Julia Extra Band 0297
Dilemma erfuhr, fiel ihr die beste Lösung ein. Nach ihrer letzten Fehlgeburt stand fest, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Maxim brauchte aber einen Erben und Thronfolger.
Da lag es nahe, das Baby als ihr eigenes auszugeben. Niemand brauchte davon zu erfahren, ein Skandal würde vermieden, und das schändliche Geheimnis blieb in der Familie.
Es brach Isabelle fast das Herz, ihren Sohn aufzugeben. Aber sie willigte ein. Ihrer Familie zuliebe, ihrem Land zuliebe und nicht zuletzt Alexander zuliebe. Als uneheliches Kind hätte er einen schweren Stand gehabt.
Immerhin durfte sie mit ihm zusammenleben. Zwar hielt er sie für seine Tante, aber sie teilte seinen Alltag genau so, wie sie es als seine offizielle Mutter getan hätte. Sie hörte sich seine kleinen Kümmernisse an, arrangierte seine Geburtstagspartys, half ihm bei den Schulaufgaben und tröstete ihn, wenn nötig.
Paolo hingegen weiß nicht einmal, dass er einen Sohn hat, sagte Isabelle sich schuldbewusst.
Aber offensichtlich wollte er auch gar keine Kinder. Gestern hatte er ihr gesagt, dass sie niemals schwanger und allein enden würde – obwohl sie keine Verhütungsmittel benutzt hatten –, und das konnte nur eins bedeuten: Er war inzwischen sterilisiert.
Ein Mann, der sechzehn Stunden pro Tag arbeitete, in seiner Freizeit Motorradrennen fuhr und in seinem Privatleben Casanova Konkurrenz machte, hatte keine Zeit für Kinder.
Vielleicht verzichtete er aber auch wegen seiner eigenen traurigen Erfahrungen auf Kinder.
Während er von seiner Mutter erzählte, hatte sie in seinen Augen gelesen, dass er noch immer darunter litt, von ihr verlassen worden zu sein.
Armer Paolo, dachte Isabelle voller Mitleid und erkannte entsetzt, dass sie dabei war, sich wieder rettungslos in ihn zu verlieben.
Aber sie konnte ihn heute genauso wenig wie damals heiraten. Denn nun stand ihr Geheimnis zwischen ihnen: dass er einen Sohn hatte, den sie genauso aufgegeben hatte wie seine Mutter ihn.
Ihr würde er ebenso wenig verzeihen wie seiner Mutter. Er würde sie bis ans Ende seiner Tage dafür hassen. Trotzdem muss er wissen, dass er einen Sohn hat, ermahnte sie eine innere Stimme.
Und wenn er das Geheimnis nicht bewahrt?, hielt Isabelle dagegen. Immerhin musste sie auch an Alexander denken. Sein Wohlergehen stand womöglich auf dem Spiel …
Isabelle atmete tief durch und kam zu einem Entschluss. Sie war es gewohnt, ihre Pflicht zu tun. Das würde sie auch diesmal tun.
Rasch verließ sie das Zimmer und machte sich auf die Suche nach Paolo. Unten schaute sie in den ersten Raum rechts von der Eingangshalle, an dessen Wänden sich Bücherregale erstreckten.
Als sie hineinging, sah sie einen Mann beim Fenster sitzen, der sofort höflich aufstand.
Ihr wurde überdeutlich bewusst, dass sie nur einen Bademantel trug. „Oh, tut mir leid“, begann sie verlegen. „Ich wusste nicht …“
Sie wollte sich umdrehen und hinausgehen, als sie den Mann erkannte. Prinz Magnus von Trondhem, elegant wie immer in einem grauen Anzug mit Weste und violetter Krawatte.
„Guten Morgen, Isabelle“, begrüßte er sie.
Er wirkte ruhig, beinah freundlich, und sie errötete vor Scham. Da stand sie in Paolos Bademantel, die Haare noch zerzaust vom Schlaf … und man sah ihr bestimmt an, dass sie eine Nacht voll Leidenschaft verbracht hatte.
Was Magnus hergeführt hatte, lag auf der Hand. Sicher hatte er die Zeitungen bereits gelesen.
Isabelle rang nach Luft. „Oh, Magnus, es tut mir so leid. Ich wollte dir nicht wehtun, aber …“
„Schon gut“, unterbrach er sie und reichte ihr die Hand. „Die Schuld liegt nicht bei dir, sondern ausschließlich bei Paolo. Ich wollte dich vor ihm warnen. Verlass ihn, bevor es zu spät ist.“
7. KAPITEL
Seufzend sah Paolo durch das Fenster über seinem Schreibtisch. Die Sonne glitzerte auf dem saphirblauen Meer, im Hafen tanzten die Jachten und Boote auf den Wellen, überall duftete es nach Frühlingsblüten.
Warum bin ich nicht glücklich, fragte er sich ratlos.
Er hatte eine leidenschaftliche Nacht mit der Frau seiner Träume verbracht, die er demnächst zu heiraten gedachte. Auch wenn sie es noch nicht wusste.
Mürrisch schaltete er den Computer aus und ging nach draußen auf den Balkon.
Ich hätte meine Mutter nicht erwähnen dürfen, warf er sich vor.
Wen ging es etwas an, dass sie ihn im Stich gelassen hatte? Wen interessierte es, dass sie seinen perfekten Bruder geliebt hatte und ihn nicht?
Ihm selbst war das völlig egal. Dass
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