Julia Extra Band 348
Anspielungen auf meine Tanzkünste?“
„Nein, nicht doch. Außerdem gehe ich ja mit jemand anderem hin.“
Er verzog den Mund. „Du weißt doch gar nicht, ob Trevor mitkommt, und auch nicht, ob er überhaupt tanzen kann.“
„Da hast du natürlich recht.“
„Aber ich bin doch ein bisschen beleidigt“, knurrte er. „Kreisel!“
„Ich habe ja nicht von dir geredet.“ Sie hustete. „Nicht direkt, jedenfalls.“
„Na warte.“
„Was denn?“
Plötzlich stieß er sie mit der Hand, die in ihrer Taille gelegen hatte, von sich. Sie stolperte ein paar Schritte rückwärts, nur um Augenblicke später wieder zu ihm herangezogen zu werden.
„Simon?“
„Halt den Mund und lass dich führen.“
Das hatte nichts mehr mit einem Kreisel zu tun. Jede seiner Bewegungen war gekonnt und perfekt ausgeführt. Chloe kam ihm kaum hinterher. Und mit dem sogenannten Keuschheitsabstand war es auch vorbei. Er hatte ihn schon ein halbes Dutzend Mal durchbrochen – und diese Berührung wurde von Mal zu Mal sinnlicher.
„Das hast du vor mir geheim gehalten. Wann hast du das gelernt?“, fragte sie, während er eine Drehung einleitete.
„Das ist schon ein Weilchen her. Margo hat gerne getanzt.“
Margo. Groß, dünn, mit pechschwarzem Haar und exotischen grünen Augen. Sie hatte als Einspringerin bei einem Broadway-Musical gearbeitet, als Simon vor zwei Jahren mit ihr zusammen gewesen war. Sie hatte nicht nur einen Körper wie eine Ballerina, obendrein konnte sie auch noch singen wie ein Engel. Chloe wusste bis heute nicht, warum sie Margo gehasst hatte. Und warum Margo auch sie nicht mochte. Diese Abneigung beruhte eben von Anfang an auf Gegenseitigkeit.
„Mach dich bereit“, sagte Simon mit diesem bezaubernden, teuflischen Lächeln.
„Wofü üüüür? “
Gerade hatte Chloe noch aufrecht gestanden, da wurde sie schon rückwärts geschleudert und so weit über seinen Arm nach hinten gebogen, dass sie die silberne Discokugel sah, die sich über ihnen drehte. Und dann erschien Simons Gesicht wenige Zentimeter vor ihrem. Sie waren beide außer Atem. Ob das vom Tanzen kann? Sie wusste es nicht. Obwohl sein einer Mundwinkel leicht nach oben zeigte, lächelte er nicht. Sein Gesichtsausdruck war ein wenig entrückt. Er wirkte desorientiert, als wäre er derjenige, bei dem die Welt gerade auf dem Kopf stand.
Der Song war vorbei. Nun wurde etwas Schnelleres gespielt. Langsam wurde Chloe von Simon wieder in eine aufrechte Position gebracht. Sie sah, wie sich die Tanzfläche um sie herum wieder füllte, vor allem mit Frauen, die mit ihren Freundinnen tanzten. Simon hatte recht – die meisten Männer tanzten nicht gern schnell, wenn sie es nicht wirklich gut konnten oder richtig betrunken waren. Weil keines von beidem auf ihn zutraf, war es umso seltsamer, dass sie sich immer noch auf der Tanzfläche befanden.
Obwohl sie nicht tanzten.
Eine Frau stieß von hinten gegen Chloe, sodass sie nach vorne taumelte. Sie versuchte, sich zu fangen, bevor sie gegen Simon fiel, doch es gelang ihr nicht. Der Keuschheitsabstand war zum Teufel. Das, was Chloe stattdessen fühlte, als ihre Körper aneinander gedrückt wurden, war beunruhigend.
„Wir sollten uns lieber wieder hinsetzen. Bei den ganzen Pfennigabsätzen hier habe ich Angst um meine nackten Füße“, sagte sie mit einem gezwungenen Lachen.
Doch nicht nur ihre Füße waren in Gefahr.
8. KAPITEL
Die Naivste
Chloe war mit Simon zum Abendessen verabredet. Es war seine Idee gewesen, aber sie hatte ihn ohnehin fragen wollen, ob sie das ausgefallene Essen von neulich nachholen wollten, um dabei noch einmal die Planung für seine Cocktailparty durchzugehen. Aber eigentlich wollte sie ihn einfach nur wiedersehen. Obwohl seit der Hochzeit seines Vaters erst wenige Tage vergangen waren, fühlte es sich zu lange an.
Sie hatten die Feier eine halbe Stunde nach ihrem Tanz verlassen. Ihr war ein wenig schwummerig im Kopf gewesen, was sie auf den Champagner geschoben hatte. Simon hatte sie wie immer bis zur Haustür gebracht. Auf dem Weg dorthin beschleunigte sich ihr Puls mit jedem Schritt. Würde er sie küssen? Und wollte sie das überhaupt? Aber er verhielt sich wie ein perfekter Gentleman, wenn er auch einen Moment lang zögerte, bevor er ihr ein Küsschen auf die Wange gab.
Verwirrt, sehnsüchtig und ein bisschen verloren war sie an jenem Abend zu Bett gegangen. Er wollte sie. Zumindest hatte sein Körper ihr das nach dem Tanz gezeigt. Was passierte da zwischen ihnen?
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