Julia Extra Band 348

ohnehin nicht mehr lange gehalten“, brummte er.
    „Trotzdem. Das Leben ist so kurz, glaub mir. Ehe du dich versiehst, sind deine Hauptsorgen Oberschenkelhalsbrüche und verlegte Gebisse.“ Sie seufze, lächelte dann aber listig. „Außerdem wirst du deiner Traumfrau niemals den Kopf verdrehen, wenn du ständig arbeitest und die restliche Zeit mit Frauen verbringst, die sich mehr für dein Geld und das, was du darstellst, interessieren als für das, was dahintersteckt.“
    Chloe fühlte ihre Haut kribbeln.
    „Also, wenn du mich heiraten würdest, Millicent, wäre ich bereit, weniger zu arbeiten. Und natürlich auf alle anderen Frauen zu verzichten“, sagte Simon.
    „Ich bin versucht, dich beim Wort zu nehmen, aber ich glaube, das würde keinen von uns Dreien wirklich glücklich machen.“ Sie sah Chloe an und lächelte. „Oder, Chloe?“
    Chloe schüttelte den Kopf. So oft sie auch versuchte, Millicent klarzumachen, dass sie und Simon nur Freunde waren, die alte Buchhändlerin machte immer wieder Anspielungen darauf, dass eines Tages mehr daraus werden würde.
    Und das war Chloes Meinung nach Unsinn.
    Wenn Simon mehr von ihr wollen würde als nur Freundschaft, hätte er das sicherlich gezeigt. Nicht, dass sie sich das gewünscht hätte. Oder dass sie ein weitergehendes Interesse an ihm gehabt hätte – abgesehen von dem sonderbaren Kribbeln, das sie manchmal überkam, wenn sie zusammen waren. Nein. Sie waren einfach nur Freunde. Kumpel. Als sich ihr ein wehmütiger Seufzer entrang, war sie ebenso verblüfft wie Millicent und Simon.
    Chloe räusperte sich. „Ich bin auf der Suche nach einem Kochbuch.“
    „Du weißt ja, wo du das findest, meine Liebe. In dem Regal am Fenster gibt es ein paar gebrauchte.“
    „Sie möchte eins mit Rezepten für kalorienarme Gerichte“, sagte Simon, und es war ihm anzusehen, was er davon hielt.
    Millicent verzog widerwillig den Mund. „Das moderne Zeug steht in dem Regal daneben.“
    Simon begleitete Chloe und sah mit ihr die kleine Auswahl von Kochbüchern durch. Sie entschied sich für eines mit Rezepten für nährstoffreiche Gerichte, deren Zubereitung höchstens 30 Minuten dauerte. Sie würde eben kleinere Portionen essen müssen. Das hatte sie gelernt, als sie sich zum ersten Mal fettarme Kekse gekauft hatte. Fettreduziert oder nicht – wenn man die ganze Schachtel auf einmal aß, wurde man eben doch dick davon.
    „Fertig?“, fragte er.
    „Nein, eine Sache noch“, antwortete sie und ging in den hinteren Teil des Ladens, in dem sich ein Regal befand, vor dem sie schon viel zu viel Zeit verbracht hatte.
    „Was willst du denn bei den Ratgebern?“
    „Na ja, ich suche Rat“, witzelte sie.
    „Welches Buch wird denn diese Woche in den Talkshows abgefeiert?“, fragte er matt.
    „Gar nichts wird abgefeiert.“
    Simon hob eine Augenbraue.
    „Also gut, einer der Gäste in einer Talkshow, die ich letzte Woche gesehen habe, hat ein Buch erwähnt, das ganz interessant klang.“
    „Ich wage kaum zu fragen, wie es heißt …“
    Sie musste sich räuspern, bevor ihr der Titel: „Du, so gut wie noch nie“ über die Lippen kam. Der Untertitel lautete: „Wie man sein Leben umkrempelt.“
    „Du kannst doch gar nicht mehr besser werden, als du bist, Chloe.“
    Bei seiner Bemerkung schlug ihr Herz Purzelbäume, auch wenn sie absolut nicht seiner Meinung war. Sie war ganz und gar nicht diejenige, die sie sein wollte, vor allem, was ihren Körper betraf.
    „Das sagst du nur, weil du mein Freund bist.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was, wenn ich nicht dein Freund wäre? Würdest du mir dann glauben?“
    „Du bist mein Freund.“
    „Sag es mir. Was würde dich denn dazu bringen, endlich zu begreifen, dass du gut bist, wie du bist?“, fragte er ungeduldig und sonderbar gereizt. „Wenn dieser Loser, mit dem du letztens zusammen warst, es dir gesagt hätte, hättest du ihm dann geglaubt?“
    Moment mal. Loser? Das war fies. Okay, sie hatte Greg nach ihrer Trennung als Loser bezeichnet und noch einige andere ausgesuchte Namen für ihn auf Lager gehabt, doch Simon hatte damals nichts Schlechtes über Greg gesagt. Nie hatte Simon etwas Negatives über die Männer gesagt, mit denen sie zusammen gewesen war. Niemals … bis jetzt.
    Nun dämmerte es Chloe. Er machte sich über sie lustig. Das war es.
    Sie erwartete, dass seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen. Doch eine Minute verging, und Simon rührte sich nicht – er sah sie weiterhin mit