägerin Karin wurde dann eine echte Freundin und Vertraute.
Und ich habe immer gewusst, dass meine beiden Eltern mich wollten, dachte Isabelle dankbar.
Aber vielleicht hatte Paolos Mutter ihn auch haben wollen und nur keinen anderen Ausweg gesehen, als ihn dem Vater zu überlassen?
Noch heute erinnerte Isabelle sich ganz genau an ihre Rückkehr nach San Piedro vor zehn Jahren. Schwanger, unverheiratet und von ihrem untreuen Liebhaber bereits vergessen. Es war der reinste Albtraum gewesen.
Ihre Mutter hatte den ganzen Flug über abwechselnd Mitgefühl gezeigt und überlegt, wie man das Baby am besten „loswerden“ könne. Isabelle hatte unaufhörlich geweint und sich zwischendurch immer wieder übergeben.
Als Karin von dem
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