Julia Extra Band 0301
ich mit dir geschlafen habe?“
Kurz nur blitzte etwas in seinen Augen auf, doch sein Gesicht blieb eine starre Maske.
„Wieso sollte ich, Lucien?“, wiederholte sie. „Guy hat mich manchmal etwas über Freya gefragt, wir haben uns dann unterhalten. Er war kein schlechter Mensch, Lucien, er war einfach nur …“
„Wage du es nicht, über meinen Bruder zu reden!“ Er trat auf sie zu, die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, die Stimme klirrend wie Eis. Wütende Spannung schoss zwischen ihnen hin und her, wie eine lebendige Kraft. Tara zwang sich dazu, Luciens Blick standzuhalten, und langsam änderte sich die Rage in etwas anderes …
Nein! Tara schüttelte den Kopf. Das durfte nicht passieren. Sie weigerte sich, es anzuerkennen …
Doch sie bildete sich das nicht nur ein. In Luciens Augen konnte sie die Lust sehen, eine Lust, die sie auch gar nicht ignorieren wollte. Es war der Ausdruck der Erfahrung, den sie in seinen Augen erkannte, das Wissen um ihre Wünsche. Ihr Körper reagierte mit Macht auf diesen Blick. Ihre Ängste schwanden, ihre Träume verwandelten sich in ein Inferno purer Lust. Lucien wusste es, er stachelte die Flammen in ihr mit seinem Blick weiter an.
Doch was war mit ihrem Herzen?
Ein großes schwarzes Loch hatte ihr Herz verschlungen und ihre naiven Träume gleich mit. Mit jäher Klarheit erkannte sie, dass Lucien trotz seines Reichtums emotionell verarmt war, während sie zu viel Gefühl besaß. Genug für sie beide. Doch Lucien wollte ihr Mitgefühl nicht, er wollte Erlösung. Hier ging es nicht um ihre moralische Standfestigkeit, sondern einzig und allein um körperliches Verlangen.
Es war so lange her, doch kaum fasste er sie bei den Armen, schmolzen die Jahre dahin. Unsinnig, sich an ihre sanfteren Gefühle für ihn klammern zu wollen, denn was immer Lucien in ihren Augen auch sehen mochte, er war unfähig, es nachzuempfinden.
Sie beide wussten, wie es enden würde. Kein Grund, es zu beschönigen, wenn es doch nichts anderes war als wilde Leidenschaft. Lucien war gekommen, um seine Nichte abzuholen und mit nach Hause zu nehmen. Das Begehren für Tara war eine Art Beiwerk, ein unerwünschter Hunger, den er sättigen würde, bevor er ging.
„Willst du es?“, fragte er harsch. Als sie nichts sagte und nur die Augen schloss, wiederholte er seine Frage.
Sie hob die Lider, ihre Brust hob und senkte sich heftig. „Seit zwei Jahren träume ich von diesem Moment“, wisperte sie.
Ihre bebenden Lippen stellten unglaubliche Dinge mit ihm an. War sie das unmoralische Biest, über das er in den Zeitungen gelesen hatte, oder konnte er ihre Erklärung glauben? Er rieb sich an ihr und fühlte die prompte Reaktion ihres Körpers. War er der Einzige, auf den sie so reagierte? Er zog sich von ihr zurück und sah in ihr Gesicht.
Ihre Augen waren verhangen, die Lider hatte sie halb geschlossen. Er strich ihr das goldene Haar aus der Stirn, suchte nach Anzeichen, die ihn vielleicht aufhalten würden. Dann beugte er den Kopf und küsste sie.
Lucien hatte das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Doch er erinnerte sich daran, dass er viele Orte sein Zuhause nannte und nie lange an einem Platz blieb.
Er schüttelte sich das Jackett von den Schultern, Tara zog ihre Jacke aus. Von da an konnte sie sich nicht schnell genug ihrer restlichen Kleidung entledigen. Lucien zog sie mit sich auf das lederbezogene Sofa, öffnete nur seinen Reißverschluss und drang dann mit einem einzigen kraftvollen Stoß in sie ein. Sie fühlte sich so unglaublich an, führte ihn an Orte, an denen er seit zwei Jahren nicht mehr gewesen war. Ihr heiseres Stöhnen spornte ihn an; völlig ergeben blendete er alle Zweifel aus und konzentrierte sich auf die unbeschreiblichen Empfindungen, die sie in ihm auslöste. Er nahm sie kraftvoll in Besitz, mit aller Macht, mit aller Leidenschaft, die er besaß.
Und noch immer flehte sie nach mehr.
Er beschleunigte den Rhythmus, bis sie spitze Schreie der Lust ausstieß und sich immer gieriger an ihn presste, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Die Intensität ihres Höhepunkts überwältigte ihn. Doch als sie langsam wieder in die Realität zurückkehrte, da hielt er sie nicht in seinen Armen, sondern löste sich schweigend von ihr, richtete seine Kleidung und verschwand im Bad.
5. KAPITEL
Tara lag auf der Couch, wo Lucien sie zurückgelassen hatte, benommen vor Fassungslosigkeit, wie sie so unendlich dumm hatte sein können. Sie war gleich an der ersten Hürde gescheitert.
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