Julia Extra Band 0316
Duft von Geschichte, vermischt mit dem scharfen Putzmittel, das die eifrigen Angestellten mittlerweile großzügig einsetzten.
Ich arbeite für ihn, dachte Katie fassungslos. Ab heute werde ich jeden Tag mit Rigo Ruggiero zusammen sein.
Gedankenverloren war sie schneller gegangen und heftig gegen Rigos breiten Rücken geprallt.
„Hoppla! Entschuldige bitte!“
Ungerührt drehte er sich zu ihr um. „Was sagst du dazu?“ Über die Schulter zeigte er auf eine alte Treppe, deren Stufen mit Teppich belegt waren.
Wie soll ich mich verhalten, überlegte sie fiebernd. Die nackte Wahrheit? Eine diplomatische Lüge?
„Komm schon!“, drängte er sie. „Ich will eine Reaktion.“
„Sie sieht furchtbar aus und riecht außerdem übel.“
„Genau das finde ich nämlich auch. Was sollen wir tun?“
Höchstens einen Läufer für unten. Je nachdem, was man unter dem Teppich fand, die Stufen lieber blanko lassen. Katie teilte Rigo ihre Überlegungen mit.
„Schreib dir das alles auf!“, erwiderte er knapp.
Die Arbeit machte Katie riesigen Spaß. Wer hatte schon das Glück, für einen muskulös gebauten Traummann zu arbeiten und einen echten alten italienischen Palazzo renovieren zu dürfen? Und das mit praktisch unbegrenzten finanziellen Mitteln? Allerdings sollte sie sich etwas von ihrem sexy Boss fernhalten, sonst würde sie wohlmöglich noch ein paarmal versehentlich mit ihm zusammenstoßen …
„Und hier?“ Mit der geballten Faust klopfte er gegen eine Wand im Treppenaufgang.
„Hier hat man Steinwände verputzt, die lieber original geblieben wären“, überlegte sie laut. Einen Moment lang sahen sie sich schweigend in die Augen.
„Genau“, stimmte Rigo zu und stieß sich von der Wand ab, um weiterzugehen.
Eilig atmete Katie durch und folgte ihm.
„Die können auch runter“, verkündete er und zupfte im Vorbeigehen an ein paar schweren, dunklen Vorhängen.
Wieder schrieb Katie sich etwas dazu auf und zuckte zusammen, als Rigo ihren Arm berührte und sie sanft zur Seite schob, um einen dunklen Fleck an der Mauer näher zu betrachten. „Das muss auch weg“, brummte er.
„Sandstrahlen?“, schlug Katie vor.
Vor Bewunderung hätte er beinahe breit gegrinst. „Wir brauchen einen Architekten, der sich auf historische Gebäude spezialisiert hat. Und einen Spezialisten für Steinfliesen. Notiere dir das!“
Sein diktatorischer Tonfall gefiel Katie immer weniger. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie ein Team waren. Was die Renovierungsmaßnahmen anging, arbeitete sie nicht ausschließlich als persönliche Assistentin.
Am Ende gelangten sie in einen großen Raum, der offenbar noch am Tag zuvor als Partyraum gedient hatte. Bis hierhin war das Personal noch nicht gekommen.
„Ich werde mich darum kümmern, dass wir hier gleich saubermachen“, versprach Katie und schüttelte den Kopf darüber, dass Menschen sich so achtlos und schlampig verhielten.
„Du?“ Verwundert starrte er sie an. „Das ist nicht deine Angelegenheit, Katie.“
Jetzt reichte es ihr aber. Katie riss der Geduldsfaden, und wenn es so weit war, kam jede Vernunft zu spät. Im Geiste sah sie wieder die besorgten, eifrigen Gesichter der Angestellten. „Ich bin vielleicht nicht so reich und kultiviert wie du“, herrschte sie Rigo an. „Aber wenn ich in etwas richtig gut bin, dann im Durchsetzen von Sauberkeit und Ordnung. Was glaubst du, wer die Eingangshalle geputzt hat? Übrigens hast du einen großartigen Personalstamm. Und wenn du nur einmal die Augen aufmachen würdest, wüsstest du das auch!“
Zu ihrer Überraschung ließ Rigo diesen verbalen Angriff anstandslos über sich ergehen. Er verbeugte sich tief und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Mein großartiges Personal hat mich bereits davon unterrichtet, was du gestern geleistet hast.“
„Sie haben das meiste erledigt“, wehrte Katie ab.
„Du bestehst nicht darauf, den Löwenanteil an der Aktion für dich zu beanspruchen?“
„Warum sollte ich?“
Rigo wirkte leicht verwirrt. „Warum hast du mich nicht um Hilfe gebeten?“
Gestern hatte sie nur daran gedacht, Rigos Ausgangsposition zu verbessern, damit er nicht gleich wieder abreiste und den Palazzo einem Makler übergab. „Damit wollte ich dich gestern Abend nicht mehr belästigen.“ Sie errötete und beschloss, schnell das Thema zu wechseln. Auf Rigos Lob konnte sie in diesem Augenblick gut und gern verzichten. „Du warst auch noch so aufgewühlt und …“
„Suchst du jetzt etwa für
Weitere Kostenlose Bücher