Julia Extra Band 348
absolut nichts zu tun.“
Zara stellte das klebrige Likörglas ab und zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich bin ich zum Teil ja auch selbst schuld. Wenn ich nur meinen Job gemacht hätte, wäre es zu diesen Missverständnissen gar nicht gekommen. Dann hätte ich nicht …“
„Was?“, drängte er sie sanft, weiterzusprechen.
„Ach, ich hätte das eben einfach nicht tun dürfen. Es war wirklich sehr dumm von mir.“
Ihre hilflose Zerknirschung traf ihn mit voller Wucht und Nikolai empfand heftige Reue. „Du warst machtlos dagegen“, versuchte er, sie zu trösten. „Genauso wie ich auch. Es war einfach stärker als wir. Oder glaubst du, dass so etwas normal ist zwischen zwei Menschen?“
„Keine Ahnung.“
„Du hast nicht allzu viel Erfahrung?“
Sie blickte auf eine abgewetzte Stelle in dem verblassten Teppich. Warum sollte sie Nikolai etwas vormachen? Dafür gab es keinen Grund.
„Nein. Genau gesagt gab es vor dir überhaupt nur einen Mann.“
Er zog ungläubig die dunklen Augenbrauen zusammen. „Nur einen einzigen?“
„Ist das so ungewöhnlich?“
„Für jemanden in deinem Alter schon. Zumindest gilt das für die Frauen, mit denen ich es normalerweise zu tun habe.“ Für ihn war es ein Hinweis darauf, dass Sex in Zaras Dasein ganz und gar nichts Beiläufiges war – ein Umstand, der für Nikolai eigentlich ein Grund sein müsste, auf der Stelle die Flucht zu ergreifen. Aber er musste seltsamerweise lächeln, während in ihm ein warmes Gefühl der Genugtuung aufstieg. „Und war er ein guter Liebhaber?“, fragte er. „Vielleicht der Mann, den du heiraten wolltest?“
„Weder noch, ehrlich gesagt. Er war einfach nur ein Kommilitone, der sich mehr für Rugby und Bier interessierte als dafür, wie man einer Frau Lust bereitet.“ Sie lachte kurz auf. „Und irgendwann lernte er die Tochter eines Farmers kennen, deren Familie viel Land besaß. Es dauerte allerdings eine Weile, bis er sich dazu aufraffen konnte, mir von ihr zu erzählen … auf jeden Fall schien die halbe Welt früher Bescheid gewusst zu haben als ich.“
Er dachte einen Moment über ihre Worte nach. Damit gab sie praktisch zu, dass sie vorher noch nie echte Lust erfahren hatte.
„Zara“, sagte er leise.
Als sie den Unterton in seiner Stimme hörte, bekam sie eine Gänsehaut. Dabei starrte sie weiterhin auf die kahle Stelle in ihrem Teppich, als ob ihr Leben davon abhinge. „Tu das nicht“, flüsterte sie.
„Was?“
„Das weißt du ganz genau“, erwiderte sie mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme.
„Sieh mich an.“
Zara schüttelte den Kopf. Wenn sie ihn jetzt anschaute, wäre sie verloren. Sie würde in den eisblauen Tiefen seiner Augen ertrinken und sich nach Dingen sehnen, die nicht für sie bestimmt waren.
„Zara?“
Und dann konnte sie nicht anders, als zu kapitulieren. Ihr Blick wurde magisch von seinem Gesicht angezogen, dem schön gezeichneten Mund und den blauen Augen, in denen ein sinnliches Versprechen stand.
„Tu das nicht“, flüsterte sie erneut.
„Ich kann nicht anders … und du auch nicht.“
Er zog sie an sich, und sie ließ es zu. War es nicht eine Ewigkeit her, seit sie ihre Finger in sein dichtes Haar gegraben hatte? Oder seit sie sich an seinen muskulösen Körper gepresst und ihm hungrig ihren Mund entgegengehoben hatte? Sie hörte, dass sein Atem schwer wurde, als er sie küsste. Seine Hände lagen besitzergreifend auf ihren sich nach seiner Berührung sehnenden Brüsten, und als Nikolai ihre harten Brustwarzen streichelte, stöhnte er leise auf.
„Ich denke jede verdammte Nacht an dich“, stieß er hervor, nachdem er aufgehört hatte, sie zu küssen. „An das hier. Dann stelle ich mir vor, wie ich dich so berühre.“ Er spürte, wie sie erschauerte. „Denkst du auch an mich, Zara?“
„Ja! Ja! “
„Dann komm mit zu mir“, verlangte er leidenschaftlich. „Komm mit. Jetzt sofort.“
Die Dringlichkeit in seiner Stimme machte sie fast wehrlos, und seine mit erfahrener Zärtlichkeit operierenden Fingerspitzen brachten Zaras Blut in Wallung. Aber sie verbot es sich, der Verlockung nachzugeben. Entschieden schüttelte sie den Kopf, obwohl es sie fast umbrachte. Wenn sie nicht sehr gut aufpasste, würde er sie sich einverleiben und ihr das Herz brechen. Wenn sie überleben wollte, musste sie an ihrer Unabhängigkeit festhalten, und zwar unter allen Umständen. „Ich … ich kann nicht“, stammelte sie, als sie spürte, dass er schon versuchte, ihr das
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