Julia Extra Band 0302
schwarzes Kleid getauscht. Und warum?
Weil sie sich etwas vormachte. Zwar fühlte sie sich gut in der Kleidung, aber das half ihr auch nicht weiter. Sie steckte in der Klemme. Der Umgang mit Dante Andretti fiel ihr schwer genug, ohne dass dieser jetzt auch noch darauf bestand, inkognito aufzutreten. Dabei hatte sie sich so viel von seiner Anwesenheit in seiner Rolle als Fürst erhofft. Gab es eine bessere Werbung für das Hotel? Ein Hotel, in dem ein Fürst abstieg, zog auch andere Gäste magisch an. Und das Hotel konnte nur gerettet werden, wenn es möglichst oft ausgebucht war.
„Verflixt“, sagte sie leise vor sich hin, legte Lipgloss auf und tuschte sich die Wimpern. Vielleicht war aber doch noch nicht alles verloren, denn offensichtlich benötigte der Fürst ihre Hilfe. Eine Hand wäscht die andere, dachte Natasha entschlossen und überlegte, warum er in die Rolle eines sexy Rebellen geschlüpft war statt standesgemäß aufzutreten. Das wird er mir hoffentlich gleich erzählen, dachte sie, griff nach Schlüsselbund und Handtasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Rendezvous mit dem Fürsten.
Dante sah sich in der kleinen Lobby-Bar um. Sie machte einen überraschend gemütlichen Eindruck. Er kannte sich in den besten Hotels der Welt aus und konnte sich jeden Luxus leisten, aber diese Bar schien etwas ganz Besonderes zu sein.
Vielleicht lag es an den warmen Farben, den Mahagonitischen, dem Tresen, der die gesamte hintere Wand einnahm, den gemütlichen weinroten Sesseln, der gedämpften Beleuchtung der Messinglampen und den Antiquitäten. Die ganze Atmosphäre erinnerte ihn an seine behaglichen Privaträume im Schloss.
Ja, das war es! Jemand hatte sich die Mühe gemacht, das Hotel und eben auch diese Bar so zu gestalten, dass man sich wie zu Hause fühlte.
Diese Person zeichnete sich durch guten Geschmack und Geschäftssinn aus.
In diesem Moment betrat Natasha die Bar, und Dante wurde abgelenkt. Lächelnd winkte er sie heran. Bewundernd betrachtete er ihre schlanke Figur. Sie war lässig und doch elegant gekleidet. Natasha Telford war einfach atemberaubend!
Hoffentlich hatte sie Verständnis für seinen Plan. „Ich freue mich, dass Sie es einrichten konnten“, sagte er zur Begrüßung, erhob sich und rückte ihr einen Sessel zurecht.
„Gern geschehen.“ Sie nickte ihm zu, nahm Platz und winkte den Barkeeper heran. „Was möchten Sie trinken?“
„Ich hätte gern einen Espresso.“ Und Ihre Hilfe.
„Zwei Espressi“, sagte sie zu dem Barkeeper mit einem Lächeln, das Dante erneut den Atem nahm.
Warum schenkte sie ihm nicht so ein Lächeln? Ob sie wohl mit dem jungen Mann zusammen war? Unauffällig musterte er sie, fand jedoch keinen Hinweis darauf, dass die beiden eine Beziehung hatten. Allerdings bemerkte er jetzt, dass auch sie ihn intensiv betrachtete.
„Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“ Stocksteif saß sie im Sessel, die Hände im Schoß gefaltet und sah ihn entschlossen an. Dante sah schon alle Felle davonschwimmen.
„Ich benötige Ihre Hilfe“, hob er vorsichtig an.
„Das sagten Sie bereits“, entgegnete Natasha knapp.
Ihr bissiger Tonfall hob sein Selbstbewusstsein auch nicht gerade. Er wählte seine Worte sehr umsichtig.
„Mein Besuch in Australien hat verschiedene Gründe. Ich habe einige offizielle Verpflichtungen vor mir und will die Beziehungen zwischen unseren Ländern fördern. Allerdings bin ich auch als Privatmann auf Familienbesuch hier. Es ist allgemein bekannt, dass ich in Ihrem Hotel absteige und wie lange ich bleibe. Allerdings weiß die Öffentlichkeit nicht, dass ich termingerecht hier eingetroffen bin, aber inkognito. In der amtlichen Verlautbarung wird es heißen, mein Besuch verspäte sich um eine Woche. Während dieser Woche wünsche ich, unerkannt zu bleiben.“
„Warum haben Sie uns das nicht schon bei der Buchung mitgeteilt?“
Gute Frage – nächste Frage. Wie sollte er dieser Frau, die er kaum kannte, erklären, dass er den Entschluss spontan gefasst hatte. Einerseits, weil er sozusagen auf der Flucht war, andererseits, weil er gern ungestört Zeit mit seinem Neffen verbringen wollte, den er bisher erst sehr selten gesehen hatte.
„Ich brauche einfach eine Woche ohne offizielle Verpflichtungen“, erklärte er vage.
Als sie nur schweigend eine Augenbraue hochzog, lächelte er. Natasha Telford, die auf den ersten Blick so lieblich und wie die verkörperte Weiblichkeit wirkte, schien ziemlich unnachgiebig zu sein.
„Ich
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