Julia Extra Band 0302
alles in der Welt konnte sie so nachlässig gewesen sein? Sie musste zugeben, dass sie nur an Jonas gedacht und darüber alles andere vergessen hatte. „So!“, sagte sie schließlich zufrieden.
„Wie hast du das denn geschafft, ohne hinzusehen?“, fragte er ehrfürchtig, und Aimi lachte.
„Jahrelange Übung“, erklärte sie. „Wie ist die Operation verlaufen?“, fragte sie ihn nach dem Notfall vom Wochenende, während sie den Tageskalender nahm, um seine heutigen Termine zu überprüfen.
„Es stand lange auf Messers Schneide. Doch ich denke, er ist über den Berg. Ich war in Rufbereitschaft, falls sich sein Zustand verschlechtert hätte, doch das ist zum Glück nicht geschehen.“
Freundlich lächelnd sah Aimi ihn an. „Gute Neuigkeiten. Dann brauchen wir heute also keinen Termin abzusagen.“ Routiniert gingen sie gemeinsam die Termine durch und besprachen den Tag.
Als Nick wieder an seinem Platz saß, betrachtete er sie, während sie Informationen in den Computer eintippte. „Sag mal, hat Jonas sich anständig benommen, als er dich nach Hause gebracht hat?“
Die unerwartete Frage brachte sie aus der Fassung. Röte überzog ihre Wangen. „Ja, natürlich“, erwiderte sie hastig. „Warum fragst du?“
„Weil du vollkommen verändert bist“, entgegnete er.
Sie wusste, dass er recht hatte, doch sie mochte es nicht zugeben. „Das ist die Hitze“, erklärte sie, ohne ihn anzusehen, und hoffte, er werde das Thema wechseln. „Diese ständige Wärme verändert uns doch alle.“
„Das ist wahr!“, stimmte er zu und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Während der nächsten Stunde arbeiteten sie ruhig und harmonisch zusammen, dann ging Nick hinauf und bereitete sich auf seinen ersten Termin in der Klinik vor. Er war kaum durch die Tür, als das Telefon klingelte.
Aimi hatte sich gerade auf eine schwierige Textpassage konzentriert und seufzte angesichts der Störung. Sie hob den Hörer ab und meldete sich, als ein elektrisierendes Kribbeln durch ihren Körper fuhr.
„Hallo, Aimi Carteret“, sagte die Stimme am anderen Ende, und schon den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie den Anrufer vernommen hatte, wusste sie, dass es Jonas war. Ihr Herz schlug wild, all ihre Sinne waren gespannt.
„Jonas?“ Ihre Stimme klang leise und atemlos in ihren Ohren, als hätte sie jahrelang mit niemandem gesprochen.
„Hast du jemand anderen erwartet?“, fragte er schmeichelnd, und Aimi erschauerte.
Jedes Mal war sie wieder fassungslos darüber, wie intensiv ihr Körper auf Jonas reagierte. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und drehte ihn, sodass ihr Blick aus dem Fenster in den weitläufigen Garten fiel. „Ich hatte nicht erwartet, dass du anrufst. Ist etwas passiert?“
„Nein, es ist nichts passiert – außer dass du meine Gedanken beherrschst. Und dabei bin ich mitten in einer wichtigen Besprechung“, offenbarte er.
Zweifelnd runzelte sie die Stirn. „Das glaube ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich irgendetwas von der Arbeit abhält.“
Er lachte. „Noch vor fünf Minuten hätte ich dir zugestimmt.“
Aimi musste unweigerlich lächeln. „Und was ist dann passiert?“
„Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, deine Stimme zu hören.“
Dieses Bekenntnis nahm ihr den Atem, und ihr Herz schien zu zerspringen.
„Wie bitte?“ Aimi konnte kaum sprechen.
Sein Lachen war anders als sonst. „Ja, ich kann es auch kaum glauben. Aber ich bin so verzaubert von deiner Stimme, besonders wenn du irritiert bist – oder atemlos, weil wir gerade unaussprechliche Dinge tun.“
Sie war sicher, dass ihre Beine nachgeben würden, wenn sie nicht säße. „Du bist verrückt!“ Es war lange her, dass sie ein solches Telefongespräch mit einem Mann geführt hatte, und sie hatte vergessen, wie viel Spaß es machte.
Jonas lachte leise. „Meine Geschäftspartner würden dir sicher recht geben. Normalerweise gehe ich nicht mitten in einer Diskussion aus dem Raum, um eine Frau anzurufen.“
„Hast du das wirklich getan? Nur um meine Stimme zu hören?“ Aimi fühlte, wie Wärme sie durchströmte. Es schien, als weite sich ihr Herz.
„Der Zwang, mit dir zu sprechen, war größer als das Bedürfnis, ein Geschäft abzuschließen. Ich dachte, es würde mir helfen, dich anzurufen. Doch leider habe ich genau das Gegenteil erreicht.“
Aimi schloss die Augen und biss sich auf die Lippen. „Inwiefern denn?“
„Jetzt möchte ich dich sehen, dich berühren“, gab er mit einem
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